2024-04-25T14:35:39.956Z

Relegation
Zittern bis zum Schluss: Nur ein Tor hat dem SV Waakirchen um Trainer Christian Pölt (l.) zum Aufstieg gefehlt.
Zittern bis zum Schluss: Nur ein Tor hat dem SV Waakirchen um Trainer Christian Pölt (l.) zum Aufstieg gefehlt.

Waakirchen fehlt bei Herzschlagfinale ein Tor zum Aufstieg

Sieben Minuten Nachspielzeit reichen nicht aus

SV Waakirchen – SV Waakirchen gewinnt vor 700 Zuschauern 3:2 gegen den FC Real Kreuth und schrammt um ein Tor am Aufstieg vorbei

Im Fußball gibt es Momente, die wohl bei so manchem Zuschauer, Fan und Spieler graue Haare wachsen lassen. Im Relegations-Rückspiel zwischen dem SV Waakirchen und dem FC Real Kreuth am Samstagnachmittag kam es in der Nachspielzeit zu solch einem. Die 97. Minute war angebrochen. Spielstand 3:2 für die Waakirchner. Die Gastgeber waren somit ein Tor vom Aufstieg in die Kreisliga entfernt. Als letzte Aktion pfiff der Schiedsrichter einen Freistoß für den SV – aus weniger als 16-Metern Torentfernung. Mehr Dramatik geht kaum.

Doch zurück zum Anfang. Noch vor dem Anpfiff gedachten die knapp 700 Zuschauer dem in der Nacht verstorbenen ehemaligen FC-Real-Trainer Franz Wagner. Mit einer Schweigeminute und Kreuther Trauerflor wurde kurzzeitig vom Relegations-Wahnsinn abgelenkt. Dann erst ging es um Fußball.

Die ersten 20 Minuten waren nahezu ein Déjà-vu des Hinspiels. Kreuth wirkte nicht richtig wach, und die Waakirchner machten deutlich, dass für sie noch alles drin war. Erneut schafften sie es, Kreuth durch ein frühes Tor unter Druck zu setzen. Marinus Adler traf in der sechsten Minute mit einem scharfen Schuss ins rechte Eck – kaum zu halten für Kreuths Louis Sachau. „Wir waren super motiviert und kamen gut ins Spiel“, sagt SV-Trainer Christian Pölt.

Wie schon im Hinspiel kamen die Kreuther durch einen Elfmeter nach einem Foul an Moritz Mack zurück in die Partie. Wieder verwandelte Sergiu Sandra sicher und setzte den Startschuss für die wohl stärkste Phase der Gäste. In der 41. Minute brachte Michael Egger den FC Real in Front – allerdings nach abseitsverdächtigem Zuspiel. Nichtsdestotrotz war der Spielstand zu diesem Zeitpunkt keineswegs unverdient. „Spielerisch waren wir das bessere Team“, meint Kreuths Mittelfeldmann Simon Lang. Dies bestätigt auch SV-Offensivspieler Adler auf der Gegenseite: „Man hat den Klassenunterschied gemerkt.“ Mit der 2:1-Führung für die Gäste ging es in die Pause. Erneut sah es also danach aus, als wäre die Relegation bereits so gut wie entschieden.

Doch wiederum schafften es die Waakirchner, alles offen zu halten. Die Anfangsphase nach Wiederanpfiff gehörte den Gastgebern, wobei auch Kreuth, wie in der 55. Minute, Akzente setzte. Hier spielte Egger auf den völlig freistehenden Mack, der den Ball flach schoss, aber knapp am linken Pfosten vorbei setzte. Kurz darauf gelang Waakirchens Kapitän Sebastian Fischer mit einem Traumtor der Ausgleich: Aus rund 30 Metern Entfernung lupfte er den Ball über Sachau ins linke Toreck. Im Anschluss war es ein ausgeglichenes, vom Kampf geprägtes Spiel. „Hut ab, was die Moral, Motivation und Einstellung meiner Mannschaft angeht“, lobt Pölt.

Denn die war noch lange nicht fertig. Es lief bereits die Nachspielzeit, als erneut Sebastian Fischer ein platzierter Schuss ins linke Kreuzeck von Sachaus Kasten gelang. Der Kapitän brachte seine Mannschaft in Führung, und plötzlich wurde es noch einmal richtig laut auf der Tribüne. „Wir konnten uns auf die langen Bälle der Waakirchner nicht richtig einstellen“, gibt Kreuths Lang zu.

Der SV warf alles nach vorne, um das eine fehlende Tor zum Aufstieg zu erzielen. „Dass es wieder so eng war, war für alle schön, nur für uns nicht“, sagt Kreuths Trainer Bernhard Gruber. Als Schiedsrichter Nicolas Dolderer bereits sieben Minuten über der Zeit dem SV einen weiteren Freistoß zusprach, war die Spannung kaum zu überbieten. Erneut lief Fischer an – aber dieses Mal blieb der Schuss in der Kreuther Mauer hängen. Quasi zeitgleich der Schlusspfiff. Ein weiteres Mal entscheidet der FC Real Kreuth also eine nervenaufreibende Relegation für sich und spielt somit auch kommende Saison in der Kreisliga. „Wäre es noch zehn Minuten länger gegangen, hätten wir es noch gepackt“, ist sich Pölt sicher. „Aber auch so bin ich zufrieden mit diesem geilen Spiel am Ende einer guten Saison.“

Mit der Saison – oder zumindest mit der zweiten Hälfte – ist auch der FC Real zufrieden. „Wir haben uns für eine super Rückrunde belohnt“, sagt Lang. Dem stimmt sein Trainer zu, will jedoch so schnell nichts mehr von einer Relegation wissen. „Wenn dann nur noch nach oben, von Abstiegsrelegation reicht es mir“, meint er und fügt hinzu: „Nächste Saison starten wir gut.“
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Aufrufe: 012.6.2017, 12:53 Uhr
Miesbacher Merkur - Sofia EhamAutor