2024-06-14T06:55:53.576Z

Allgemeines
Der SV Bonlanden will so schnell wie möglich wieder nach oben. Foto: Singer
Der SV Bonlanden will so schnell wie möglich wieder nach oben. Foto: Singer

SV Bonlanden hat keine Lust auf Wasser und Brot

Nach dem Abstieg in die Bezirksliga wollen die Filderstädter den direkten Wiederaufstieg.

Nach dem tiefen Fall gibt es für das langjährige Aushängeschild des Filder-Fußballs nur ein Ziel: Zurück nach oben. Doch wie kommt man mit den neuen Gegebenheiten klar?

Der Kulturschock wird womöglich erst noch kommen. Dann, wenn für die Mannschaft des SV Bonlanden die Punkterunde begonnen hat. Dass die Auswärtsfahrten nun nicht mehr wie zu guten Zeiten nach Ulm, Mannheim oder Göppingen führen, sondern nach Plattenhardt, Sillenbuch und Rohr, ist dabei nur ein Aspekt. 'Eine Riesenumstellung' erwartet der Trainer Klaus Kämmerer vor allem von den Rahmenbedingungen her. Es sind da die vermeintlich kleinen Dinge, die den Filder­städtern veranschaulichen dürften, auf welchem neuen Feld sie zu Werke sind. Wie schnell gewöhnt man sich als Kicker etwa daran, dass bei Abseits kein Linienrichter mehr seine Fahne hebt? Oder wie sehr irritiert es, dass zum Warmmachen statt eines weiten Stadiongrüns an vielen Orten nur noch ein Wiesenfleck zwischen Kabinentür und Tartanbahn zur Verfügung steht?

Ungewohnt widrige Bedingungen und nur ein Ziel

Willkommen in der Bezirksliga. Willkommen am Ende des Komforts. Nach Jahrzehnten an den Fleischtöpfen des Amateurfußballs sind die Schwarz-Weißen quasi bei Wasser und Brot angelangt. Drei Abstiege innerhalb von fünf Spielzeiten stehen für eine Talfahrt, die in puncto Rasanz ihresgleichen sucht. Und manch einer mag sich an der Humboldt­straße folglich noch immer selbst zwicken in der Hoffnung, aufzuwachen und feststellen zu können: alles bloß ein schlechter Traum. Doch der Albtraum ist die Realität - eine, die laut Kämmerer eine spannende Frage birgt. 'Entscheidend wird, wie zügig wir diese Umstände annehmen', sagt der Coach. Seine eigene Devise lautet: nicht hadern und lamentieren, sondern hart arbeiten für eine umgehende Begradigung.

Saisonauftakt für den SV Bonlanden in der Bezirksliga Stuttgart

1. So., 04.09.16 15:00 A VfB Obertürkheim
04.09.
2. So., 11.09.16 15:00 H TSVgg Plattenhardt
11.09.
3. So., 18.09.16 15:00 A SSV Zuffenhausen
18.09.

Entgegen bisheriger Bonlandener Gepflogenheiten gibt es diesmal keine Tiefstapelei. Selbst aus der Chefetage verlautet nur ein Ziel: Aufstieg, die prompte Rückkehr auf Landesebene. Alles andere ließe sich auch schwer verkaufen - einerseits in Anbetracht der Vorgeschichte der Abteilung, die letztmals 1986 lediglich in solchen Niederungen vertreten war wie aktuell. Andererseits ob der Tatsache, dass der Kader weitgehend zusammengeblieben ist. In diesem tummeln sich sieben Spieler, die für den Club sogar schon in der Oberliga im Einsatz waren. Qualitativ gibt es für Kämmerer keine Zweifel: 'Eigentlich gehört diese Mannschaft in eine höhere Spielklasse.' Und in der verkorksten vorigen Saison stellten der Kapitän Stefan Adam und dessen Mitstreiter dann unter dem im März eingestiegenen Trainer ja auch immerhin das sechstbeste Rückrundenteam. Dass die Mission 'Rettung' dennoch scheiterte, lag weniger am Leistungseinbruch auf der Zielgeraden als an früheren Versäumnissen.

In der Vorbereitung auf die neue Runde hat Klaus Kämmerer nun zwei Schwerpunkte gesetzt, bei denen sich für gewöhnlich jedem Kicker das Nackenhaar sträubt: Konditionsarbeit und Taktikschulung. Laufwege und überhaupt Verhaltensmuster auf dem Rasen bimst der 55-Jährige den Seinen ein - und zudem, so das Bemühen, wieder diesen 'unbedingten Hunger und Ehrgeiz, Dinge zu erreichen', wie er es nennt. 'Charakterlich ist diese Mannschaft klasse', sagt Kämmerer, 'aber ich denke, dass in Bonlanden zuletzt gewisse Grundsätze verloren gegangen sind.'

Gestandene Figuren und neue Kräfte

Frischen Wind soll darüber hinaus ein halbes Dutzend neuer Kräfte einbringen, von denen fünf Ex-Schüler Kämmerers sind. Unterteilen lassen sie sich in zwei Kategorien. Erstens: aufstrebende, entwicklungsfähige Talente. Dies trifft auf Philipp Krämer sowie die aus Vaihingen geholten Philipp Zirfaß und Philipp Rosenberg zu. Zweitens: Gestandene Figuren. Jenes bezieht sich auf die für Notfälle reaktivierten Fabio Lapeschi und Lucio Fanelli sowie den Keeper Dustin Müller. Letzterer ersetzt nominell den beruflich bedingt ausgestiegenen Philipp Günther. Ob er ihn auch als Nummer eins beerbt, bleibt abzuwarten. Kämmerer sieht ein offenes Duell zwischen dem Routinier und dem Eigengewächs Luca Wiedmann.

Zwei weitere erhoffte Transfers sind geplatzt. Bereits einig war sich der Verein mit dem Eltinger Torjäger Sascha Häcker und dem einstigen Vaihinger Fabio Andretti - bis der Abstieg in die Quere kam und beide Kandidaten absprangen. Auch das sind Dinge, mit denen man sich als Nur-noch-Bezirksligist dann abfinden muss. Bezüglich des Kräfteverhältnisses in der Staffel bestärken sie Kämmerer in seiner Einschätzung: 'Klar, wir wollen Meister werden. Aber die Übermannschaft, die das im Vorbeigehen schafft, sind wir nicht.'

Diese Erkenntnis wiederum hat kein Schockpotenzial. Im Verdacht, die Bodenhaftung zu verlieren, waren die Bonlan­dener eh noch nie.

Aufrufe: 011.8.2016, 11:00 Uhr
Filder-Zeitung / Franz StettmerAutor