2024-05-10T08:19:16.237Z

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Champions-League-Einsatz in Trikot-Nr. 24: Julia Pollak spielte gegen Ajax Amsterdam von Beginn an.
Champions-League-Einsatz in Trikot-Nr. 24: Julia Pollak spielte gegen Ajax Amsterdam von Beginn an. – Foto: Foto: privat

Startelfdebüt beim FC Bayern für Julia Pollak

Ebersbergerin mit riesigem Erfolg

Julia Pollak (18) aus Ebersberg kam beim FC Bayern München in der Bundesliga und Königsklasse zu ihren Startelf-Debüts. Das Ziel des Teams ist die Meisterschaft.

Ebersberg – Zum Abschluss eines in vielerlei Hinsicht denkwürdigen Spieljahres setzte der FC Bayern München beim Rückrundenauftakt der Frauen-Bundesliga ein überdeutliches Ausrufezeichen. Beim SC Sand fuhr das Fußballteam von Trainer Jens Scheuer seinen zwölften Sieg im zwölften Ligaspiel ein und geht verdient als Wintermeister (40:1 Tore!) und neun Zählern Vorsprung auf Meister und Pokalsieger Wolfsburg in die Winterpause. Einen schöneren Jahresabschluss als das 8:0-Schützenfest hätte sich Bayerns Linksverteidigerin Julia Pollak aus Ebersberg nicht erträumen können.

Keine vier Monate ist es her, dass die 18-Jährige am ersten Spieltag ihrer ersten Profisaison in der 84. Spielminute ihr Bundesliga-Debüt gegen die Sanderinnen am FC Bayern-Campus feierte. Dort hat sich die einstige Jugendspielerin des TSV Ebersberg inzwischen bestens eingelebt. „Nach meiner Sprunggelenkverletzung und der Corona-Pause war das im Sommer anfangs schon eine Umstellung, so von Null auf jeden Tag Training, Testspiel oder Bundesliga“, erzählt die amtierende U17-Europameisterin am Telefon.

Pollak benötigte keine Eingewöhnungszeit

Besonders ihre Handlungsschnelligkeit in den einzelnen Ballaktionen habe sich dadurch jedoch nachhaltig verbessert. „Das Trainingsniveau ist sehr hoch, das Tempo deutlich schneller. Aber ich habe mich in der Mannschaft direkt wohlgefühlt und da sehr gut reingefunden. Natürlich auch durch immer mehr Spielzeit.“

Nach zwei weiteren Einwechslungen in der Bundesliga sowie einem kurzen Pokaldebüt in Jena, schnupperte Pollak im Sechzehntelfinal-Hinspiel gegen Ajax Amsterdam vor zwei Wochen erstmals Champions-League-Luft. „Nochmal ein ganz anderer Rahmen, besonders was die Aufmerksamkeit für den Wettbewerb angeht.“

Pollak bedauert es, ihre Familie nicht dabei zu haben in den Spielen

Aus ihrem privaten Umfeld bekommt sie die Aufmerksamkeit und Unterstützung pandemiebedingt jedoch ausschließlich vor und nach den Partien via Smartphone mitgeteilt. „Es ist schade, dass meine Eltern und die Familie noch kein einziges Bundesligaspiel live im Stadion sehen konnten. Aber ich weiß, dass sie und meine Freunde jedes Spiel im Fernsehen anschauen, auch wenn ich nicht spiele.“

Selbstverständlich hätte Julia Pollak ihrem „kleinen Privat-Fanclub“ auch vergangenen Mittwoch auf den Sitzplätzen des Campus-Stadions gerne zugewunken, als sie im Rückspiel gegen Ajax erstmals von Beginn an mit ihrer Rückennummer 24 auflief. Diesmal links im Mittelfeld. Nur 28 Sekunden nach dem Anpfiff bejubelte Pollaks Team bereits das Führungstor durch Lineth Beerensteyn und löste souverän mit 3:0 Treffern die Fahrkarte ins Viertelfinale.

Pollak profitierte von Verletzung von Simons

Nur vier Tage später, beim Rückrundenauftakt in Sand, sollte die vielseitig einsetzbare Flügelspielerin zunächst wieder auf der Bank Platz nehmen. Da Carolin Simons Einsatz von muskulären Beschwerden beim Aufwärmen verhindert wurde, konnte Julia Pollak ihr Startelfdebüt in der Bundesliga unerwartet doch noch in diesem Jahr abhaken. Vielleicht, so überlegt sie im Nachhinein, „war es ganz gut, dass ich nicht viel Zeit zu überlegen hatte, weil von Anfang an schon nochmal etwas anderes ist“.

Die erste Ballberührung, der erste angekommene Pass, der erste gewonnene Zweikampf, schnell war die Nervosität verflogen – und der erste Scorerpunkt auf dem Konto. Einen Sander Rettungsversuch spielt Pollak direkt in den Fuß von Klara Bühl, die mit einem Traumtor von der Strafraumkante aus den Torreigen eröffnete (6.). Und da die 1,71 Meter große Ebersbergerin bei Standards immer im Strafraumgetümmel dabei ist, hatte Pollak auch beim 4:0 (53.) durch Marina Hegering ihren Schopf im Spiel.

Ein gegentorfreier Abschluss einer ausnahmslos siegreichen ersten Saisonhälfte war für die Debütantin aus Ebersberg am Ende der „coolsten Woche des Jahres“ besonders wichtig. „Man ist schon erleichtert, wenn man zweimal durchgespielt und zweimal gewonnen hat. Aber nach zwei englischen Wochen auch richtig k.o.“

Pollak lässt die ersten Schritte ihrer Karriere auf sich wirken

Bis Anfang Januar die Vorbereitung am FCB-Campus startet, will Julia Pollak in die Berge gehen, Lesen, Serien gucken, die Zeit mit ihrer Familie genießen und ihre ersten Eindrücke aus dem Leben einer Profisportlerin sacken lassen. „Das wird von manchen unterschätzt, die meinen, da spielt und trainiert man nur. Die tagelangen Reisen und das viele Drumherum außerhalb des Platzes vergessen viele.“ Dass sie als Fußballspielerin anders als viele andere nach dem Sommer nicht im Homeoffice eingesperrt, sondern unterwegs war, ihre größte Leidenschaft gemeinsam mit ihren Mitspielerinnen sportlich voll ausleben durfte, „war schon ein Privileg“.

Fürs neue Jahr wünscht sich Julia Pollak zuerst, „dass sich die Corona-Lage ins Positive verändert“, ehe es sportlich bei den Bayern „genauso weiterläuft“ und für sie persönlich „noch ein paar Einsätze mehr“ dazukommen können. Vollständig angekommen im Profikreis sieht sich die 18-Jährige aufgrund ihrer totalen Spielzeit noch nicht. Den professionellen Bayern-Jargon beherrscht sie dafür schon umso besser: „Wir haben eine sehr gute Mannschaft und starken Zusammenhalt. Wir dürfen aber nicht denken, dass die Saison jetzt von allein so durchläuft. Es wird nicht einfach. Aber wir haben ganz klare Ziele, wollen jedes Spiel gewinnen und nach 2016 endlich wieder Titel holen.“ (Julian Betzl)

Aufrufe: 025.12.2020, 14:30 Uhr
Ebersberger Zeitung / Julian BetzlAutor