2024-04-30T08:05:46.171Z

Testspiel
Rollentausch: In seinem ersten Spiel als Trainer des SC Wiedenbrück hatte Daniel Brinkmann die Mannschaft hinter sich. Beim 1:1 in Lippstadt setzte Xhuljo Tabaku (l.) die offensiven Akzente.
Rollentausch: In seinem ersten Spiel als Trainer des SC Wiedenbrück hatte Daniel Brinkmann die Mannschaft hinter sich. Beim 1:1 in Lippstadt setzte Xhuljo Tabaku (l.) die offensiven Akzente. – Foto: Daniel Bremehr

SC Wiedenbrück mit 1:1 im Test in Lippstadt

Gelungener Einstand für den neuen Trainer. SCW startet mit einem 1:1 beim Regionalligisten SV Lippstadt in das Testspielprogramm. Daniel Brinkmann wirft nicht alles über den Haufen, ein Gastspieler überzeugt.

Dieser Auftritt hätte wahrscheinlich auch Björn Mehnert gefallen. Doch weil fünf Tage zuvor Daniel Brinkmann anstelle des entlassenen Cheftrainers die sportliche Verantwortung beim Oberligisten SC Wiedenbrück übernommen hatte, durfte der am Samstag nach dem 1:1 beim Regionalligisten SV Lippstadt sagen: „Gute Leistung, ich bin zufrieden.“

Der vom Spieler zum Coach beförderte 33-Jährige hält an dem von seinem Vorgänger festgelegten Testprogramm mit insgesamt sieben Spielen fest. Dass es zum Auftakt ausgerechnet gegen Mehnerts guten Freund Felix Bechtold und dessen SV Lippstadt ging, entbehrt einer gewissen Ironie des Schicksals nicht. Um es vorwegzunehmen: Außer dass ein neuer Mann an der Seitenlinie die Kommandos gab, wies beim westfälischen Tabellenführer kaum etwas auf den überraschenden Trainerwechsel hin. Mit Dirk Flock und Tobias Brockschnieder standen auch die beiden bisherigen Co-Trainer neben der Bank. Auf dem Feld gab es indes eine Änderung: Oliver Zech trägt nicht mehr die Kapitänsbinde. Der neue spielende Co-Trainer hat das Amt an Torhüter Marcel Hölscher abgetreten.

Auch was die taktische Ausrichtung angeht, warf Daniel Brinkmann nicht alles über den Haufen. Der SCW agierte im gewohnten System mit Viererabwehrkette, zwei Sechsern, zwei Flügelstürmern, einer etwas hängenden Spitze und Neuzugang Jacub Przybylko als Mittelstürmer. Auffällig war allerdings, dass die Wiedenbrücker in der 1. Halbzeit den Lippstädter Spielaufbau früh und forsch attackierten und viele Bälle eroberten. Insgesamt war positives Leben in der Mannschaft, ohne dass Einsatz, Körpersprache oder verbale Ansagen demonstrativ oder gar übertrieben wirkten.


»Gutes Maß finden zwischen harter Arbeit und Spaß«


„Die Mannschaft hat sehr gut auf die Entwicklung reagiert und sehr konzentriert gearbeitet“, beschrieb Brinkmann den Verlauf der ersten Trainingseinheiten unter seiner Leitung. „Für mich kommt es jetzt darauf an, ein gutes Maß zu finden zwischen harter Arbeit und Spaß.“ Brinkmann betonte wie neu die Situation für ihn selbst ist: „Das kam ja alles unerwartet.“ Ansonsten hätte er wohl nicht Ende November noch einen Job als U17-Coach beim SV Eintracht Jerxen-Orbke übernommen.

Bei seinem Job am Samstag auf dem Kunstrasenplatz im Schatten der Liebelt-Arena in Lippstadt sah er in der 40. Minute den Führungstreffer für sein Team durch einen der besten Wiedenbrücker Spieler. Xhuljo Tabaku tanzte im linken Strafraum mit hohem Tempo die Abwehr aus und beförderte den Ball aus ganz spitzem Winkel ins Tor. Obwohl der SCW die größere Spielkontrolle hatte, kamen die Gastgeber zu einigen Chancen, bei denen Marcel Hölscher sein Können beweisen musste. In der 41. Minute parierte er auch einen Kopfball des vom SC Verl an den SVL ausgeliehenen Fabian Brosowski. Am verdienten Ausgleich der abstiegsgefährdeten Lippstädter in der 54. Minute durch Sergio Baris Gucciardo war als Vorbereiter auch der in der Winterpause nachverpflichtete Ex-Verler Jonas Acquistapace beteiligt.

Das 1:1 hatte bis zum Ende aus zwei Gründen Bestand. Zum einen machte das in der 60. Minute fast komplett ausgewechselte Wiedenbrücker Team seine Sache gut, obwohl einige Spieler auf ungewohnten Positionen agierten. „Zehner“ Aday Ercan etwa debütierte in der Innenverteidigung. Mit Konstantin Eirich und Kamil Can Sapli kamen auch zwei Akteure aus dem Bezirksligakader zum Einsatz.
Zum anderen ließ Jacub Przybylko in der 67. Minute die Top-Chance zur 2:1-Führung aus, als er eine präzise Vorlage von Vadim Thomas aus zwölf Metern mit links über das Lippstädter Tor bugsierte. Dem 26-Jährigen fehlte erkennbar noch die Abstimmung mit seinen neuen Mitspielern. „Er braucht aber auch Bälle“, monierte Brinkmann. Der 1,95 Meter große Angreifer, Spitzname „Kuba“, deutete gleichwohl seinen Wert an, den als kopfballstarker Mann bei Eckstößen und Zielspieler für lange Anspiele aus der Abwehr heraus haben kann.

Während Przybylko seinen Vertrag (bis 2021) schon hat, muss sich ein Gastspieler weiter dafür empfehlen. Mehmet Kodes, ein 29-jähriger Außenangreifer mit starkem linken Fuß, trainiert bereits seit langem beim SCW mit. Zunächst wollte sich der erfahrene Regionalligaspieler (73 Einsätze), der aus Dissen stammt und bei diversen niedersächsischen und türkischen Vereinen unter Vertrag stand, in Wiedenbrück nur fit halten. Jetzt wäre der schnelle Routinier durchaus an einer Verpflichtung interessiert. „Ich könnte mir schon vorstellen, dass er für uns ein Thema wird“, war Daniel Brinkmann am Samstag von seinem 90-Minuten-Auftritt angetan.

SCW (1.-60. Minute): Hölscher – Tia, Schubert, Duschke, Hüsing – Zech, Demming – Maier, Tabaku, Kodes – Przybylko.
SCW (60.-90. Minute): Hölscher – Eirich, Ercan, Geller, Kodes – Omar, Remmo, Sapli, Beckhoff – Przybylko, Thomas.
Tore: 0:1 (40.) Tabaku, 1:1 (54.) Gucciardo.

Aufrufe: 012.1.2020, 15:50 Uhr
Wolfgang Temme / FuPaAutor