Dass der FSV trotz des in Potsdam erreichten 1:1 nur der Außenseiter im Rückspiel war, wurde den 500 Zuschauern schnell klar. Trotz der lautstarken Unterstützung von der Tribüne, wo knapp 50 Potsdamer gegen die Sprechchöre der Gütersloh-Fans antrommelten, spielte auf dem Platz nur eine Mannschaft – die der Gäste. Der FSV war in allen Belangen unterlegen, bekam weder Zugriff im Mittelfeld noch Stabilität in die Defensive. Besonders die linke Seite, über die die „Turbinen“ mit der erst 14-jährigen Gina Chmielinski mächtig aufdrehten, erwies sich als Schwachpunkt. Entlastungsangriffe waren Fehlanzeige, weil die wenigen flach aus der Abwehr heraus gespielten Bälle sofort wieder verloren gingen. Und die langen Bälle prallten an der Potsdamer Kette kontinuierlich ab.
Nachdem Alisa Ostwald bereits in der ersten Viertelstunde dreimal im Brennpunkt gestanden hatte, führte ein Patzer der FSV-Torhüterin bei einer Ecke von Aline Reinkober in der 23. Minute zum 0:1. Dass es mit diesem knappen Rückstand in die Pause ging, obwohl dem Potsdamer Druck eine Torchance nach der anderen entsprang, ließ dem FSV noch einen Schimmer Hoffnung.
In der 2. Halbzeit wurden die Gütersloherinnen etwas mutiger, etwas aktiver. Christian Franz-Pohlmann hatte mit Wechseln und Umstellungen auf die Unterlegenheit reagiert. Nun hatte endlich auch Valentina Vogt im Mittelfeld einige gute Szenen. Dennoch dauerte es bis zur 70. Minute, dass auch der FSV einmal auf das gegnerische Tor schoss: Der 16-Meter-Versuch von Nina Lange, im Hinspiel Schützin des Ausgleichstreffers, wurde jedoch zu einer sicheren Beute von Turbine-Keeperin Vanessa Fischer. Auf der Gegenseite machte Alisa Ostwald ihren 0:1-Fehler spätestens dadurch wieder wett, als sie in der 71. Minute gegen die völlig frei stehende Melissa Kössler per Fußabwehr das 0:2 verhinderte.
Wenig später (73.) war die Partie mit dem zweiten Treffer von Aline Reinkober, eine von sieben Potsdamer Spielerinnen mit Erfahrung aus der 2. Liga der Frauen, dann aber entschieden. „Wir hätten das Spiel viel früher für uns entscheiden müssen“, atmete Turbine-Coach Sven Weigang auf. Neben der eigenen Abschlussschwäche waren seine Angreiferinnen aber immer wieder auch von der herausragenden FSV-Innenverteidigerin Svenja Hörenbaum gestoppt worden. In der Schlussminute stellte Kössler mit dem 0:3 dann einen Spielstand her, der den Klassenunterschied zwischen beiden Teams an diesem Tag korrekt widerspiegelte. „Potsdam hat das Finale verdient erreicht“, gratulierte Christian Franz-Pohlmann den feiernden Gästen fair.
Im Moment der einzigen Saisonniederlage in einem Meisterschaftsspiel stellte der FSV-Trainer („Kopf hoch, Mädels“) den Erfolg seines Teams heraus, das souverän wie nie durch die Bundesliga West/ Süd- west marschiert war: „Niemand hatte vor der Saison damit gerechnet, und jetzt haben sie an der Spitze Deutschlands mitgespielt.“ Viel mehr konnte „CFP“ nicht sagen, denn immer wieder erstickten Tränen auch seine Worte.
Wie sehr die leidenschaftliche Arbeit und die Leistung des Trainers intern geschätzt wird, zeigte sich in den Szenen nach Spielschluss. Ehemalige und aktuelle Spielerinnen mit ihren Eltern bildeten einen großen Kreis auf dem Platz und verabschiedeten Christian Franz-Pohlmann mit einer kleinen Choreographie. „Wir sind stolz, dass wir ein Teil dieser Mannschaft sein durften“, rief Jutta Eis, Mutter von Spielführerin Jull Eis, ins Stadionmikrofon.