2024-04-30T13:48:59.170Z

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In nächster Zeit gilt sein prüfender Blick nicht mehr der eigenen Mannschaft, sondern künftigen Bundesliga-Spielern: Alexander Schraml ist seit 1. Juli Scout bei der TSG Hoffenheim.
In nächster Zeit gilt sein prüfender Blick nicht mehr der eigenen Mannschaft, sondern künftigen Bundesliga-Spielern: Alexander Schraml ist seit 1. Juli Scout bei der TSG Hoffenheim. – Foto: Karl-Heinz Hönl

Trainerkarriere ade? Alex Schraml arbeitet nun für Bundesligisten

Der 48-Jährige A-Lizenz-Inhaber ist nun Scout bei Bundesligist TSG 1899 Hoffenheim. Seine Aufgabengebiet: Südbayern, Österreich und Tschechien

Es ist still geworden rund um Alexander Schraml. Seit seinem Ende beim 1. FC Passau im Sommer 2019 ist der A-Lizenz-Inhaber arbeitslos - zumindest was seine Tätigkeit als Trainer betrifft. Fernab der Öffentlichkeit war der 48-Jährige Waidler aber sehrwohl fleißig. Der frühere Standard-Spezialist hat in den vergangenen Monaten eine neue Aufgabe vorbereitet: Der Polizeibeamte fungiert seit dem 1. Juli für Bundesligist TSG 1899 Hoffenheim als Scout. Wie es dazu gekommen ist, erklärt der gebürtige Philippsreuter (Landkreis Freyung-Grafenau) im Gespräch mit FuPa.

Alex, Du bist nun Scout bei der TSG 1899 Hoffenheim: Erzählt doch mal, wie es dazu gekommen ist?
Das ist richtig. Ich bin seit 1. Juli bei der TSG unter Vertrag und bin als Scout für deren Akademie unterwegs. Wie der Kontakt zustande kam, ist eigentlich ganz witzig: Im Juni 2019 war ich mit der U15-Bayernauswahl als Co-Trainer beim DFB-Länderpokal in Duisburg dabei. Damals war klar, dass ich nach meiner Zeit beim 1. FC Passau eine Pause mache. Auf der langen Busfahrt von der Sportschule Oberhaching nach Duisburg habe ich mich mit meinem Chef-Coach Hartmut Herold darüber unterhalten, dass ich gerne mal in einem Bundesliga-Nachwuchsleistungszentrum (NLZ) hospitieren möchte. Ich habe ihm erzählt, dass mich Hoffenheim reizen würde, da dieses NLZ seit Jahren gute Arbeit macht und für mich deutschlandweit zu den besten gehört.

Drei Tage später kamen wir nach einem Spiel mit der Auswahl in Duisburg mit einem Funktionär von Hoffenheim ins Gespräch, da fix war, dass zwei Spieler unserer Auswahl zur TSG wechseln. Während dieser Unterhaltung äußerte Hartmut mein Vorhaben von der Hospitation. Seitdem war ich mit Hoffenheim in Kontakt. Ich war dann 2, 3 Mal dort und seit Anfang des Jahres steht fest, dass ich ab Juli deren Scout bin.


Das ist nötig, um Scout werden zu können

War für Deine Scout-Tätigkeit eine besondere Ausbildung nötig?
Für die Scouting-Tätigkeit ist keine besondere Ausbildung nötig. Wichtig ist, das Niveau der eigenen Mannschaften zu kennen. Was man dann braucht, sind ein gutes Auge und ein funktionierendes Netzwerk.

Welche Aufgaben wirst Du im Rahmen Deiner Tätigkeit demnächst übernehmen?
Ich werde als Scout in Südbayern, Österreich und bei Bedarf auch in Tschechien unterwegs sein und mir Juniorenspiele anschauen. Interessant sind vor allem die Regionalligen, die Bundesliga-NLZ-Förderligen, die Bayernliga und die ÖFB-Jugendligen.

Wie kann man sich generell Scouting vorstellen - gibt Dir der Verein ein Spielerprofil vor und Du siehst Dich um. Oder pflegst Du eine Datenbank mit entsprechenden Details, auf die Du bei Bedarf zurückgreifen kannst?
Wichtig ist vor allem, wie schon erwähnt, das Niveau der eigenen Mannschaften zu kennen und dann Spieler zu sichten, die diese Mannschaften noch besser machen könnten und zur Philosophie von Hoffenheim passen. Das Niveau der eigenen Teams ist hoch und von daher müssen es schon Topspieler sein, die perspektivisch das Zeug für die U 17- bzw. U 19- Bundesliga haben. Die U 17 hat die Saison in der B-Junioren Bundesliga auf Platz 2 abgeschlossen, die U 19 wurde in der A-Junioren Bundesliga 5.

Ein konkretes Spielerprofil gibt es nicht. Das ist auch immer positionsabhängig. Entscheidend ist das Gesamtpaket. Und dass im Scoutingbereich mit Datenbanken gearbeitet wird, ist sicher kein Geheimnis.

Wie oft musst Du nach Hoffenheim - immerhin über vier Stunden von Deiner Heimat entfernt?
Stimmt. Nach Hoffenheim sind es zirka 420 km und rund 4 Stunden Fahrzeit. Ich werde bei Meetings natürlich vor Ort sein. Wenn ich in Hoffenheim bin, dann verbinde ich das natürlich damit, möglichst viele Spiele vor Ort zu sehen oder auch mal zu den Profis ins Stadion zu gehen. Normalerweise bleibe ich dann auch das ganze Wochenende dort. Aber das wird nicht die Regel sein.

Wie ist Deine Scouting-Tätigkeit mit Deinem Beruf als Polizist vereinbar?
Da gibt es keine Probleme. Ich mache das ja nicht hauptamtlich. Für Hoffenheim bin ich überwiegend am Wochenende unterwegs und da ich in meiner beruflichen Funktion in Gleitzeit arbeite, lässt sich das gut vereinbaren.

Ist Deine Scouting-Tätigkeit gleichbedeutend mit dem Ende Deiner Trainerkarriere auf regionaler Ebene?
Ob diese Tätigkeit das Ende meiner Trainerkarriere darstellt, kann ich abschließend noch nicht beantworten. Ich wollte diesen Job und die Tätigkeit als Scout und bin auch stolz für die TSG Hoffenheim arbeiten zu dürfen. Das Ganze nach Möglichkeit auch länger. Jetzt brenne ich erstmal drauf, dass es nach Corona endlich wieder losgeht. Alles andere wird sich dann ergeben. Im Moment steht eine Rückkehr ins Trainergeschäft nicht zur Debatte, aber man weiß ja nie...

Vielen Dank für das Gespräch - und alles Gute für die Zukunft

Aufrufe: 08.7.2020, 09:00 Uhr
RedaktionAutor