2024-06-17T07:46:28.129Z

Spielbericht

Tütschengereuth fertigt Hallstadt ab

Auf dem kleinen Kunstrasenplatz in Hallstadt dauerte es eine Weile, bis das Kellerduell Fahrt aufnahm. Bereits nach acht Minuten mussten die Gastgeber erstmals wechseln, Dominik Wessel konnte verletzungsbedingt nicht mehr weitermachen, Alexander Schmid ersetzte den Mittelfeldmann und sah, wie den Staabeißern in der zehnten Minute ein Freistoß zugesprochen wurde. In zwanzig Metern Torentfernung legte sich Martin Wernsdorfer den Ball zurecht und hielt anschließend mit Wucht drauf, Simon Fischer im SVH-Gehäuse konnte das Leder jedoch an den Querbalken lenken und verhinderte den frühen Rückstand. Auf der Gegenseite besaß Joker Schmid nach einer Viertelstunde die größte Chance der Hallstädter auf einen Torerfolg, doch nachdem Fabian Rumpel einen Flachschuss prallen ließ, setzte Schmid den zweiten Ball aus sieben Metern über den Kasten und vergab die Riesenchance. Generell waren es vor allem die ruhenden Bälle, die für Torgefahr sorgten. Immer wieder unterband Schiedsrichter Jürgen Binder das Spiel, zahlreiche Freistöße waren die Folge und mit Michael Pfänder hatten die Gastgeber einen Akteur in ihren Reihen, der mit solchen Situationen durchaus etwas anzufangen weiß. So auch in der 19. Minute, als Pfänder einen Freistoß aus halblinker Position auf den linken Giebel zielte, Fabian Rumpel aber prächtig hielt. Zwei Zeigerumdrehungen verursachte der Mittelfeldregisseur dann auf der Gegenseite die nächste gute Freistoßgelegenheit und diesmal zielt Martin Wernsdorfer noch genauer. Aus 21 Metern und zentraler Position wuchtete der Stürmer den Ball zum 0:1 in die linke Ecke und ließ Tütschengereuth jubeln! Ein klasse Treffer des Sturmbullen, nichts zu halten für Simon Fischer im Tor der Hausherren, die nach dem Rückstand in eine Art Schockstarre verfielen. Fortan spielten nur noch die Staabeißer, die mit hoher körperlicher Präsenz und schnellem Direktpassspiel dem Neuling den Schneid abkauften und klar das Kommando an sich rissen. 28 Minuten waren gespielt, da ging es nach einem Ballverlust der Gastgeber ganz schnell. David So zog im Zentrum das Tempo an und legte für den links gestarteten Daniel Bernreuther auf. Clever legte der Linksaußen das Spielgerät erneut ab und bediente so Martin Wernsdorfer, dessen 20-Meter-Schuss knapp am rechten Pfosten vorbei zischte. Vier Zeigerumdrehungen später stand erneut Martin Wernsdorfer im Fokus, David So passte aus dem linken Halbfeld schön in den SVH-Strafraum, wo der Angreifer sich im zweiten Versuch behaupten und zum 0:2 einschieben konnte! Die Gäste wollten den Erfolg in dieser Phase einfach mehr, Hallstadt lief hinterher, Patrick Wessel stand im Angriff allein auf weiter Flur. Beinahe wäre es zur Pause sogar noch schlimmer gekommen, wieder setzte David So seine enorme Schnelligkeit ein und kam nach einem Steilpass zum Abschluss, aus 13 Metern brachte der im Winter aus Pettstadt gewechselte Stürmer den Ball aber nicht an Simon Fischer vorbei. Somit blieb es zur Pause beim verdienten Zwei-Tore-Vorsprung der Staabeißer, vom SV Hallstadt musste viel, viel mehr kommen.

Der zweite Durchgang begann ähnlich wie die erste Hälfte, zahlreiche Fouls und Unterbrechungen ließen zunächst kaum Spielfluss aufkommen, stattdessen verteilte der Unparteiische munter die eine oder andere Karte. Es dauerte bis zur 58. Minute, ehe der Fußball wieder im Mittelpunkt stand, nach feinem Zuspiel von Vincent Förtsch in die Gasse kam David So im Strafraum aber nicht zum Abschluss und vertändelte die große Möglichkeit auf das womöglich vorentscheidende 0:3. Welche Qualitäten der von der Elfenbeinküste stammende So allerdings besitzt, unterstrich er nur drei Zeigerumdrehungen später. Wieder verloren die Hausherren den Ball im Vorwärtsgang, an der Mittellinie zündete So den Turbo, dribbelte mitten durch die überforderte Hintermannschaft und tippte den Ball anschließend am herausstürzenden Fischer vorbei ins Netz! Was für ein Tor, Kapitän Michael Hittinger und Nebenmann Benedikt Landgraf sahen nur noch die Rücklichter des Angreifers, der damit sportlich mehr oder weniger alles klar machte. So bot sich den Akteuren Zeit, die unsportlichen Aspekte des Fußballs in Angriff zu nehmen. Bereits gelbvorbelastet quittierte Patrick Wessel eine Entscheidung des Referees mit Gelächter und höhnischem Klatschen, die Ampelkarte ließ nicht lange auf sich warten. Die Überzahl der SV-DJK dauerte allerdings nur drei Minuten an, der direkt im Anschluss an Wessels Platzverweis bei den Gästen gekommene Julian Geuß leistete sich gegen SVH-Keeper Simon Fischer nach einer Ecke eine Tätlichkeit, nichtmal 120 Sekunden (!) nach seiner Einwechselung wurde Geuß mit glatt Rot zum Duschen geschickt. Eine reichlich kuriose Phase, die rund 120 Zuschauer in Hallstadt zu sehen bekamen, spielentscheidend waren jene Situationen freilich nicht mehr. Knapp zwanzig Minuten vor Ende kam Gästecoach Christian Schalle ins Spiel, nachdem zwischenzeitlich Benedikt Landgraf für wiederholtes Foulspiel binnen drei Minuten ebenfalls vom Platz gestellt wurde, versenkte Schalle in der 82. Minute eine Flanke aus zwölf Metern zum 0:4. Der Schlusspunkt war jedoch dem Mann des Abends vorbehalten, in der Schlussminute machte Martin Wernsdorfer die Demütigung der Gastgeber perfekt, ungedeckt verarbeitete der Stoßstürmer ein flaches Zuspiel in den Sechzehner und traf ebenfalls flach zum 0:5-Endstand, der SV Hallstadt hatte die Gegenwehr zu diesem Zeitpunkt längst eingestellt.

Die DJK Tütschengereuth feiert also einen fulminanten Auftakt in die Restrunde und hat mit nun 22 Punkten den unmittelbaren Anschluss an die Nichtabstiegsplätze hergestellt. Einen solchen hat derzeit noch der SV Hallstadt mit 24 Zählern inne, wiederholen sich Vorstellungen wie an diesem Tage, dürfte es sich damit allerdings bald erledigt haben. Als der Aufsteiger in Rückstand geriet, spätestens aber nach dem 0:3 ließen die Gastgeber alles vermissen, was ein Duell zweier abstiegsgefährdeter Teams ausmacht. Dies führte dazu, dass man in der Schlussphase auf eigenem Geläuf teils minutenlang dem Ball hinterher lief und sich der Lächerlichkeit preisgab, Beinschüsse und Kabinettstückchen der Staabeißer inklusive. Kurzum: In Hallstadt muss eine radikale Wende her, ansonsten droht nach dem Auswärtsspiel beim SV O-/Unterharnsbach am nächsten Sonntag der Sturz auf den Schleuderplatz. Eben diesen könnte die DJK Tütschengereuth mit einem Heimsieg gegen den TSV Hirschaid verlassen. Die gezeigte Leistung bietet jedenfalls reichlich Grund zum Optimismus, das Offensivduo Wernsdorfer/So harmonierte, als würden die beiden seit Jahren zusammenspielen, im Abwehrverbund ließen die Staabeißer keinerlei Lücken und im Kasten hielt Fabian Rumpel alles, was auf selbigen abgefeuert wurde. Mit seiner Rückkehr auf die angestammte Position im Angriff scheint in Tütschengereuth ein magisches Dreieck heranzuwachsen, das auf dem Weg zum Klassenerhalt von entscheidender Bedeutung sein könnte.

Aufrufe: 031.3.2019, 17:40 Uhr
Georg LückemeierAutor