SV Bonlanden: Sieben Stück gegen den Verdacht

Es war ein seltsamer Widerspruch. Die Begegnung war bereits seit einigen Minuten beendet, da standen Ugur Yilmaz und Srdjan Savic immer noch auf dem Rasen. Gesten- und wortreich gingen die beiden Torjäger noch einmal Spielszenen durch, diskutierten Lauf- und Passwege. Allein daran gemessen, hätte einen auf Seiten des Fußball-Landesligisten SV Bonlanden ein ungutes Gefühl beschleichen können. Hatten die Filderstädter etwa einen Rückfall in ihre Angriffsflaute dieser Saison erlebt?

Ein Blick auf die Anzeigetafel gab Aufschluss. Von dort leuchtete es Weiß auf Schwarz: 7:1. Tatsächlich hatte der Aufsteiger gerade einen seiner höchsten Punktspielsiege der vergangenen Jahre herausgeschossen. Zugleich wischte er mit seinem Auftritt gegen den Tabellenletzten TSV Weilheim einen Verdacht energisch beiseite. Von wegen, dass sich diese Mannschaft nur gegen große Gegner zu großen Leistungen aufraffen kann, sich bei eigentlichen Pflichtaufgaben aber ächzend übers Spielfeld quält.

Der „Traum“ nimmt Formen an

Insgesamt sind die Bonlandener nun in fünf Partien in Serie ungeschlagen. Drei Siege, zwei Remis. Zum neuen Tabellenzweiten N.A.F.I. Stuttgart besteht ein Abstand von gerade einmal vier Zählern – wonach man an der Humboldtstraße allmählich ins Nachdenken kommen könnte, was in dieser Saison eigentlich noch so alles möglich ist. Mehr und mehr bestätigen sich jedenfalls die Prognosen des Trainers Klaus Kämmerer. Jener war zum einen nach einer missratenen Sommervorbereitung von Anlaufschwierigkeiten ausgegangen – genau so geschah es. Zum anderen hatte er ja schon im August frohlockend kund getan: „Wenn von diesem Kader einmal alle Mann da und fit sind, ist das ein Traum.“

Aktuell sind fast alle da, fit und mittlerweile auch auf dem angestrebten Leistungslevel. „Eigentlich ist es gerade egal, wen ich spielen lasse. Wir haben eine sehr breite Qualität“, sagt Kämmerer. 23 Mann, die um elf Startplätze buhlen. Ein interner Konkurrenzkampf, der belebt und dem der steile Formanstieg mit zu verdanken ist. Geradezu absurd wirkt es vor den jüngsten Ergebnissen, dass dasselbe Ensemble vor ein paar Wochen noch die Offensive als Problemzone beklagte. Zur Erinnerung: an den ersten acht Spieltagen waren die Bonlandener viermal ohne Treffer geblieben.

Pottmeyer-Freistoß als Türöffner

Nun, am Samstag, erwies sich ihr Gegner nur 20 Minuten lang als ebenbürtig. Fabio Brandner hatte per Kopf sogar die Führungschance für den Außenseiter. Dann betätigte sich der Kapitän Andreas Pottmeyer mit einem direkt verwandelten Freistoß als Türöffner für Kämmerers Aufgebot. Dann legte Savic nach schöner Vorarbeit von Rüchan Pehlivan und Pottmeyer gleich den zweiten Treffer nach. Und dann wurde es ein düsterer Nachmittag für den Kontrahenten von der Teck.

Während die Bonlandener mitunter wie im Training kombinierten, „sind wir zusammengebrochen wie ein Kartenhaus“, konstatierte der Weilheimer Coach Benjamin Geiger. Weder die feurige Kabinenansprache, die er gehalten hatte, noch gleich drei Auswechslungen von ihm zur Pause wirkten noch. Geigers im Sommer nach 17 (!) Spielerabgängen komplett neu zusammengestelltes Greenhorn-Team war schließlich schlicht überfordert.

Tor des Tages von der Mittellinie

So schraubten Yilmaz per Handelfmeter, Pottmeyer mit einem Flachschuss nach Yilmaz-Musterpass, erneut Savic per Kopf sowie der eingewechselte Fabio Andretti das Resultat in die Höhe. Bei den Treffern der beiden Letztgenannten legten zwei weitere Männer von der Bank auf, die Youngsters Dennis Adam und Rudi Hartmann. Und zwischendurch, da war dann auch noch Steffen Schmidts 6:0 – jener Treffer, der mehr als alle anderen sinnbildlich für eine Erkenntnis stand: wenn’s mal läuft, dann läuft’s. Der 26-Jährige überwand den Gästekeeper frech mit einer Bogenlampe von der Mittellinie aus.

Bleiben fürs Erste nur zwei unbeantwortete Fragen. A) Wohin der Weg nun eben führen kann? Pflichtgemäß sagt Kämmerer: „Als Aufsteiger spielen wir so lange gegen den Abstieg, bis wir die rechnerisch nötigen Punkte auf dem Konto haben.“ Zugleich weiß aber freilich auch er, dass die Seinen im Normalfall mit einem solchen Thema in etwa so viel zu tun haben werden wie Fortuna Düsseldorf mit dem Gewinn der deutschen Meisterschaft.

B) Was es jetzt eigentlich war, das die Herren Yilmaz und Savic nach dem Abpfiff noch so lange beschäftigte? Der eine immerhin, wenn auch nur per Strafstoß, hatte seine persönliche sechswöchige Trefferdurststrecke beendet. Nachdem der etatmäßige Bonlandener Elferschütze Ronald Ried (Zerrung) früh verletzt ausgeschieden war, schnappte Yilmaz sich die Kugel. Der andere, Savic, steht nun bei bemerkenswerten acht Toren aus den vergangenen vier Partien – dies als ursprünglicher Abwehrmann.

Jenes ist noch so ein vermeintlicher Widerspruch, mit dem man beim SV Bonlanden gerade sehr gut leben kann.

SV Bonlanden: Wiedmann – Liebenstein (61. Hartmann), Ried (3. Schilling), Häcker, Baradel – Pottmeyer, Schmidt, Presthofer, Pehlivan (61. Dennis Adam) – Savic (69. Andretti), Ugur Yilmaz.

TSV Weilheim: Lang – Korbiakis (67. Ehrler), Roos, Brandner, Schaufler – Ayyildiz (46. Kanarya) – Dominkovic, Can Yilmaz (46. Kljajic), Sari, Kottmann (46. Egrlic) – Lisac.

Alle Ergebnisse des 13. Spieltags:

13. Spieltag 10.11. 14:30 SV Bonlanden - Weilheim/T. 7:1 10.11. 14:30 Oberensingen - Waldstetten 1:1 10.11. 14:30 Blaustein - TSV Bad Boll 0:2 10.11. 16:00 Hofherrnw. - TSV Neu-Ulm 5:2 11.11. 14:30 Weilimdorf - Echterdingen 1:0 11.11. 14:30 Germ. Bargau - TSV Buch 0:6 11.11. 14:30 NAFI Stgt - Geislingen 5:2 11.11. 14:30 FV Sontheim - Ebersbach/F. 2:1

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