2024-05-02T16:12:49.858Z

Allgemeines

Scheidung statt Hochzeit

SG HÜFFELSHEIM Trainer Patrick Joerg gibt dem Landesligisten einen Korb +++ Wolfgang Wohlleben: „Spieler lassen uns hängen“ +++ Die Hintergründe

HÜFFELSHEIM. Die SG Hüffelsheim/Niederhausen/Norheim hat (mindestens) ein ernsthaftes Problem. Der Fußball-Landesligist steht aktuell ohne Trainer für die neue Saison da. Eigentlich waren sich die Kombinierten im Januar schon einig über eine Zusammenarbeit mit Patrick Joerg gewesen, doch der Ex-Coach von Alemannia Waldalgesheim hat seine Zusage in dieser Woche zurückgezogen. Scheidung vor der Hochzeit, auch bei Fußballern eher ungewöhnlich...

Nun war es nicht so, dass diese Entscheidung die Hüffelsheimer aus heiterem Himmel getroffen hätte. „Es hatte sich schon vorher angedeutet, aber es ist jetzt dennoch ein heftiger Schlag für uns“, sagt SGH-Vorsitzender Wolfgang Wohlleben. Mit Patrick Joerg wähnte man sich mit einem angesehenen und gut vernetzten Trainer als Nachfolger für die beiden Spielertrainer Jörg Schniering und Andreas Strunk auf einem guten Weg. „Die Entscheidung über den neuen Trainer wurde auch in der Mannschaft gut aufgenommen. Wir waren optimistisch.“ Aber es kam anders. Und es kam ziemlich heftig.

Wohlleben stellt klar, er kann die Entscheidung von Joerg verstehen. Eine Entscheidung, die der Trainer im Dreier-Gespräch mit dem Klubchef und Abteilungsleiter Lars Winter mitgeteilt hat. Die daraus entstandene Misere hätten vielmehr die Spieler zu verantworten, betont der langjährige aktive Fußballer. „Patrick Joerg gegenüber bleibt auch kein fader Beigeschmack. Aber einige Spieler – wohlgemerkt, nicht alle – lassen uns gnadenlos hängen.“ Coach Joerg, der selbst noch keinen neuen Klub in Aussicht hat, fasst sich in seiner Erklärung zur „Causa Hüffelsheim“ kurz: „Es haben sich nach Vertragsabschluss im Winter einige Parameter nicht so entwickelt wie erwartet. Deswegen habe ich diese Entscheidung getroffen.“ Punkt.

Die Trainerfrage treibt den Klubverantwortlichen Sorgenfalten auf die Stirn, die Kaderplanung die Zornesröte ins Gesicht. Während Tim Sentz mehrere Monate verletzt ausfällt, wird sich Paolo Walther beruflich verändern. So weit, so gut. „Aber eine Handvoll Spieler erklären sich überhaupt nicht, vermeiden schon den persönlichen Kontakt und lassen Fristen verstreichen. Aus den Gesprächen mit bestimmt 30 interessanten Akteuren von außerhalb ist auch nicht viel hängen geblieben.“

Wohlleben ist ratlos. Und angefressen. Er grübelt: Wenn man wenigstens wüsste, um was es den Spielern geht. „Man kann nicht alle über einen Kamm scheren, aber Anstand und Respekt ist heute wohl nicht immer gefragt.“ Und er geht noch weiter: „Durch ihr Verhalten setzen die Spieler auch die Zukunft unseres Vereins aufs Spiel.“ Der Vorsitzende versucht bei aller Enttäuschung, sich emotional zu zügeln. „Früher wäre ich ausgerastet.“

Die Situation ist zwar nicht hoffnungslos, aber ernst. Sollte sich die aktuelle Tendenz bestätigen, wird die SG Hüffelsheim selbst im Falle des Klassenverbleibs Probleme bekommen, eine Landesliga-taugliche Mannschaft zu stellen. „So weit will ich jetzt noch gar nicht vorgreifen, aber wir müssen in jede Richtung denken.“ Das ist auch ohne weitere Worte vielsagend.

Erst einmal braucht‘s einen neuen Trainer. Doch da herrscht bei Wohlleben aktuell vor allem noch Frust: „Klar, suchen wir jetzt einen Coach. Aber es ist ja scheinbar egal, wen wir präsentieren.“ Dennoch sei er sich sicher, dass es bei der SG Hüffelsheim irgendwie weitergehen wird. „Aber manchmal geht es auch ganz schnell. Und zwar bergab.“



HEIMSPIEL GEGEN WUNDERTÜTE

Es ist das Dauerthema und mittlerweile auch ein Running Gag- Die Hüffelsheimer begegnen der andauernden Personalnot mit Galgenhumor. „Auch wenn es nicht lustig ist, kann man sich manchmal das Lachen nicht verkneifen“, sagt Coach Jörg Schniering, „so eine verrückte Situation habe ich noch nie erlebt.“ Immerhin: Zum Heimspiel gegen die Sportfreunde Bundenthal (Sonntag, 15 Uhr) meldet sich der zuletzt gesperrte Dennis Mastel zurück. Und: „Zum Glück spielt vorher die Zweite und dann ziehen wir eben hoch, was geht“, sagt Schniering, der beim 2:1 in Schopp nur zwei Ersatzspieler auf der Bank hatte. „Eigentlich hätten wir drei Mal wechseln müssen. Das ist schon alles grenzwertig.“

In den kommenden Wochen wollen die Hüffelsheimer die Kellerkinder auf Abstand halten, sich gegen die „Wundertüte Bundenthal“ nicht verstecken. Auch wenn der Tabellenvierte zuletzt vier Siege in Serie feierte. Schniering: „Wir haben ein Heimspiel und das soll man auch merken. Wir müssen den Kampf annehmen – und zwar nicht nur 45 Minuten, sondern 90. Das wird wehtun, aber da müssen wir durch.“ Der Kampf um den Klassenverbleib ist kein Kindergeburtstag. Am nächsten Mittwoch geht es zum Tabellenvorletzten SV Nanz-Dietschweiler. Dann heißt es: verlieren verboten. (hku)

Aufrufe: 019.4.2018, 18:30 Uhr
Mario LugeAutor