2024-06-04T08:56:08.599Z

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F: Volkhard Patten
F: Volkhard Patten

Vom Winde verweht: Spielabbruch in Bissendorf

Schiedsrichter beendete A-Junioren-Duell gegen BW Schinkel in der 55. Minute – Starke Böen: „Der Ball kam immer wieder zurück“

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Bissendorf. Spielabbrüche im Fußball wegen widriger Wetterbedingungen kommen hin und wieder vor. Mal ist es zu viel Regen, der den Rasen überflutet, mal ist es dichter Bodennebel, der das Weiterspielen unmöglich macht. Aber ein Spielabbruch wegen zu viel Wind? Diese seltene Kuriosität gab es am Samstag in Bissendorf.

Gegenüber standen sich auf dem Kunstrasen in einem Nachholspiel die A-Junioren-Kreisligateams der JSG Bissendorf/Wissingen/ Schledehausen und BW Schinkel. Unparteiischer war der Kreis-Schiedsrichter-Obmann im Osnabrück-Land, Ingo Dependahl. Der Abbruch erfolgte in der 55. Minute, als der Sturm aus Ostrichtung noch mal richtig aufdrehte. Die JSG aus Bissendorf führte zu diesem Zeitpunkt mit 1:0.

„Es waren schon sehr widrige Bedingungen“, sagt JSG-Trainer David Wege, dessen Team in der ersten Hälfte gegen den starken, teils sturmartigen Wind ankämpfte. „Der Ball kam immer wieder zurück, die Bälle rollten bei Standardsituationen ständig vom Fleck. Der Abbruch war schon korrekt. Schinkel wäre kaum mehr aus der eigenen Hälfte rausgekommen.“ Das bestätigte sein Schinkelaner Trainerkollege Wolfgang Klekamp. „Das war definitiv keine Fehlentscheidung, faire Bedingungen waren das nicht. So einen Spielabbruch habe ich auch noch nicht erlebt.“

Angesichts der Werte der Wetterstationen in Osnabrück und Belm, die im Rückblick eine Windgeschwindigkeit von 15 km/h auswiesen, wundert dieses Wetterphänomen in Bissendorf jedoch ein wenig. Sei es drum, Schiedsrichter Dependahl bereitete nach 25 Minuten beide Mannschaften darauf vor, abbrechen zu wollen, wenn sich nichts ändern würde. „Ich hatte schon ein komisches Gefühl, als ich auf den Platz kam. Es waren immer wieder starke Böen“, so der erfahrene Referee. „Wenn der Ball immer wieder zurückkommt, muss man im Sinne des Fair Plays entscheiden. Das habe ich getan“, so Dependahl, der sich an eine ähnliche Situation vor rund 20 Jahren auf dem ehemaligen Schlackeplatz beim Osnabrücker SC erinnert, als durch den Wind auch Äste von den Bäumen fielen.

Ein Schiedsrichter kann ein Spiel bei einer Gefährdung der Spieler aufgrund der Platzverhältnisse abbrechen – oder wenn der Ball nicht mehr ordnungsgemäß rollt. „Ungewöhnlich finde ich einen Spielabbruch durch Wind nicht. Regel 5 besagt: Der Schiedsrichter entscheidet nach bestem Wissen und Gewissen im Sinne der Spielregeln und im „Geist des Fußballs. Diese habe ich in diesem Augenblick angewendet“, so der KSO.

Das Beispiel dürfte nun bestimmt beim nächsten Belehrungsabend der Schiedsrichter auf der Tagesordnung erscheinen. Abschlussbemerkung: Beide Trainer waren mit dem Abbruch einverstanden, auch wenn auf beiden Seiten staunende Nachwuchskicker bis spät in den Abend hinein diskutierten. Ein Spielabbruch durch zu viel Wind, das haben wohl nur die wenigsten bisher erlebt, ist aber regelkonform.

Aufrufe: 01.3.2018, 08:00 Uhr
Neue Osnabrücker ZeitungAutor