2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview der Woche
Am vergangenen Wochenende feierte Marvin Kretschmann mit der SG Niedershausen/ Obershausen die Meisterschaft in der Kreisoberliga Limburg-Weilburg. F:Ig0rZh – stock.adobe/ Dennis Stumpf
Am vergangenen Wochenende feierte Marvin Kretschmann mit der SG Niedershausen/ Obershausen die Meisterschaft in der Kreisoberliga Limburg-Weilburg. F:Ig0rZh – stock.adobe/ Dennis Stumpf

"Seine Tore haben mich gepusht"

"Nachspielzeit" mit Marvin Kretschmann +++ Der Stürmer der SG Niedershausen/ Obershausen erzielte bislang 40 Saisontore +++ Mit FuPa spricht Kretschmann über die Meister-Saison

Wiesbaden. In unserer Interview-Rubrik "Nachspielzeit" befragen wir wöchentlich in lockerem Rahmen interessante Spieler, Trainer oder Persönlichkeiten der Region über ihren Verein und ihre persönlichen Ziele. Heute zu Gast: Marvin Kretschmann. Der 29-jährige Angreifer trug mit seinen bislang 40 Saisontreffern erheblich zur Kreisoberliga-Meisterschaft der SG Niedershausen/ Obershausen bei. Im "Interview der Woche" spricht Kretschmann über den Weg zum Titel, die Chancen in der Gruppenliga und seinen Konkurrenzkampf mit Ilir Tahiri vom TuS Frickhofen.

FuPa: Durch den Sieg gegen Dietkirchen konntet ihr die Meisterschaft perfekt machen. Welche Stärken führten euch zum Titel?

Marvin Kretschmann: Eine unserer Stärken ist mit Sicherheit unsere Offensive. Wir haben in bislang 33 Spielen 112 Tore geschossen. Mit Dennis Singe haben wir zudem im Winter einen, nach meiner Meinung, enorm wichtigen Transfer getätigt. Er leistete in der Rückrunde einen bedeutenden Beitrag an unserer defensiven Stabilität. Dazu kommt, dass wir in jedem Spiel geschlossen als Mannschaft aufgetreten sind. Wir haben über die ganze Saison hinweg einen großen Zusammenhalt und einen super Teamgeist gezeigt. Ich erinnere mich an eine Trainingseinheit an einem Dienstag, nach der wir zusammen als Team noch bis um 3 Uhr in der Nacht zusammensaßen. Das ist schon etwas besonderes.


Tus Frickhofen führte zwischen dem 1. und dem 29. Spieltag die Tabelle an. Inwiefern habt ihr von dem späten Einbruch Frickhofens profitiert?

Für uns war es kein Nachteil, dass Frickhofen über eine so lange Zeit Tabellenführer war, im Gegenteil. Es war für uns sogar ein großer Vorteil, denn ich glaube wir wären mit der Favoritenrolle nicht so gut zurecht gekommen. Dass wir erst gegen Saisonende die Tabellenführung übernommen haben, war daher ein großer Segen für uns. Natürlich waren wir gegen Saisonende auf die Patzer von Frickhofen angewiesen, aber wir haben unsere Chance als sie da war auch genutzt.


In den Spielzeiten zuvor war bei der SG Niedershausen/ Obershausen bezüglich der Tabellenplätze eine Tendenz nach oben zu beobachten und war der Aufstieg dieses Jahr das festgeschriebene Saisonziel?

Zu Beginn der Saison wollte niemand das Wort 'Aufstieg' in den Mund nehmen. Wir wollten natürlich nicht zu hoch stapeln. Aber dann haben wir in der Winterpause unseren Kader nochmals entscheidend verstärkt. Ab diesem Zeitpunkt hat der Aufstiegsgedanke in jedem von uns gelebt. Diese Kaderbreite war für uns in der Rückrunde sehr wichtig. Das in den letzten Jahren zweifellos eine positive Tendenz zu beobachten ist, liegt vor allem an Trainer Kamil Heblik. Er steht für die Kontanz der letzten Spielzeiten, wie kein anderer.


Sie weisen eine unglaubliche Torquote auf. Doch Ilir Tahiri von Frickhofen hat mit 50 Toren sogar noch häufiger getroffen. Hat Sie dieser Konkurrenzkampf in irgendeiner Weise gepusht oder schenkten Sie dem keine Beachtung?

Es hat mich auf jeden Fall sehr gepusht. Ilir Tahiri und ich hatten dadurch auch oft Kontakt miteinander. Das war sehr cool. Wir haben immer wieder miteinander geschrieben und uns über unsere Spiele ausgetauscht. Ich ziehe meinen Hut vor seiner Leistung und ich gönne ihm das, ohne Frage. Er ist nochmal eine Nummer für sich. Ich bin aber auf meine 40 Tore auch sehr stolz. Ich habe mir vor der Saison dieses Ziel gesteckt und bin natürlich froh darüber, dieses Ziel auch erreicht zu haben.


Wo sehen Sie die Stärken in Ihrem Spielstil? Mit 40 Toren machen Sie ja offensichtlich einiges richtig.

Ich würde mich als abschlussstark bezeichnen. Ich brauche normalerweise nicht so viele Chancen, um zu treffen. Dazu kommt die Erfahrung aus meiner Hessen- und Verbandsligazeit, die mir in der Kreisoberliga einen großen Vorteil verschafft. Seitdem ich wieder auf der Mittelstürmerposition spiele, bin ich wieder frei auf dem Platz und treffe auch häufiger.


Wie sehen Sie nächstes Jahr ihre Chancen in der Gruppenliga? Sind Neuzugänge nötig oder möchte man den Kern der Mannschaft beibehalten?

Unser Ziel ist es in der nächsten Saison die Liga zu halten. Dabei wollen wir auf unser aktuelles Personal setzen. Klar werden zwei oder drei neue Spieler kommen. Nichtsdestotrotz verdienen es sich alle, die in diesem Jahr gespielt haben, in der Gruppenliga zu kicken. Oft ist es der Fall, dass nach einem Aufstieg auswärtige Spieler verpflichtet werden und die einheimischen Spieler auf der Bank sitzen müssen. Das wollen wir nicht. Die Jungs, die dieses Jahr aufgestiegen sind, sollen auch in der kommenden Saison spielen.


Sie haben seit 2013 knapp sechs Vereinswechsel hinter sich. Könne Sie sich vorstellen, bei der SG Niedershausen/ Obershausen Fuß zu fassen?

Meine Wechsel hatten oft damit zu tun, dass ich vermeiden wollte lange Strecken zu fahren. Dazu kamen hier und da Unstimmigkeiten mit den Vereinen. Manchmal muss man dann einfach die Reißleine ziehen. Bei der SG Niedershausen/Obershausen fühle ich mich angekommen. Ich brauche nicht lange zum Fußballplatz und habe so mehr Zeit für die Familie, was mir sehr wichtig ist. Ich werde natürlich die Gruppenliga-Saison nächstes Jahr voll mitziehen. Danach möchte ich es dann auch langsam ausklingen lassen und bestenfalls meinen Trainerschein machen.


Im letzten Saisonspiel geht es gegen die bereits abgestiegene TuS Lindenholzhausen. Wollen Sie in diesem Spiel nochmal ihre Torquote aufbessern?

In erster Linie wollen wir dieses Spiel gewinnen. Wir sind Meister und wollen das in dieser Partie auch unter Beweis stellen. Natürlich werden wir versuchen, alles reinzuwerfen was geht. Wenn ich dabei auch das ein oder andere Tor erzielen kann, dann wäre das natürlich schön.


Welche Profimannschaft hat Sie in diesem Jahr besonders beeindruckt und warum?

Ganz klar, Eintracht Frankfurt. Ich finde, dass die Eintracht in dieser Saison eine grandiose Leistung abgerufen hat. Wenn ich mich an das Hinspiel im Europa-League-Halbfinale gegen Chelsea erinnere, muss ich sagen, dass es einfach Spaß gemacht hat, der Eintracht in diesem Jahr zu zusehen. Auch in der Bundesliga haben die Frankfurter super Leistungen gezeigt, obwohl sie nicht den breitesten Kader haben.

Aufrufe: 022.5.2019, 17:00 Uhr
Jonah BastischAutor