2024-04-30T13:48:59.170Z

Ligabericht
„Aufstieg 2017“ – am vorletzten Spieltag konnten sich die Akteure von Türkgücü Ulm das Meister-T-Shirt überstreifen. Foto: Rudi Apprich
„Aufstieg 2017“ – am vorletzten Spieltag konnten sich die Akteure von Türkgücü Ulm das Meister-T-Shirt überstreifen. Foto: Rudi Apprich
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Türkgücü Ulm: Mit italienischer Mentalität zurück in Bezirksliga

Betriebsunfall Abstieg prompt behoben - mit Rosario Lentini zum Erfolg

Betriebsunfall Abstieg prompt behoben. Unter der Regie von Rosario Lentini kehrt der SC Türkgücü nach einem Jahr wieder in die Fußball-Bezirksliga zurück.

Über 20 Jahre war Türkgücü Ulm Bezirksligist, hat viele Jahre zum Establishment der Liga gezählt und 2013 mit dem Aufstieg in die Landesliga Schlagzeilen gemacht. Umso tiefer saß im vergangenen Jahr der Schock, als nach einer völlig missratenen Saison der Abstieg in die Kreisliga A/Donau feststand – ein absoluter Tiefpunkt.

Dragan Trkulja, der im November 2015 das Zepter von Bayram Tuna übernommen hatte, war bei dem türkischen Klub der fünfte Trainer in den zurückliegenden Jahren. Und auch der Ex-Profi verließ im Frühjahr vorzeitig den Verein, nachdem die Herbstmeisterschaft mit der 3:4-Heimniederlage gegen den TSV Einsingen verpasst worden war und man aus der Winterpause mit einer 0:1-Niederlage beim TSV Blaustein gestartet war.

Mit dem Italiener Rosario Lentini, seit 13 Jahren als Spieler im Klub, übernahm ein Interner die Verantwortung. Mit einem 3:1-Sieg gegen Spitzenreiter SV Nersingen feierte er ein glänzendes Debüt. Mit dem 30-jährigen Spielertrainer zog italienische Mentalität beim türkischen Klub ein: defensive Spielweise statt geballter Offensivpower, zurückhaltende Effektivität statt dominantem Ballbesitz-Fußball. Lentini, der Landsmann Antonio Conte (FC Chelsea) als Vorbild sieht, favorisiert die konservative taktische Ausrichtung des italienischen Trainers. „Er hat es gut hingekriegt, die Truppe neu zu motivieren. Die Mannschaft hat ihn voll akzeptiert“, beurteilt Vorstand Ali Incecara den Trainerwechsel.

Auf seine Abwehr, so viel Tradition sei einem italienischen Coach gestattet, konnte sich Lentini verlassen. Mit 33 Gegentoren – Bestwert der Liga – verteidigte die Defensive clever, stand kompakt, setzte aber nicht auf den typischen Catenaccio, sondern spielte mit Einsatzbereitschaft und Courage. Ein anderer Schlüssel war die beste Offensive der Liga (80 Tore), in der vor allem Toptorjäger Burak Arslan mit 24 Saisontoren und Ali Kanik (14) herausstachen. „Ich habe unter vielen Trainern Erfahrung sammeln können, das kommt mir zugute“, betont der Trainernovize.

Passé ist die Opferrolle, die türkische Teams oft einnehmen, indem Sündenböcke für eigenes Versagen gesucht oder Entscheidungen von Schiedsrichtern nur schwer akzeptiert wurden. Nach dem 5:0 gegen Erbach II übernahm Türkgücü am 24. Spieltag die Tabellenspitze, verteidigte den Platz an der Sonne und bejubelte eine Partie vor Schluss die Meisterschaft. Wegen des Fastenmonats Ramadan wurden die Feierlichkeiten erst jetzt bei einer feucht-fröhlichen Party in einem Ulmer Szenenlokal nachgeholt.

Sechs Neuzugänge

Lentini hat mit Türkgücü schon mehrere Titel gewonnen, ist freilich auch zweimal aus der Landesliga und zuletzt aus der Bezirksliga abgestiegen. Daher blickt er mit gemischten Gefühlen auf die Horrorsaison 2015/16 zurück. „Ich hoffe, das war das letzte Mal“, beteuert Lentini. Für eine bessere Zukunft hat sich der Verein, der sich als dritter türkischer Bezirksliga-Klub nicht als ernsthafte Konkurrenz zu den Platzhirschen Türkspor Neu-Ulm und FC Blaubeuren sieht, mit sechs Spielern verstärkt: Filippo Moscatello, Tobias Weibler, Mauro Macchia, Eduard Gelzer (alle FV Senden), Onur Alkan (Türkspor Neu-Ulm) und Halil Altun (FC Blaubeuren). Dennoch warnt Vorstand Incecara vor übertriebenen Hoffnungen. „Als Aufsteiger kann unser Ziel erst einmal nur lauten: drinbleiben!“

Aufrufe: 012.7.2017, 09:19 Uhr
SWP / Winfried VoglerAutor