Verdacht auf Spielmanipulation?

Während in Schwerin gejubelt wird, herrscht in Neubrandenburg derzeit das blanke Entsetzen über die doch noch verlorene Meisterschaft. Die Enttäuschung ist sogar so groß, dass Achim Schröder, Vereinsberater des 1. FC Neubrandenburg, wegen Verdachts auf Spielmanipulation eine Strafanzeige gegen Unbekannt beim Verband eingereicht hatte. Auch Spielervater Frank Rodenhagen will die Staatsanwaltschaft Rostock beauftragen, zu prüfen, ob alles mit rechten Dingen zugegangen ist. Der Landesfußballverband wies zunächst die Vorwürfe zurück, erwartet aber in den nächsten Tagen von den vier Vereinen (Güstrower SC, Rostocker FC, 1. FC Neubrandenburg und FCM Schwerin) eine Stellungnahme, um sich ein Vor-Ort-Bild machen zu können.
Viele Vorwürfe gingen auch in Richtung des Rostocker Fußballclubs, der nur mit zehn Mann angetreten war und dann die heftige Packung kassierte. „Leider drehte Schwerin voll auf, führte schon nach zehn Minuten 4:0 und machte die Partie sehr schnell. Die Hitze tat ihr Übriges. Die Gerüchte, der Schiedsrichter habe zwölf Minuten nachspielen lassen und zwei Elfmeter verhängt, stimmen nicht,“ so RFC-Coach Paul Matz. In Neubrandenburg ist man über die Vorgehensweise der Rostocker nicht erfreut, hatte der RFC doch am 19. Spieltag die Partie gegen Neubrandenburg , wohlgemerkt fristgerecht, absagen müssen – die Hansestädter hatten nur sechs Einsatzfähige Spieler. Die Partie wurde dann 3:0 für Neubrandenburg gewertet. In der Vier-Tore-Stadt hätte man sich gewünscht, dass der RFC das Spiel gegen Schwerin ebenfalls absagt. Rostock wollte aber nicht noch einmal eine hohe Geldstrafe für die Spielabsage zahlen und trat sportlich motiviert in Schwerin an.
Prekär: Zum Zeitpunkt der Rostocker Spielabsage gegen Neubrandenburg war der FC Mecklenburg Schwerin noch Tabellenführer. Nur weil die Schweriner einen Spieltag später unerwartet die Tabellenführung beim 3:3 gegen Hafen Rostock vergeigten, konnte der 1. FC Neubrandenburg überhaupt noch Spitzenreiter werden. Wenn also alles „Normal“ verläuft, kräht kein Hahn nach den Ergebnissen am letzten Spieltag. Beim 7:1 der deutschen Nationalmannschaft im WM-Halbfinale gegen Brasilien gab es auch keinen Verdacht auf Spielmanipulation. Da war es auch nur der unbedingte Wille, die Spielfreude und die bessere Mannschaft, die Deutschland ins Finale schoss. So wie jetzt auch die Schweriner A-Junioren zum Landesmeistertitel.
Hagen Bischoff