2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview
Gerade das Spiel mit seinem Freunden ist es, was Moosbauer in Hohenau wertschätzt.
Gerade das Spiel mit seinem Freunden ist es, was Moosbauer in Hohenau wertschätzt. – Foto: Robert Geisler

Torjäger »Jagge« Moosbauer und die Reife des Alters

Egal, ob Kreis- oder Bezirksliga: Jakob Moosbauer (27) vom SV Hohenau ist seit Jahren ein zuverlässiger Torjäger - und ein ehrlicher Zeitgenosse

Gerade auf der Kreisebene ist es mit Superlativen was Spielerleistungen betrifft nicht weit her. Schießt der Stürmer mal in einem Spiel ein oder zwei Tore, ist er gleich der Torjäger schlechthin. Angesichts dessen wird es immer schwieriger, in der Masse der scheinbaren Stars einen tatsächlich herausragenden Spieler ausmachen zu können. Bei Jakob "Jagge" Moosbauer vom SV Hohenau ist es in diesem Zusammenhang relativ einfach. Der 27-Jährige, der im FuPa-Interview allerhand Persönliches preisgibt, überzeugt seit Jahren mit einer außergewöhnlichen Treffsicherheit - in der Kreis- und Bezirksliga.

Jakob, was zeichnet Deiner Meinung nach einen guten Torjäger aus?
In erster Linie ist hier wohl der berühmt-berüchtigte Torriecher zu erwähnen. Ein guter Torjäger kann technische oder läuferische Defizite dadurch wettmachen, dass er einfach immer richtig steht - und dann auch weiß, wo das Tor steht.

Ist es eine besondere Qualität, viele Tore zu schießen - oder ist es in vielen Fällen einfach nur Glück?
Natürlich gehört Glück dazu, keine Frage. Der oft genannte Instinkt ist aber Grundvoraussetzung, um überhaupt Glück haben zu können. Insgesamt ist es dann relativ einfach, einen Torjäger zu benennen - die Zahlen lügen nicht. Ein guter Stürmer schießt viele Tore über viele Jahre hinweg. Und schafft man es, über einige Spielzeiten hinweg regelmäßig eine gute Torausbeute zu haben, kann es nicht nur Glück sein - denn das ist bekanntlich relativ schnell aufgebraucht.


Das große Geheimnis rund um die Treffsicherheit.

Erzähl uns doch mal: Wie laufen die Momente ab, bevor Du einnetzt? Schaltest Du da komplett ab und verlässt Du Dich auf Deine Instinkte - oder hältst Du Dich ganz bewusst an bekannte Abläufe?
Oft geht das Ganze automatisch vor sich, also ohne, dass ich mir besonders viele Gedanken mache. Die instiktive Entscheidung ist eigentlich die beste. Überlegt man beim Torabschluss zu viel oder zu lange, klappt's meistens nicht. Das können wohl alle Fußballer bestätigen.

Bist Du gefährdet, nach Negativerlebnissen zu verkopft zu werden?
Auf alle Fälle, das kann ich nicht abstreiten. Dann gilt es, die vorher angesprochenen Automatismen irgendwie wieder zu bekommen. Das gelingt im Normalfall durch einfachste Übungen im Training oder durch ein Erfolgserlebnis im Spiel. Ein Treffer - und schon läuft's wieder. Hier brauche ich dann vielleicht doch ab und zu Glück (schmunzelt). Mir ist bewusst, dass das alles Phrasen sind. Aber es gibt einfach keine Erklärung für das Toreschießen - und auch nicht, wenn es nicht klappt.

Du giltst als arbeitender Stürmer, als einer, der dahin geht, wo es weh tut - aber gleichzeitig weiß, wo er stehen muss. Würdest Du dieser Beschreibung zustimmen?
Ja, absolut. Ich bin auch nicht der stille Spieler auf dem Platz. Ich versuche meine Mitspieler generell zu motivieren - und zu instruieren, wenn es um das Pressing geht.

Besteht die Gefahr, dass Du wegen Deinen vielen Kilometern nicht mehr konzentriert genug bist, wenn es zum Torabschluss kommt?
Früher, in noch jüngeren Jahren, war das durchaus der Fall. Man lernt allerdings dazu. Und inzwischen bin ich doch schon 27 Jahre. Ich weiß, wie ich spielen muss, um auch in den letzten Minuten noch genügend Körner zu haben. Wieder so ein Gefühl, das man eigentlich nicht erklären kann.

Nicht nur aufgrund Deiner Spielweise, sondern auch wegen Deiner Torgefährlichkeit bist Du bei den gegnerischen Mannschaften sehr unbeliebt. Wie gehst Du damit um, als "Bad Boy" zu gelten?
Ja, das habe ich auch schon gehört, dass ich bei gegnerischen Mannschaften sehr unbeliebt bin. Aber sind wir uns doch ehrlich: Will ich erfolgreich sein, muss ich auf eine gewisse Art und Weise eine Drecksau sein. Und ja, das gebe ich zu, das bin auch auf dem Platz. Ich bin aber so selbstbewusst und behaupte, dass ich neben dem Spielfeld eigentlich ganz in Ordnung bin. Diejenigen, die mich wirklich kennen, wissen das auch.


Ein gewohntes Bild: Die Nummer 9 des SV Hohenau dreht zum Torjubel ab.
Ein gewohntes Bild: Die Nummer 9 des SV Hohenau dreht zum Torjubel ab. – Foto: Robert Geisler


Wie gehst Du damit um, wenn Du auf dem Platz als "Lieblingsopfer" der gegnerischen Abwehr auserkoren wirst?
Hier kommt mir wiederum mein doch schon fortgeschrittenes Fußballer-Alter zugute. Früher war ich dann ebenso aufbrausend. Heute kann ich darüber schmunzeln und revanchiere mich mit einem Tor.

Deine Treffgenauigkeit ist auch deutschlandweit nicht verborgen geblieben. Du durftest Dich an der ZDF-Torwand beweisen. Bist Du einer, der sich im Rampenlicht sonnt - oder gibst Du Eurem Fußballchef Walter Boxleitner recht, der Dich als absoluter Teamplayer bezeichnet?
Solche Sachen sind mir zwieda. Ich brauche es nicht, hervorgehoben zu werden. Wenn dann haben das andere Hohenauer Spieler verdient. Diejenigen, die weit über 30 sind, seit einer Ewigkeit für den Verein spielen und noch nie Schlagzeilen hatten. Auch wenn es wieder so eine Phrase ist, aber: Mir ist es lieber zu gewinnen als ein Tor zu schießen.


Warum der SV Hohenau seine große Liebe ist.

Viele Tore, diese Schlagzeilen - Hand auf’s Herz: Ist es schwierig, nicht abzuheben?
In jungen Jahren war das schon schwieriger, das gebe ich zu. Inzwischen aber nicht mehr. Einen großen Anteil daran haben meine Mitspieler, die gleichzeitig meine Freunde sind. Durch Späße und blöde Sprüche sorgen sie immer wieder dafür, dass man gerne am Boden bleibt (lacht).

Die Kehrseite der Medaille: Als Torjäger Deines Heimatvereins lastet sicher auch ein gewisser Druck auf Dir, Deinen Farben immer wieder mit Toren zu helfen.
(lacht) Und schon wieder sind wir beim Alter. Mit Anfang 20 bin ich fast durchgedreht, wenn ich mal fünf Spieler hintereinander kein Tor gemacht habe. Mittlerweile nehme ich solche Flauten mit größerer Gelassenheit hin. Auch wenn ich mir noch so viele Gedanken mache, kann ich es ja nicht ändern, dass der Ball manchmal einfach nicht rein will.


Einmal Hohenau, immer Hohenau: Trotz zahlreicher Angebote verspricht Stürmer Jakob Moosbauer seinem Heimatverein die ewige Treue.
Einmal Hohenau, immer Hohenau: Trotz zahlreicher Angebote verspricht Stürmer Jakob Moosbauer seinem Heimatverein die ewige Treue. – Foto: Robert Geisler


Ok - dann schließt sich folgende Frage logischweise sogleich an: Wann schießt Du den SV Hohenau zurück in die Bezirksliga?
Hoffentlich noch in dieser Saison, wann auch immer diese zu Ende sein wird. (überlegt) Ach, die Fußballpause ist schon bitter - gerade nach der nervigen Wintervorbereitung. Es lässt sich jedoch nichts ändern an der Situation.

Für Dich bestünde ja auch die Möglichkeit, ohne den SVH auf Bezirksebene zurückzukehren.
Jaja, das Wechselthema - ein alter Hut. Vor einigen Jahren hat es mich durchaus gereizt, für einen anderen Verein zu spielen. Nun aber nicht mehr. Der SV Hohenau ist mein Verein, für den ich spiele, solange mich meine Beine tragen.

Was zeichnet Hohenau Deiner Meinung nach aus?
Was bringt es mir, in der Statistik vielleicht ein paar Landesliga-Spiele zu haben? Was bringt es mir, mit Fußball Geld verdient zu haben? Ich spiele hier beim SVH mit meinen Freunden, was mir sehr viel Spaß macht. Mehr brauche ich nicht, damit mich dieses Hobby ausfüllt. Ich bin mehr als zufrieden.

Schönes Schlusswort. Danke für das Gespräch und alles Gute für die Zukunft.

Aufrufe: 012.6.2020, 15:00 Uhr
RedaktionAutor