2024-04-25T14:35:39.956Z

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Daumen nach oben: Der in Aßlar lebende Daniel Steuernagel (li.) zieht nach vier gemeinsamen Monaten mit Teamchef Stefan Reisinger auf der Trainerbank des KFC Uerdingen ein positives Fazit.  	Foto: Imago
Daumen nach oben: Der in Aßlar lebende Daniel Steuernagel (li.) zieht nach vier gemeinsamen Monaten mit Teamchef Stefan Reisinger auf der Trainerbank des KFC Uerdingen ein positives Fazit. Foto: Imago

Umbau in Uerdingen, Neubau in Lollar

3. LIGA: +++ Der in Aßlar lebende Fußballlehrer Daniel Steuernagel hat seit seinem Amtsantritt mit dem KFC Uerdingen sehr viel erreicht / Serie, Teil 1 +++

Wetzlar/Krefeld. Sie befinden sich auf den Spuren von Bernd Nickel, Peter Kunter, Bernd Rupp, Harald Karger, Matthias Hagner oder Peter Cestonaro: Raus aus Mittelhessen und rein in die große, Aufmerksamkeit erregende und vor allem lukrative Fußball-Welt.

Aus den heimischen Gefilden haben sie es auf den Rasen oder auf die Trainerbank geschafft und sich so ihren Traum aus Kindheitstagen verwirklicht. Sie haben es bis zum Nationalspieler geschafft, mischen in der Bundesliga, der 2. und 3. Liga mit. Oder sie spielen im Ausland. Grund genug, sie aufzuspüren und in den kommenden Wochen zu berichten, wie es ihnen zurzeit geht. Teil 1: Daniel Steuernagel (KFC Uerdingen).

Urlaub über die Feiertage? Von wegen! „Wer so viel unterwegs ist wie ich, der genießt es, mal einige Zeit zu Hause verbringen zu dürfen.“ Im Aßlarer Stadtteil Bechlingen bei seiner Frau Dagmar, die er seit Mitte Oktober nur noch sehr selten sieht. Bei den Eltern und bei den über 90 Jahre alten Großeltern in Hungen-Inheiden. Oder auf der Baustelle in Lollar-Ruttershausen, auf der es auch rund um Weihnachten und Silvester immer mal wieder etwas zu regeln gibt. Kommenden Sommer soll das neue Eigenheim bezugsfertig sein. „Und weil wir nicht schlüsselfertig bauen, sondern fast alles selbst organisieren, ist immer Arbeit da“, berichtet Daniel Steuernagel, der seit knapp drei Monaten beim Fußball-Drittligisten KFC Uerdingen auf der Trainerbank sitzt.

Genauer gesagt seit neun Spielen, seit fünf Siegen, zwei Unentschieden und zwei Niederlagen. „17 Punkte sind in Ordnung, obwohl es einige mehr hätten sein können, ja müssen“, ärgert sich der 40-Jährige beispielsweise über die beiden späten Ausgleichstreffer zum 1:1 beim Halleschen FC und beim Chemnitzer FC, ohne die die Krefelder vier Punkte mehr auf dem Konto gehabt hätten. Und damit punktgleich mit Waldhof Mannheim wären, die auf Relegationsrang drei den Blick nach oben richten.

Was auch für die Verantwortlichen in Uerdingen gilt. „Natürlich sind unser Präsident Mikhail Ponomarev und unser Sport-Manager Stefan Effenberg nicht angetreten, um auf Dauer in Liga drei zu spielen. Natürlich schielen beide in Richtung 2. Bundesliga“, gibt Daniel Steuernagel, der schon kurz nach seinem Rauswurf bei den Offenbacher Kickers in der Grotenburg-Kampfbahn eine neue Anstellung fand, unumwunden zu. Sagt aber auch: „Wir dürfen nicht vergessen, wo wie herkommen.“ Nämlich nach nur drei Dreiern aus den ersten elf Partien von Rang 16 und nur zwei Zählern Abstand zur Regionalliga West. „Insofern darf ich behaupten, dass wir gut gepunktet haben“, so Steuernagel.

Ob er dies auch bei den Verantwortlichen kann, wird sich im März zeigen. „Dann wollen wir uns zusammensetzen und beratschlagen, wie es weitergeht“, so der Fußball-Lehrer. „Am Anfang ist meistens alles gut. Wenn dann aber mal der Alltag einkehrt, sieht das oft anders aus.“ Natürlich möchte der ausgebildete Pädagoge, dessen Kontrakt bis 30. Juni dieses Jahres datiert ist, gerne beim DFB-Pokalsieger von 1985 bleiben. Natürlich möchte er die Chance nutzen, sich im Profifußball einen Namen zu machen. Natürlich möchte er das Begonnene fortsetzen und vor allem fortentwickeln. Und natürlich möchte er dem Vorurteil begegnen, nur der Platzhalter für Stefan Reisinger zu sein, der offiziell beim KFC als Teamchef arbeitet und ab Mai seinen Fußball-Lehrer macht.

Der 38-Jährige arbeitete schon in der Regionalliga als Assistent von Michael Wiesinger, diente danach Stefan Krämer, Norbert Meier, Frank Heinemann und zuletzt Heiko Vogel loyal, ehe ihn Investor Ponomarev von der zweiten in die erste Reihe beförderte. Steuernagel indes betont, dass diese Personalie überbewertet werde. „Wir haben in Uerdingen eine klare Aufgabenteilung und arbeiten fantastisch zusammen. Der Erfolg gibt unserem System recht“, liegen die Argumente eindeutig auf Seiten des gebürtigen Inheideners, auch wenn das Fußball-Fachmagazin „kicker“ unlängst berichtete, dass Reisinger als „Gesicht des Clubs längst vom KFC Uerdingen nicht mehr wegzudenken“ sei, der ehemalige Stürmer des SC Freiburg, der SpVgg. Greuther Fürth und des TSV 1860 München „vor den Partien die Ansprachen an das Team“ halte und meistens auch „das Torabschluss-Training“ übernehme.

„Wir gehen alle sehr respektvoll miteinander um“, lässt Daniel Steuernagel keine Zweifel daran aufkommen, dass die Zusammenarbeit mit Stefan Reisinger, Stefan Effenberg und Präsident Mikhail Ponomarev hervorragend läuft. „Persönliche Eitelkeiten spielen bei uns keine Rolle. Wir besprechen uns und gehen ab und zu gemeinsam essen“, so der Inheidener, der sein Team vergangenen Samstag nach kurzer Weihnachtspause auf dem Rasen des SV Vorst in der Nähe von Viersen zum ersten Training bat. Die Grotenburg wird derzeit modernisiert, die Heimspiele finden im Rheinstadion in Düsseldorf statt, die Übungseinheiten steigen mal hier, mal dort.

In der kurzen Winter-Vorbereitung, die inklusive Trainingslager in der Toskana nur drei Wochen dauert, möchte Steuernagel eigentlich die Weichen für eine noch bessere Zukunft legen und das Fitness-Defizit einiger Akteure, das er bei seinem Amtsantritt diagnostiziert hatte, beseitigen. Doch schon im ersten Training zeigte sich, dass beim KFC Uerdingen personell alles etwas kompliziert bleiben wird. Mit Franck Evina, Ali Ibrahimaj, Khalil Mohammad und Robin Udegbe fehlten gleich vier Akteure krankheitsbedingt. Manuel Konrad hatte sich bei privaten Laufeinheiten an der Wade verletzt und setzte aus. Osayamen Osawe (Oberschenkel) und Boubacar Barry (Schulter) schauten ihren Kollegen in Zivil bei der Arbeit zu. Beide sind nach wie vor angeschlagen. Das gilt auch für Kapitän Jan Kirchhoff, der nur Einzeltraining mit Ball absolvierte. „Das hatten wir natürlich anders geplant“, so Steuernagel über die nach wie vor lange Liste seiner maladen Kicker, und fügte an: „Wir müssen improvisieren.“

Einige Wochen sicher noch, bis zur Rückrunden-Fortsetzung am Sonntag, 26. Januar, gegen Aufsteiger Bayern München II. Dennoch sagt Steuernagel: „Ich bin froh, dass ich diesen Schritt gemacht habe.“ Der Erfolg gibt ihm bislang recht.

Im nächsten Teil der Serie im Fokus: Luca Waldschmidt (SC Freiburg).



Aufrufe: 06.1.2020, 23:00 Uhr
Alexander FischerAutor