2024-04-30T13:48:59.170Z

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"Sollten wir Meister werden, ist sehr wahrscheinlich Schluss"

Nachspielzeit mit Volkan Zer +++ Der Stürmer des Türkischen SV über das enge Titelrennen in der KOL und ein mögliches Karriereende

Wiesbaden. Seit rund zweieinhalb Jahren spielt Volkan Zer nun für den Türkischen SV Wiesbaden. Dabei hat er in 42 Spielen satte 66 Tore für den Kreisoberligisten erzielt, was bisher dennoch aufgrund der coronabedingten Saisonabbrüche nicht für einen Aufstieg in die Gruppenliga gereicht hat. Dieses Jahr soll es jetzt endlich klappen, doch bevor es so weit ist, muss sich der TSV in einem denkbar knappen Meisterschaftsrennen gegen die drei Kontrahenten aus Naurod, Erbenheim und Sonnenberg durchsetzen. Zer selbst ist dabei tiefenentspannt, was daran liegt, dass der 36-Jährige in seiner Spielerlaufbahn schon einiges erlebt hat. Angefangen hat das Ganze bei Wehen Wiesbaden, bei denen er seinen ersten Vertrag unterschrieb und für die zweite Mannschaft in der Verbandsliga gespielt hat. Auch für Walluf und Biebrich sammelte er in der Folge einige Einsätze in dieser Spielklasse. Im Anschluss zog es ihn nach Bierstadt, wo er in der Gruppenliga zwei Jahre lang die gegnerischen Abwehrketten in Angst und Schrecken versetze, bevor er zum TSV wechselte. Im Interview spricht Zer über das Titelrennen in der KOL, inwiefern den TSV die neuen Corona-Regelungen betreffen und über ein mögliches Karriereende im Sommer.

FuPa: Hallo Volkan, der Türkische SV ist als Tabellenzweiter in die Winterpause gegangen, wie fällt dein Fazit zur Hinrunde aus?

Volkan Zer: „Prinzipiell ist die Hinserie natürlich ordentlich verlaufen. Wir haben eine sehr junge und auch sehr talentierte Mannschaft, sind ganz oben mit dabei und haben dementsprechend noch alle Chancen offen. Für mich persönlich ist die Serie leider nicht optimal geendet, da ich die letzten zwei Spiele gegen Erbenheim und Sonnenberg aufgrund eines Muskelfaserrisses verpasst habe.“

FuPa: Euch steht in der Rückrunde zusammen mit Naurod, Erbenheim und Sonnenberg ein heißer Vierkampf um den Aufstieg bevor. Wie schätzt du eure Chancen auf die Meisterschaft ein und wo müsst, beziehungsweise könnt ihr euch noch steigern?

Volkan Zer: „Das Positive bei uns ist, dass wir aus der genannten Spitzengruppe nicht mehr gegen Erbenheim und Sonnenberg spielen müssen, das haben wir schon hinter uns. Sollten wir dann zuhause gegen Naurod gewinnen, müsste nur Sonnenberg einmal patzen und wir hätten den Aufstieg in der eigenen Hand (Anm. d. Red.: Zwar haben beide 46 Punkte, Sonnenberg würde aber den direkten Vergleich gewinnen). So einfach ist das natürlich dennoch nicht, denn jedes einzelne Spiel ist schwierig und wichtig. Was Verbesserungspotentiale angeht, müssen wir denke ich, noch ruhiger und cooler werden. Das ist aber bei einer so jungen Truppe, die größtenteils zum ersten Mal um den Aufstieg spielt, normal. Dafür habe ich noch keine Mannschaft in der Liga gesehen, die spielerisch so stark ist wie wir.“

FuPa: Die neuen Corona-Verordnungen schreiben vor, dass nur noch geimpfte Spieler auf dem Platz stehen dürfen. Inwiefern beeinflussen diese Regelungen eure Vorbereitung und gegebenenfalls die Rückrunde?

Volkan Zer: „Prinzipiell finde ich, dass es wichtig ist, dass der Sport als Teil der Lösung und nicht Teil des Problems gesehen wird, wie es am Anfang der Pandemie war. Alles weitere müssen wir so nehmen wie es kommt und das Beste daraus machen. Ich hoffe einfach, dass wir die Saison in diesem Jahr zu Ende spielen können. Uns als Mannschaft beeinflussen diese neuen Verordnungen gar nicht, denn nach meinem letzten Stand sind alle unsere Jungs geimpft und somit spielberechtigt. Im März, wenn die Saison weitergeht, können die Regelungen ja zudem auch wieder ganz anders aussehen, das müssen wir dann mal abwarten.“

FuPa: Wie groß ist die Angst, dass Corona euch wie in der letzten Saison den Aufstieg kostet?

Volkan Zer: „Natürlich steht die Befürchtung im Raum, wenn man es schon einmal miterlebt hat. So wie die letzte Saison geendet ist, das war schon sehr schade, aber das ging ja vielen Mannschaften deutschlandweit und darüber hinaus so. Wie gesagt, wir wünschen uns einfach, dass wir die Saison zu Ende spielen können und, dass der Meister auf sportliche Art und Weise ermittelt wird. Aus unserer Sicht wäre es umso schöner, wenn wir das wären (lacht).“

FuPa: Ihr seid eine junge, talentierte Truppe, bei denen mit Sicherheit einige Jungs die Ambitionen haben auch einmal höherklassig anzugreifen. Wie wichtig ist der Aufstieg und wie lange könnt ihr den Kader zusammenhalten, sollte es wieder nicht klappen?

Volkan Zer: „Natürlich wäre es schön, wenn wir dieses Jahr aufsteigen würden. Trotzdem denke ich nicht, dass es kritisch wird, wenn es dieses oder in den nächsten zwei Jahren nichts wird. Unser Präsident Ilkay Candogan und die Trainer (Anm. d. Red.: Hakan Tutkun und Reduan Azarkan) machen einen super Job, sind sehr motiviert und geben andauernd Vollgas, um unser Ziel Gruppenliga zu erreichen. Sie, genauso wie die gesamte Mannschaft haben es sich definitiv verdient Gruppenliga zu spielen, aber das muss nicht sofort funktionieren.“

FuPa: „Du legst dieses Jahr mit 36 Jahren wieder, beziehungsweise immer noch super Quoten auf, stehst derzeit bei 17 Treffern und acht Assists in zwölf Partien. Wie lange planst du noch aktiv zu spielen?

Volkan Zer: „Die Quoten sind mir in erster Linie egal, mir geht es hauptsächlich darum die jungen Spieler dabei zu unterstützen. Wenn ich Tore erziele, um der Mannschaft zu helfen, mache ich das natürlich umso lieber. Über mein Karierende mache ich mir dennoch viele Gedanken. In meinen Überlegungen spielen dabei viele Faktoren eine Rolle. Vorletztes Jahr bin ich Vater geworden, da ist es klar, dass man seine Zeit anders einteilen muss und will. Zudem bin ich ja auch derjenige in der Mannschaft, der die Gruppenliga am wenigsten braucht, da ich im Amateurfußball schon alle Ligen gesehen und vieles erreicht habe. Auch finde ich sollte man den jungen Spielern irgendwann einmal den Vortritt überlassen. Ganz wichtig ist mir außerdem, dass die Mannschaft mich nicht mitschleppt und sich jeder denkt: „Kann der nicht endlich mal aufhören.“ Ich will einfach einen guten Abschluss finden, aber eine endgültige Entscheidung ist noch nicht gefallen. Es kann durchaus sein, dass ich noch eins, zwei Jahre spiele, aber, sollten wir Meister werden ist sehr wahrscheinlich, dass ich aufhöre.“

FuPa: Hast du schon Pläne, wie es nach deiner aktiven Spielerlaufbahn weitergehen soll?

Volkan Zer: „Meine Freunde nerven mich schon seit längerem mit dem Thema Trainerschein(lacht). Grundsätzlich habe ich großes Interesse daran, weil ich großer Bo Svensson Fan bin. Ich bin mir daher ziemlich sicher, dass man mich als Trainer an der Seitenlinie sehen wird. Da ich jedoch nicht weiß wie die Saison ausgehen wird und ob ich danach noch weiterspielen möchte, habe ich in der Hinsicht noch keinen festen Ablauf im Kopf.“

Aufrufe: 020.1.2022, 06:00 Uhr
Tim StammAutor