2024-05-02T16:12:49.858Z

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Das Ulmer Trikot hat Vinko Sapina (links mit Kapitän Johannes Reichert) immer mit Stolz getragen. Am Ende der Saison tauscht er es mit dem Dress des SC Verl.
Das Ulmer Trikot hat Vinko Sapina (links mit Kapitän Johannes Reichert) immer mit Stolz getragen. Am Ende der Saison tauscht er es mit dem Dress des SC Verl. – Foto: Horst Hörger

Verkaufsobjekte?

Sportchef Anton Gugelfuß sagt seine Meinung zur Ulmer Transferpolitik und erklärt, wie sehr diese Saison in der Corona-Krise den Verein finanziell belastet

Zu dem Thema, das derzeit Fußball-Ulm umtreibt, hat sich im vergangenen Jahr Uli Hoeneß geäußert. Der Ehrenpräsident des FC Bayern München kommentierte die Transferpolitik des Erzrivalen Borussia Dortmund, bei dem talentierte Spieler seiner Einschätzung nach Verkaufsobjekte sind. Die Schlussfolgerung von Hoeneß: So ein Spieler wird sich nie komplett mit einem Verein identifizieren. Genau das kann man Vinko Sapina gewiss nicht vorwerfen. Der Deutsch-Kroate wurde beim SSV Ulm 1846 ausgebildet, nach einem kurzen Abstecher zum FC Memmingen kehrte er vor fünf Jahren zurück und spielt seitdem wieder bei den Spatzen. Am Wochenende wurde nun bekannt, dass der 1,94-Meter-Schlaks nach dieser Saison zum Drittligisten SC Verl wechselt.

Sapina selbst sagte dazu: „Dieser Wechsel fällt mir alles andere als leicht. Ich bin ein Ulmer und war immer stolz, dieses Trikot zu tragen. Diese Stadt, der Verein und das Team liegen mir sehr am Herzen.“ Der Ulmer Vertriebs- und Sportdirektor Markus Thiele kommentiert die Personalie weniger emotional und sieht darin sogar eine Art von Geschäftsmodell: Spieler weiterentwickeln und für sie Ablöse bekommen. Das klingt und liest sich nach kaltem Kalkül, für den Ulmer Sportvorstand Anton Gugelfuß ist das eine schlichte Selbstverständlichkeit: „Es gibt in Deutschland einen einzigen Verein, der kein Ausbildungsverein ist.“ Womit wir wieder bei Uli Hoeneß und seinem FC Bayern München sind.

Mit dem deutschen Rekordmeister arbeiten die Ulmer bekanntlich seit dem Beginn dieses Jahres eng zusammen und auf eben diese Vereinbarung bezieht sich nach dem Verständnis von Gugelfuß zu großen Teilen die Aussage seines Direktors: zusammen mit den Bayern vor allem junge und ganz junge Spieler noch besser machen. Wenn daran dann noch etwas zu verdienen ist, dann käme das den Ulmern in der Corona-Krise sehr gelegen. Die Pandemie macht den Spatzen schließlich wirtschaftlich sehr zu schaffen. Der Aufwand ist bei 42 Punktspielen in einer einzigen Saison eher größer als kleiner geworden, hinzukommen die Ausgaben für regelmäßige Testungen und andere Teile des Hygienekonzepts. Auf der anderen Seite brechen die Einnahmen weg: keine Zuschauer, auch nicht im DFB-Pokal gegen Aue, das Zweitrundenspiel gegen Schalke 04 wurde gleich komplett nach Gelsenkirchen verlegt. Nach Rechnung von Gugelfuß kann der Etat in der kommenden Saison durchaus in der Größenordnung von 500.000 Euro schrumpfen. Bei einem Gesamtbudget von etwa drei Millionen Euro ist das ein gehöriger Batzen. Die Ablöse für Vinko Sapina im vermutlich fünfstelligen Bereich ist da eher ein Tropfen auf den heißen Stein.

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Aufrufe: 07.5.2021, 09:48 Uhr
Neu-Ulmer Zeitung / Pit MeierAutor