2024-06-14T06:55:53.576Z

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– Foto: Heiko van der Velden

U21-EM: Kader der U21 unterstreicht Gladbachs Nachwuchsproblem

Am Mittwoch startet für die deutsche U21-Auswahl die EM. Erstmals seit 2004 gehört bei diesem Turnier kein Gladbacher Eigengewächs zum Kader.

Wenn am Mittwoch das erste Spiel der deutschen U21 bei der Europameisterschaft angepfiffen wird, werden Gladbach-Anhänger vergeblich nach Spielern ihrer Borussia suchen.

Erstmals seit der U21-EM im Jahr 2004 ist kein Gladbach-Profi im deutschen Team vertreten und auch kein Eigengewächs aus dem Fohlenstall. U21-Trainer Stefan Kuntz ist das nicht vorzuwerfen, denn der Grund ist ein ziemlich simpler: Es gibt bei Borussia schlichtweg kein Talent, das dafür aktuell infrage käme. Und das verdeutlicht das Nachwuchsproblem, das der Klub seit einigen Jahren hat. Nominiert hat Kuntz vor allem Spieler aus den Jahrgängen 1998 bis 2000.

Scannt man Gladbachs Profi-Kader, hätten Jordan Beyer (2000) und theoretisch Torben Müsel (1999) aufgrund ihres Alters dabei sein können. Während Müsel nach einer erneuten Operation am Knie aktuell in der Reha arbeitet, kann Beyer mit der Spielpraxis und der Entwicklung der anderen deutschen Talente nicht mithalten. Rechtsverteidiger Ridle Baku (VfL Wolfsburg) kommt auf 74 Bundesliga-Einsätze, Innenverteidiger Amos Pieper hat schon 65 Pflichtspiele für Arminia Bielefeld absolviert. Ernüchternd bleibt festzuhalten: Nach Beyers erstem und bislang einzigen U21-Länderspiel im September 2019 sind die Konkurrenten an ihm vorbeigezogen. „Junge Spieler, die aus der eigenen Jugend kommen, bekommen seltener die Chance, sich über mehrere Spiele zu beweisen“, sagte Beyer kürzlich im Interview mit unserer Redaktion und verwies dabei auf die ausländischen Top-Talente, die von Vereinen teilweise für Millionenablösen verpflichtet werden.

Nicht nur Borussia hat in der Bundesliga mit einem Mangel an deutschen Top-Nachwuchsspielern zu kämpfen. „Man kann darüber nachdenken, ob man Regulierungen einführt. Dass man nicht unzählige Ausländer in seinem Kader hat, sondern da Begrenzungen einführt, um den deutschen Jungs die Möglichkeit zu geben“, sagte Gladbach-Manager Max Eberl im vergangenen Herbst.

Im Klub wurde das Problem längst erkannt. Die eine Lösung gibt es dafür aber nicht, der Werdegang von hochbegabten Fußballern ist dafür von zu vielen Faktoren abhängig. Bewusst hat sich der Verein aber dafür entschieden, die U23 im vergangenen Sommer deutlich zu verjüngen. Mit Heiko Vogel wurde dort zudem ein Trainer installiert, der sich mit der Entwicklung von Talenten bestens auskennt. Ein Jahr zuvor wurde Sascha Eickel als U19-Trainer geholt, der mit der U19 von Eintracht Braunschweig den DFB-Pokal gewonnen hat.

Diese Schritte machen sich gerade in der Regionalliga West bemerkbar, wo der 2001er-Jahrgang um Torhüter Jan Olschowsky, Per Lockl, Julian Niehues und Kaan Kurt, die zum Teil auch schon in DFB-Teams berufen wurden, regelmäßig in der U23 spielt. Dahinter lauert Mika Schroers, Jahrgang 2002, der in 19 Regionalliga-Partien schon siebenmal getroffen hat. Auch der gleichaltrige Rocco Reitz bekommt dort Gelegenheit, sich zu zeigen, wenn er nicht zum Profi-Kader gehört. Auf ihnen beruhen Gladbachs Hoffnungen, den Nachwuchs in Zukunft auch wieder frühzeitig auf ein Top-Niveau zu bringen.

Aufrufe: 024.3.2021, 17:00 Uhr
RP / Hannah GobrechtAutor