2024-05-08T14:46:11.570Z

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Vier Einsätze für den FC Vaduz im UEFA-Cup: Tim Großklaus (rechts, gegen Dominic Washausen, FC Kandern) spielte ein halbes Jahr auch unter Pierre Littbarski. | Foto: Norbert Kreienkamp
Vier Einsätze für den FC Vaduz im UEFA-Cup: Tim Großklaus (rechts, gegen Dominic Washausen, FC Kandern) spielte ein halbes Jahr auch unter Pierre Littbarski. | Foto: Norbert Kreienkamp

Tim Großklaus: Spielertrainer, Taktikfuchs und Torgarant

Tim Großklaus war einst Fußballprofi beim FC Vaduz, im Sommer führte er den SV Liel-Niedereggenen als Spielercoach in die Kreisliga A

Der ehemalige Fußballprofi Tim Großklaus hat seinen Heimatverein, den SV Liel-Niedereggenen, als Spielertrainer, Taktikfuchs und Torgarant in die Kreisliga A geführt. Ein Ruhepol und seine große Effizienz.
Ein Mann großer Worte, überbordender Satzstafetten und hochtrabender Lobeshymnen ist Tim Großklaus nicht. Voreiligen Enthusiasmus sucht man beim Spielertrainer des Aufsteigers vergebens. Dazu hat der 31-Jährige schlicht zu viel erlebt, zu viele Rückschläge hinnehmen müssen. Der Coach des Kreisligisten besticht durch Ruhe und Unaufgeregtheit. Ein nüchterner Mann, der den Erfolg zurückgebracht hat nach Liel-Niedereggenen. „Es macht hier Spaß“, betont der in einem Basler Treuhandbüro tätige ehemalige Fußballprofi, der seit zweieinhalb Jahren die Lieler Zügel in der Hand hält.

Eine Zeit, in dem er seinem Team eine klare Handschrift verpasst hat. Hinten stehen sie kompakt und diszipliniert, vorne ist das Angriffsspiel auf den Spielertrainer zugeschnitten. Gerade 21 Tore fing der SV vergangene Runde. 43 der 87 markierten Treffer gingen auf das Konto von Großklaus. Im Aufstiegsjahr war er von der Konkurrenz nicht zu stoppen. Was wohl auch den Teams eine Klasse höher kaum gelingt. Nach sieben Spielen ist Großklaus für elf der insgesamt 22 Tore der Grün-Weißen verantwortlich. Der Aufsteiger ist in der Liga angekommen und steht vor dem achten Saisonspiel am Sonntag gegen den FC Hausen im Tabellenmittelfeld auf Platz acht. „Dieses Jahr geht es nur um den Klassenerhalt, danach schauen wir weiter“, findet der Spielertrainer.

Als Top-Torjäger der Basler U21 zum FC Vaduz

Nüchterne Worte, die sich mit Blick in Großklaus Biographie leicht erklären lassen. Erstmals Kickschuhe schnürte der Stürmer bei seinem Heimatverein, den er nunmehr selbst als Trainer leitet. Über die Nachwuchsstationen Alemannia Müllheim und den SV Weil wechselte Großklaus in die A-Jugend des FC Basel. Dort machte er besonders in der U21 auf sich aufmerksam. Als zweite Mannschaft spielt die in der dritthöchsten Schweizer Liga. Unter der strengen Beobachtung des Schweizer Rekordnationalspielers Heinz Hermann markierte er in seinem zweiten Jahr 26 Treffer und wurde Torschützenkönig der damaligen 1. Liga, Gruppe 2. Der Start seiner Profikarriere.

Denn als Trainer Hermann 2007 zum FC Vaduz in die Challenge League, die zweite Schweizer Liga, wechselte, nahm er seinen Goalgetter direkt mit. „Das war anstrengend, das war schön“, erinnert sich Großklaus heute an seine Profizeit in Liechtenstein, in der er unter anderem auch von Weltmeister Pierre Littbarski trainiert wurde. Zu seinen besten Zeiten taxierten Clubs seinen Marktwert auf 250000 Euro. Gereicht für ein Leben in Saus und Braus hätte das wohl nur, wenn der Körper mitgespielt hätte. „Zum Einstieg hat man nicht schlecht verdient, aber es war schon klar, dass man hinterher noch was machen muss“, sagt Großklaus.

Drei Tore steuerte er 2007/08 zum Meistertitel des FC Vaduz in der Challenge League bei, feierte den Aufstieg in die Super League, gewann zweimal den Landespokal. Viermal lief er für den Liechtensteiner Club im UEFA-Pokal auf, beide Male scheiterte Vaduz in der ersten Qualifikationsrunde. 2007 an Dinamo Tiflis, ein Jahr später an HSK Zrinjski Mostar.

Doch immer wieder war Großklaus von Verletzungen geplagt. Keines seiner Profijahre konnte er verletzungsfrei durchspielen. In der Super League kam er nur auf fünf Einsätze und 199 Spielminuten. In der Winterpause 2008/09 kehrte Großklaus in die Challenge League zurück, zunächst leihweise, dann fest für zwei Jahre beim FC Wil, für den er 15 Tore in 43 Spielen erzielte. Dann, 2011, entschied er sich für den Cut. „Da habe ich den beruflichen Werdegang in den Fokus gestellt“, sagt er heute. In Basel begann er als Immobilen- und Liegenschaftsberater zu arbeiten, kickte parallel in Schweizer Amateurligen, anfangs bei den Old Boys Basel, später beim FC Rheinfelden.

Zweiter Frühling in Liel-Niedereggenen

„Ich habe Schritt für Schritt nach unten gemacht.“ 2015 übernahm er den abstiegsbedrohten Landesligisten Spvgg. Untermünstertal, konnte den Sturz in die Bezirksliga aber nicht verhindern. Nach dem Abstieg gingen Untermünstertal und Großklaus getrennte Wege. Womit die Erfolgsgeschichte des SV Liel-Niedereggenen begann. Denn im Anschluss heuerte er zur Winterpause bei seinem ebenfalls abstiegsbedrohten Heimatverein an. Dieses Mal gelang in der B-Klasse der Ligaerhalt. Und bei Großklaus begann der zweite Frühling.

Die erste verletzungsfreie Saison des Familienvaters in den vergangenen zehn Jahren bescherte Liel-Niedereggenen im Sommer dieses Jahres schließlich den Aufstieg. Und wer weiß, bleibt der Erfolgsgarant verletzungsfrei, vielleicht feiern sie beim SV Liel-Niedereggenen dann bald den Aufstieg in die Bezirksliga. Es wäre der größte Erfolg der 69-jährigen Vereinsgeschichte. In Großklaus Ruhe liegt die Lieler Kraft.
Aufrufe: 04.10.2018, 19:16 Uhr
Jakob Schönhagen (BZ)Autor