2024-05-23T12:47:39.813Z

Ligavorschau
Nico Sasso ist ein Eigengewächs der Sportfreunde Schwäbisch Hall. Im Sommer ist er zum zweiten Mal zurückgekehrt. Das Team steht ungeschlagen an der Tabellenspitze der Landesliga.  Ufuk Arslan
Nico Sasso ist ein Eigengewächs der Sportfreunde Schwäbisch Hall. Im Sommer ist er zum zweiten Mal zurückgekehrt. Das Team steht ungeschlagen an der Tabellenspitze der Landesliga. Ufuk Arslan

Sportfreunde Schwäbisch Hall: Nico Sasso im Interview

„Die Einstellung muss passen“

Er gehört zu den zentralen Figuren im neuen Team der Sportfreunde Hall. Nico Sasso spricht über die Vergangenheit, seine Vielseitigkeit und Menschenführung.

Herr Sasso, es war zu Saisonbeginn nicht zu erwarten, dass das Team so gut startet, weil es einen großen Umbruch gab. Was sind die Gründe aus Ihrer Sicht, warum es gleich so gut läuft?

Nico Sasso: Vor allem der Teamgeist. Wir haben eine gute Mischung aus Alt und Jung. Die Jungen müssen noch dazulernen, aber sie sind motiviert und lassen sich was sagen. Es gibt gute Strukturen, was man früher nicht immer hatte.

Der Wechsel nach Hall war auf dem Papier für Sie ein Rückschritt von der Verbandsliga in die Landesliga. Warum sind Sie im Sommer trotzdem zu den Sportfreunden zurückgekehrt?

Für mich war klar: Wenn ich in die Landesliga zurückgehe, dann nur, wenn ich das Gefühl habe, dass man aufsteigen kann und ein Konzept dahintersteckt. Auch beruflich kann ich mein Engagement bei den Sportfreunden gut verbinden, weil ich nicht so weit fahren muss.

Hatten Sie auch andere Angebote?

Ja, die hatte ich, auch höherklassige. Zudem gab es Angebote als Spielertrainer. Ich hab schon in der Vergangenheit gesagt, was mich stört. Als Spielertrainer hätte ich dann die Dinge selbst in der Hand gehabt. Früher hatte ich ab und an das Gefühl, dass ich nicht mehr gehört werde. Aber wenn du einen Trainer hast, der mich als Führungsspieler wahrnimmt und mich einbindet, dann übernehme ich auch gern Verantwortung. Und das Spielen macht mir dann auch mehr Spaß, so wie zurzeit. Ich merke, dass ich ein gutes Standing habe. Es passt einfach.

Sie haben in allen Jugendmannschaften der Sportfreunde gespielt und sind nun zum zweiten Mal zum Verein zurückgekehrt. Wie hat sich der Verein verändert?

Das Konzept, das man früher immer haben wollte, wird wieder durchgezogen: Zum einen setzt man viel auf die Jugend und zum anderen hat man erfahrene Spieler dazugeholt wie beispielsweise Boris Nzuzi oder Chris Baumann, die charakterlich sehr gut ins Team passen. Und auch der Teamgeist wird gefördert. Man geht zum Beispiel wieder gemeinsam weg, was in der Vergangenheit nicht mehr so der Fall war. Ich hatte davor das Gefühl, dass der Verein unbedingt weiter hoch wollte, was in Ordnung ist. Deswegen wurde ein anderer Weg versucht, aber die jetzige Philosophie passt wieder besser zu mir.

Auch die Infrastruktur hat sich verändert …

Absolut. Alleine unser tolles Stadion. Ich habe damals in der Verbandsliga auch im Schenkenseestadion gespielt, als es nicht gut zu bespielen war. Da waren wir Vierter und im Umfeld wurde nach dem Spiel trotzdem gemeckert, warum wir nicht schön spielen, obwohl wir 2:0 gewinnen. In den letzten Jahren wäre man froh gewesen, wenn man Vierter gewesen wäre und nicht so schön gespielt hätte. Das war noch Jammern auf hohem Niveau.

Vorangehen, Ton angeben, führen: Das ist schon eine Rolle, die Ihnen Spaß macht?

Absolut. Ich würde hier nicht spielen, wenn dies nicht von mir gefordert wäre. Ich glaube, dass ich darin meine Stärken habe. Ich bin mittlerweile erfahrener und wenn ich etwas auf dem Feld sehe und es nicht ändern darf, dann würde mich das stören und unzufrieden machen. Und dann leidet auch meine Leistung darunter.

Wie führt man junge Spieler?

Man muss ihnen zeigen, dass man immer will. Man darf nicht den Kopf in den Sand stecken, das ist ganz wichtig. Sie dürfen Fehler machen, aber die Einstellung muss passen. Ich glaube, ich habe da ein gutes Feingefühl, wann jemand einen Anschiss braucht und wann mal aufbauende Worte. Es ist wichtig, dass man da auf den Einzelnen eingeht, weil jeder anders tickt. Das ist bei der Arbeit so und beim Fußball genauso.

Sie haben schon mehrere Treffer diese Saison per Kopf nach einer Standardsituation erzielt. Woher kommt diese Stärke?

Häufig ist es Gefühlssache, wann man in die Lücke startet. Das hat auch mit Erfahrung zu tun. Früher habe ich ja noch teilweise Stürmer gespielt. Davon profitiere ich heute noch.

Kopfball, Zweikampf, Passspiel: Gibt es etwas, was Sie nicht so gut können?

Torwart (lacht). Als B-Jugendlicher war ich mal in der A-Jugend im Tor. Das Mitspielen ging, aber auf der Linie gab es deutlich Stärkere (lächelt). In der Verbandsligasaison, in der wir Vierter wurden, habe ich bis auf Torwart und Linksverteidiger alles gespielt. Und ich sehe auch nicht aus wie ein Flügelflitzer (lacht). Aber der Umstand, dass ich fast jede Position schon mal bekleidet habe, hilft wieder beim Thema Führung. Ich weiß aus eigener Erfahrung, wann ein Stürmer unzufrieden ist und wann ein Verteidiger, weil ich selbst diese Probleme durchgemacht habe.

Der nächste Gegner, der Aufsteiger SSV Gaisbach, steht auf dem vierten Platz und hat nur drei Punkte weniger als Ihre Mannschaft. Was weiß man über dieses Team?

Ich kenne drei, vier Spieler von Gaisbach. Mit Kevin Alankus habe ich noch in Öhringen zusammengespielt. Sie leben wahrscheinlich auch noch von der Aufstiegseuphorie und haben schnelle Leute vorne. Sie sind nicht zu unterschätzen.

Die älteren Sportfreunde-Zuschauer können sich noch an Ihren Vater Domenico erinnern, der ebenfalls auf der Auwiese gespielt hat. Wer ist eigentlich der bessere Fußballer?

Da brauchen wir nicht lang diskutieren (lacht herzlich). Das weiß er auch selbst, dass ich der Bessere bin.

Ist er bei den Spielen da und reden Sie über Ihre Spiele?

Er ist ab und zu noch da. Aber wir sprechen nicht viel über die Spiele. Ich war das auch nie so gewohnt, er musste ja auch viel arbeiten. Er ist oft sehr locker drauf und gerade nach einer Niederlage muss man nicht unbedingt mit mir diskutieren (lacht). Damals hat er das noch häufiger versucht, aber mittlerweile hat er gelernt, dass das keinen Zweck hat (lacht).

Aufrufe: 027.10.2018, 07:39 Uhr
HT / Viktor TaschnerAutor