Im Juni war für Michael Hochrein nach neun erfolgreichen Jahren beim Würzburger FV Schluss. Beide Seiten hatten sich darauf geeinigt, den auslaufenden Vertrag nicht zu verlängern. Michael Hochrein, der Fußball-Camps abhält, hatte sich ansonsten in dieser Saison von den Fußballplätzen der Region ferngehalten. "Ich habe das absichtlich so gemacht. Denn wenn ich irgendwo gesehen werde, dann heißt es gleich, der Hochrein will hier den Trainerposten übernehmen. Daher habe ich mich auch beim WFV und in Lengfeld nicht sehen lassen", verrät Hochrein, der bis Samstagnachmittag nicht mit einem kurzfristigen Engagement gerechnet hatte. "Ich hatte im Sommer Anfragen aus der Regionalliga. Aber das war alles zu weit weg. Hier in der Region bin ich von Klubs aus Landesliga und Bezirksliga angesprochen worden. Aber ich hatte entscheiden, erstmal eine Pause bis zum Winter zu machen und dann erst nächste Saison wieder etwas zu übernehmen." Doch es kam anders.
Noch am Samstagabend erhielt Hochrein einen Anruf vom TSV Lengfeld: "Das ist natürlich etwas anderes. Das ist hier mein Heimatverein direkt um die Ecke, das ist sozusagen meine Familie", begründet der A-Lizenz-Trainer. Deshalb habe sich rasch entschlossen, dem Verein zu helfen. Von 1997 bis 2004, also unmittelbar vor den neun Jahren beim WFV, war Hochrein beim TSV Lengfeld Trainer, führte den Verein von der A-Klasse mit vier Aufstiegen in Folge in die Bezirksoberliga Unterfranken. Doch die jetzige Situation ist eine schwierige, der TSV rangiert nach sechs Niederlagen aus acht Spielen am Tabellenende: "Das wird nicht einfach hier. Es ist eine Notsituation, da wollte ich helfen. Der Verein hat gute Strukturen, es gibt auch einen Kunstrasen. Zudem sind die Funktionäre ehemalige Spieler von mir. Daher habe ich bis zum Saisonende zugesagt." Hochrein will auch versuchen, bis zum Ende der Wechselfrist in wenigen Tagen vielleicht noch den einen oder anderen Spieler nach Lengfeld zu locken. "Aber auch das wird schwer. Daher muss ich versuchen, die Mannschaft auf Vordermann zu bringen. Eventuell können wir dann im Winter noch etwas machen." Bereits am Montagabend steht Hochrein erstmals mit seinem neuen Team auf dem Platz: "Wenn mir einer 48 Stunden vorher erzählt hätte, dass ich zwei Tage später wieder Trainer bin, hätte ich ihn für verrückt erklärt." Aber der Fußball schreibt eben manchmal verrückte Geschichten.