2024-05-02T16:12:49.858Z

Ligabericht
Das Jubelbild - bei der SG Thyrnau/Kellberg derzeit ein alltägliches Motiv.
Das Jubelbild - bei der SG Thyrnau/Kellberg derzeit ein alltägliches Motiv. – Foto: Armin Würfl

SG Thyrnau/Kellberg: Makellose Frühstarter mit M-Wort-Verbot

Sieben Spiele, sieben Siege - keine Mannschaft im Fußballkreis Ost hat einen derartigen Traumstart in die Saison hingelegt wie die SG Thyrnau/Kellberg. Und dennoch bleibt das Saisonziel "nur" Top 5

Auch die Westen von Würding, Ering und Rotthalmünster (A-Pocking), Rain (A-Bogen) und Deggenau (A-Deggendorf) blieben im bisherigen Saisonverlauf weiß. Und dennoch hat die SG Thyrnau/Kellberg in dieser illustren Gesellschaft noch einmal ein Alleinstellungsmerkmal. Die Spielgemeinschaft ist nicht nur der einzige Kreisklassist in dieser Reihe der Seriensieger, sondern hat mit sieben Spielen auch die meisten Partien nach dem Saisonstart gewinnen können. Trotz dieser bisher makellosen Bilanz will man beim Spitzenreiter der KK Passau jedoch das M(eisterschafts)-Wort nicht in den Mund nehmen. "Unser Ziel bleibt weiterhin die Top 5", macht Abteilungsleiter Andreas Mautner deutlich.

Freilich, die aktuelle Situation sei ein Traum, Tabellenführer zu sein nichts Alltägliches - verlustpunktfrei noch dazu. Vielmehr als die nackten Zahlen erfreuen Andreas Mautner jedoch die Randerscheinung der derzeitgen Erfolgswelle. Einerseits bestätigt die Siegesserie die Verantwortlichen darin, mit der Gründung der Spielgemeinschaft vor vier Jahren ("Eine Rückkehr zur Eigenständigkeit steht überhaupt nicht zur Debatte. Die SG wird immer bestehen bleiben, garantiert") alles richtig gemacht zu haben. Andererseits ist die Stimmung rund um die beiden Vereine derzeit grandios.


Prämien? "Der gemeinsame Erfolg ist Ansporn genug!"

"Man merkt allen Beteiligten einfach an, dass sie derzeit riesengroßen Spaß haben. Dies hat zur Folge, dass jeder doppelt motiviert ist", gewährt Mautner einen Einblick in das Innere der Spielgemeinschaft. Man müsse jedoch nun einen Mittelweg finden zwischen der alles überstrahlenden Euphorie und einer zielgerichteten Bodenständigkeit. Man dürfe nicht überheblich werden und sich erst gar nicht darauf verlassen, nun automatisch alles zu gewinnen, warnt der 30-Jährige.

Gleichzeitig ist der Mittelfeldspieler, der großteils in der Reserve spielt, davon überzeugt, dass die Gefahr, abzuheben, erst gar nicht bestünde. Zu gefestigt sei das Team, zu viel hätte man in den vergangenen Jahren miteinander erlebt, das verhindert, die Bodenhaftung zu verlieren. Die unbedingte Einheit, die gemeinsame Entwicklung über Jahre hinweg sei sowieso das große Erfolgsgeheimnis der Truppe. "Die Mannschaft besteht fast ausschließlich aus Einheimischen. Bei uns wird kein Spieler bezahlt, es gibt keine Siegprämie. Der gemeinsame Erfolg ist Ansporn genug", versichert Andreas Mautner.


Darum sind Kurz und Reichenberger Glücksgriffe

Und dennoch haben gerade zwei Auswärtige großen Anteil an der Siegesserie zum Saisoneinstieg. Das Spielertrainer-Duo Marco Kurz und Tobias Reichenberger sei ein absoluter Glücksfall für die SG - "das kann man bereits jetzt feststellen". Das Risiko, das die Verantwortlichen in diesem Zusammenhang eingegangen sind, hat sich also gelohnt. Denn es sei natürlich schwierig, wenn die beiden Trainer plötzlich jünger sind als manch Leistungsträger. Und auch die Vergangenheit der beiden "Chefs" - vor allem die Installation von Reichenberger, dessen Trainereinstieg in Jandelsbrunn eher unglücklich verlief - sei kritisch beäugt worden.

"Doch der Erfolg gibt Marco und Tobi recht", führt Mautner als einfachstes, aber wirkungsvollsten Argument an. Zudem hätte das Team das höherklassig erprobte Duo auch aufgrund ihrer Menschlichkeit, ihrem Fokus auf den Zusammenhalt, schnell akzeptiert. Auf der Go-Card-Bahn oder im Jahn-Stadion sei das Eis zwischen Spielern und Spielertrainern schnell geschmolzen. "Natürlich ist auch Glück dabei. Aber im Nachhinein betrachtet haben wir alles richtig gemacht."


Mautner und die Probleme im Erfolgsfall

Im Erfolgsfall wird einfach Vieles zum Selbstläufer. Plötzlich findet der Ball fast wie von selbst den Weg ins gegnerische Tor, plötzlich machen selbst harte Konditionseinheiten Spaß, plötzlich machen Talente einen großen Sprung und werden zu Leistungsträgern. So wie beispielsweise Markus Weiß, der sich für eine starken Leistungen zuletzt ein Sonderlob vom Abteilungsleiter verdient hat. "Seine Entwicklung steht sinnbidlich für die Entwicklung unseres zusammengewachsenen Haufens."

Trotz aller fußballerischen Hochgefühle wäre Andreas Mautner kein guter Funktionär, wenn er - selbst in besten Zeiten - nicht auf die Euphoriebremse drücken würde. "Es läuft super, wir sind wirklich glücklich", berichtet der 30-Jährige, der gleichzeitig jedoch unterstreicht, dass man auch "extremst" fokussiert und auch demütig sei. "Es wird weder von Aufstieg noch von der Meisterschaft gesprochen", versichert er. Noch herrscht also ein M-Wort-Verbot in Thyrnau bzw. Kellberg. Geht die Siegesserie der Kurz/Reichenberger-Truppe jedoch so weiter, muss man sich wohl oder übel mit der Kreisliga beschäftigen - es gibt schlimmere Aufgaben...

Aufrufe: 03.9.2019, 13:15 Uhr
Helmut WeigerstorferAutor