Dass die Partie, nachdem sich die Gemüter wieder beruhigt hatten, nicht wieder angepfiffen wurde, konnte beim SVT keiner verstehen. „Ich will die Aktion von meinem Spieler nicht schönreden - das war dumm und so etwas macht man nicht - aber warum der Schiedsrichter das Spiel nicht weiterlaufen hat lassen, kann ich nicht verstehen“, meinte Trainer Eugen Neufeld.
Ratlose Gesichter auch bei den Nusplingern, die nicht so recht wussten, wie sie das Ende der Partie einordnen sollten. „Einen Spielabbruch nach Schiedsrichtertätlichkeit habe ich in meiner ganzen Karriere noch nicht erlebt“, sagte Spielertrainer Thomas Essigbeck, der fand, dass sein Team in der gespielten Zeit den Sieg mehr wollte und den größeren Willen gezeigt hatte.
Nusplingen hatte mehr Chancen im ersten Durchgang, war jedoch nicht zwingend genug. Tieringen dagegen versteckte sich vor dem angetretenen Tabellenführer zu keiner Zeit und spielte selbst munter nach vorn, ohne selbst die großen Torchancen zu erspielen.
Essigbeck stellte in der Halbzeit um und das zeigte Wirkung. „Wir sind sensationell aus der Pause gekommen“, fand der Ex-Verbandsliga-Kicker, dessen Mannschaft nach Flanke von Lars Koch auf René Ritter das 1:0 erzielte (51. Minute). Tieringen wirkte zunächst geschockt, nur so lässt sich die Rückgabe erklären, die Keeper Lukas Diller unnötigerweise mit der Hand aufnahm. Der indirekte Freistoß aus 14 Metern von Essigbeck blieb aber in der SVT-Mauer hängen (53.). Tieringen schüttelte sich und setzte weiter auf kontrollierten Angriff mit Erfolg. Bei einem Eckstoß von Claudio Bres-cia stieg Daniel Stier am höchsten und köpfte zum Ausgleich (62.).
Doch die Freude am Goldrain währte nur kurz: Bei einer Attacke der Gäste rannte Torschütze Stier an der Strafraumkante Nusplingens Niclas Zirn um. Entscheidend war jedoch der genaue Ort des Foulspiels. Kükler hatte es innerhalb des Tieringer Sechzehners gesehen, die Gastgeber naturgemäß außerhalb. Knapp war es allemal, doch die Beschwerden nutzten nichts: René Ritter blieb beim Strafstoß cool und stellte die Führung wieder her (63.). Tieringen drängte auf den erneuten Ausgleich, musste seine Aufholjagd nach Kelschs Ausraster aber jäh beenden: „Wir haben uns selbst geschadet“, fand Trainer Neufeld, „wir waren am Drücker und ich bin sicher, wir hätten den Ausgleich noch gemacht . . .“
Wie geht es weiter? Fest steht, dass sich das Sportgericht mit der Partie beschäftigen muss. Der Schiedsrichter wird seinen Bericht an den Verband schicken und seine Gründe zum Spielabbruch darlegen, auch die beiden Vereine bekommen die Gelegenheit, eine Stellungnahme abzugeben. „Gott sei Dank, passiert so etwas sehr selten, aber es kommt immer wieder vor. Das war nicht der erste Spielabbruch im Bezirk Zollern“, erinnert sich der ehemalige langjährige Bezirksvorsitzende Rolf Niggel an ähnliche Situationen, bei denen es entweder eine Wertung oder eine Neuansetzung gab.