Zumal die Zeit im wahrsten Sinne des Wortes für die Kickerinnen spielt. Denn im Grunde besteht die Mannschaft aus einer U17-Riege mit einigen Älteren. Aber nachdem es im Bezirk keinen U19-Ligabetrieb gibt, musste der Rother Verein das Team bei den Erwachsenen melden. Mit der Folge, dass die Älteste gerade mal 22 Jahre alt ist und vier Mädchen gar nicht spielen können. „Sie sind einfach zu jung“, erklärt Jugendleiter Wolfgang Fuchs, dessen Tochter Malina ebenfalls die Fußballschuhe bei der SpVgg schnürt.
Er ist nach wie vor angetan von dem Auftreten der Rotherinnen auf und neben dem Platz. Gerade, was Einsatzwillen und sichtbare Freude am Spiel betrifft, habe Frauenfußball im Kleinen dem Männerspiel einiges voraus, findet er mit Blick auf das, was sich gerade auf dem Rasen in der Sandgasse tut. Dort steht die SpVgg gerade dem TSV Röttenbach gegenüber. Dass gegen den noch ohne Gegentreffer geführten Tabellenersten kein Kraut gewachsen sein dürfte, war Perras und seiner Mannschaft schon von vorneherein klar. So kam das wenig später zu Buche stehende 0:7 im ersten Heimspiel auch nicht unerwartet. Allerdings, und das muss man den Gastgeberinnen lassen, Aufstecken kam trotz mancher Überforderung nicht in Frage. Gerannt und gekämpft wurde bis zum Schlusspfiff.
„Solche Niederlagen gehören dazu“, kommentiert Trainer Horst Perras im Nachhinein. Der 46-Jährige ist lange genug im Geschäft, um die Defizite zu erkennen, aber auch, um zu wissen, was für seine junge Truppe machbar ist und was nicht. Seit sieben Jahren ist der Coach bei der SpVgg, den Großteil der Mädchen und jungen Frauen kennt er seit fünf oder sechs Spielzeiten.
„Viele sind gut und haben Potenzial“, bemerkt er. Allerdings versuche er auch immer, Quereinsteigerinnen viel Einsatzmöglichkeiten zu bieten, was sich manchmal eben auch negativ aufs Ergebnis auswirkte. „Aber es zählt nicht immer nur das“, unterstreicht er. In ein bis zwei Jahren werde die Welt auch wegen des jetzt niedrigen Altersdurchschnitts ganz anders aussehen, prognostiziert er. Vorausgesetzt, die Mannschaft bleibe zusammen, „was ich hoffe“. Auch der Verein trägt dem Trend Rechnung. Wenn der Ausbau des Sportheims im kommenden Jahr fertig ist, könnten wieder zwei Begegnungen, auch von Mädchen und Männern, gleichzeitig laufen. Derzeit aber „geht mit nur zwei Kabinen nichts, wenn die Frauen spielen“, wie Wolfgang Fuchs weiß.
Ob nun mit Punkten auf dem Konto oder nicht: „Es macht einfach Spaß“, sagt der Coach, wenngleich es während des Spiels „natürlich immer wieder Situationen zum Wahnsinnigwerden“ gebe. Wie auch schöne Erfahrungen. „Die Mädels meckern sich nicht gegenseitig an und leben einen großen Zusammenhalt“, lobt er. Dass das nicht aufgesetzt sei, bestätigen einige Schlüsselspielerinnen. Man mache eben zusammen sein Ding, und Zicken habe man eh keine dabei, sagt etwa Laura Prechtel. Das Team pushe sich gegenseitig, beschreibt sie das Miteinander. Das sehen auch Laura Christoph und Kapitän - „nicht -in“ - Alexandra Bedau so.
Einig sind sich die drei Jugendlichen auch in der Einschätzung, dass „Frauen wohl eher mal den Ball abgeben“. Während Laura Prechtel die Erfahrung gemacht hat, dass „unser Fußball noch nicht anerkannt ist“, ist Alexandra Bedau mit ihrem Hobby in ihrem Freundes- und Kollegenkreis kein Exot mehr und hat auch das Gefühl, ernst genommen zu werden.
Ernst nimmt auch Elke Christoph ihren „Job“. Die Lebensgefährtin des Trainers trägt als Betreuerin ihren Teil zur Mission Frauenfußball bei. „Er darf ja nicht in die Kabine“, sagt die Nürnbergerin und so sei sie gefragt, wenn es in der Leiste mal zwickt oder andere „Wehwehchen“ zu beklagen seien. Um das Aussehen, verlaufene Wimperntusche oder andere klischeeträchtige Vorurteile gehe es dabei nicht. „Das ist nur vor und nach dem Spiel wichtig“, sagt Laura Prechtel unter allgemeinem Kopfkicken. Die Mädchen sind sich wieder mal einig.
Die Fußballfrauen der SpVgg Roth trainieren dienstags und donnerstags von 18.30 bis 20 Uhr auf dem Sportgelände in der Sandgasse. Das nächste Heimspiel steigt am 3. November um 10.30 Uhr gegen den VfL Treuchtlingen. Am Samstag, 12. Oktober, müssen die Spielerinnen beim SV Abenberg ran.