2024-06-04T08:56:08.599Z

Ligabericht
Immer engagiert: Ergün Uludasdemir akzeptiert nach seiner unerlaubten Rückkehr auf den Platz das Urteil der Kreisspruchkammer: Er muss vier Wochen von draußen zuschauen und 75 Euro bezahlen. Ob Roger Schmidt auch so gut wegkommt? Foto: Andreas Zobe
Immer engagiert: Ergün Uludasdemir akzeptiert nach seiner unerlaubten Rückkehr auf den Platz das Urteil der Kreisspruchkammer: Er muss vier Wochen von draußen zuschauen und 75 Euro bezahlen. Ob Roger Schmidt auch so gut wegkommt? Foto: Andreas Zobe

Sperre nach Schlichtungsversuch

Türk Sports Trainer Uludasdemir kehrt nach einem Innenraumverweis auf den Platz zurück, um einen vom Feld gestellten Spieler einzusammeln - und muss jetzt vier Wochen von außen zuschauen

Die überkreislich spielenden Bielefelder Fußballteams erlebten ein rabenschwarzes Wochenende, an dem es in fünf Partien lediglich einen Punkt gab, den der VfB Fichte mit dem 0:0 beim 1. FC Gievenbeck erkämpfte. Der Rest war Schweigen.

Schon am Freitag ließ sich Arminias U 23 in der Oberliga vom TuS Zweckel bei der 0:2-Niederlage die Butter vom Brot und drei weitere Punkte wegnehmen, die dem eigenen Konto sehr gut getan hätten: Mit 24 Zählern hätten die Jung-Arminen den Rückstand auf ein Quartett, das mit 28 Punkten die Ränge drei bis vier belegt, deutlich verkürzen können. „Nach vorne wäre in dieser Saison schon einige Male viel mehr möglich gewesen“, meint Trainer Daniel Scherning, der jetzt aber zwangsläufig den Blick nach unten richtet: „Wir müssen wirklich aufpassen, nicht noch in den Abstiegsstrudel zu geraten.“

»Wir sind manchmal einfach nicht gierig genug«

In Zweckel, beim Tabellenletzten, vermisste Scherning bei allem Ärger über die irregulären Bedingungen („Dieses Spiel hätte auf diesem Platz nie angepfiffen werden dürfen“) zum wiederholten Mal die für erfolgreiches Fußballspielen nötige Gier bei seinem Team. „Wir sind manchmal einfach nicht heiß genug darauf, die Punkte mitzunehmen“, schimpfte der Coach, der „in dieser Hinsicht endlich eine Entwicklung sehen“ will und sich selbst in die Pflicht nimmt: „Es ist meine Aufgabe, dieser Mannschaft auch nachhaltig eine Siegermentalität einzupflanzen.“ Eine klare Tendenz für fehlendes Engagement und eine schlechte Einstellung kann Scherning indes nicht erkennen. „Mein Team kann auch Zweikämpfe, das hat es in vielen Spielen bewiesen. Doch Aussetzer wie am Freitag in Zweckel oder zuvor auch schon in Rhynern dürfen einfach nicht sein!“

Besonders dumm ist der Rückrundenstart für den FC Türk Sport gelaufen. Nicht nur, dass der in der Hinrunde der Konkurrenz scheinbar schon enteilte Bezirksligist mittlerweile die Tabellenführung verloren hat. Hinzu kommt auch noch, dass die Spruchkammer das Team vom Kupferhammer mit einer saftigen Geldstrafe für Pöbeleien seiner Fans belegt und Trainer Ergün Uludasdemir ein vierwöchiges Coaching-Verbot im Innenraum auferlegt hat.

„Ergün ist gesperrt worden, weil er in Rietberg nach einem Innenraumverweis wegen zu heftiger Proteste noch einmal auf des Feld gelaufen ist“, erläutert Co-Trainer Özgür Saridogan das Vergehen seines Mitstreiters. Das sei allerdings – anders als bei unter einem Anfall westfälischer Sturheit auffällig gewordenen Leverkusener Trainer Roger Schmidt – erklärlich, denn Uludasdemir habe nach dem Platzverweis für Mert Bozkurt seinen Mann aus der sich bildenden Spielertraube herausholen und schnell in die Kabine bringen wollen, was ihm auch gelungen sei. „Trotzdem war das natürlich ein Fehler, deshalb akzeptieren wir diese Sanktionen“, sagt Saridogan.

Den Vorwurf der Schiedsrichterbeleidigung durch den Coach konnte der FC Türk Sport dagegen bei der Verhandlung entkräften. „Ergün ist bei seiner Aktion mit einem Rietberger Funktionär aneinandergeraten, der ihn gleich übel beleidigt hat. Daraufhin hat er auch kein Blatt vor den Mund genommen, allerdings nicht ein Wort in Richtung der Schiedsrichterin gesagt. Das hat die Kammer auch so akzeptiert“, berichtet Saridogan.

Ob der FC Türk Sport gegen die 300 Euro Geldstrafe, die er für das Fehlverhalten seiner Fans berappen soll, in die Berufung gehen wird, ist noch nicht klar. „Meistens bringt das ja ohnehin nichts“, erklärt Saridogan, dem aber am Herzen liegt, weiter dem schlechten Image, das dem FC Türk Sport seit Jahren anhaftet, entgegenzutreten. „Bei uns hat sich so viel verändert, dass wir uns nicht mehr in eine bestimmte Ecke stellen lassen wollen, nur weil andere weiter uns gegenüber Vorurteile hegen“, gibt sich der Co-Trainer kämpferisch.

Aufrufe: 023.2.2016, 11:35 Uhr
Hans-Joachim KaspersAutor