2024-04-25T14:35:39.956Z

Vereinsnachrichten
– Foto: Teresa Kröger

SC Verl: Ron Berlinski ist der Mann mit dem Sicherheitsnetz

Der kampfstarke Offensivspieler wagt den Sprung aus der Oberliga ins Profigeschäft. Warum der 27-Jährige damit ein kalkulierbares Risiko eingeht.

17 Minuten. Ein gutes Viertelstündchen – so lange dauerte die bisherige Drittliga-Erfahrung von Ron Berlinski. Eingewechselt in der 73. Minute bei einer 1:0-Führung im Spiel seines SC Verl gegen die Würzburger Kickers. „Es war im ersten Moment aufregend. Da geht dir die Pumpe. Aber dann denkt man schnell an die drei Punkte und daran, den Sieg einzufahren“, beschreibt der 27-Jährige seine Eindrücke.

Ein abgebrühter Drittliga-Profi ist Berlinski (noch) nicht. Er ist der Neue in den Offensivreihen des SC. Der, der den Sprung aus der Oberliga wagte. Geholt vom RSV Meinerzhagen, wo er seine bisher größten Erfolge einheimste: Oberliga-Aufstieg, Gewinn des Westfalenpokals und ein Spiel in der ersten Runde des DFB-Pokals.

In Letzterem hatten die Meinerzhagener gegen Greuther Fürth schon mit 1:0 vorne gelegen. Berlinski hatte ein bärenstarkes Spiel gemacht, den Treffer musste er allerdings seinem Kollegen überlassen. Am Ende verloren die Sauerländer mit 1:6 nach Verlängerung. Trotzdem, da ist sich Berlinski sicher, war auch das ein Mosaiksteinchen in seiner Kariere: „Ich habe Meinerzhagen viel zu verdanken. Die haben mich geholt und mir eine Bühne geboten, damit andere Klubs auf mich aufmerksam werden. Das waren dort alles herzensgute Menschen“, schwärmt der Offensivspieler.

Mit einem Video auf Facebook verabschiedete er sich von seinen Fans. Wehmütig und fast ein bisschen schüchtern verkündete der 21-fache Torschütze im sozialen Netz seinen Sprung ins Profi-Geschäft.

Zehn Jahre lang um Brummis gekümmert

Jetzt also die dritte Liga. Ein Risiko? Ja, aber für Ron Berlinski ist es ein kalkuliertes. Auf der einen Seite ist er als Stürmer sportlich für die „dicken Dinger“ zuständig. Aber es gibt noch eine berufliche Komponente im Leben des 27-Jährigen – und auch die hat mit Kaventsmännern zu tun: Berlinski ist Nutzfahrzeuge-Mechatroniker. Zehn Jahre lang kümmerte sich der Bochumer um Brummis in einem Betrieb seiner Heimatstadt. Und falls sein Traum vom Profifußball doch scheitern sollte, darf er zurückkehren. Was es damit auf sich hat, erklärt er so: „Mein Chef hatte früher dieselbe Situation, nur mit Handball. Er durfte sich damals nicht als Profi ausprobieren. Dadurch hat er großes Verständnis für mich.“

Eine Spielzeit lang hat Berlinski die Rückkehr-Option ins Berufsleben. „Mir ist ein riesen Stein vom Herzen gefallen“, erinnert er sich. SC-Trainer Rino Capretti unterstrich bei seiner Verpflichtung, dass er seinem Zugang den Sprung ins Profigeschäft unbedingt zutraue. Und Berlinski will liefern: „Ich will meine Leistung in der 3. Liga festigen und weiter professionell Fußball spielen. Aber ich will auch nicht überpacen“, fasst er seine Ambitionen zusammen.

Das berufliche Sicherheitsnetz hält ihm den Rücken frei, aber die Konzentration liegt ganz auf dem Sportlichen. „Ich stand zweimal im Kader und hatte einen ersten Kurzeinsatz – das war ein Etappenziel. Ich merke, dass ich immer besser reinkomme.“ Das offensive 4:3:3-System kommt dem Kämpfertyp zugute. Im jüngsten Testspiel gegen Rot-Weiß Essen (4:4) traf er zum wichtigen 2:3-Anschluss. „Vorne fühle ich mich am wohlsten“, sagt er. Am Samstag (Anstoß: 14 Uhr) geht es gegen Viktoria Köln. Ob er spielen wird, weiß Berlinski noch nicht. Aber der Mann für die dicken Dinger ist fit und bereit, weitere wertvolle Minuten als Fußballprofi zu sammeln.

– Foto: Teresa Kröger

Facts zu SC Verl gegen Viktoria Köln

In der vergangenen Saison endeten beide Treffen unentschieden (1:1 und 2:2). Beide Kader sind im Vergleich zur Vorsaison allerdings stark verändert. Dass die Begegnung ein Offensivspektakel werden könnte, darauf deuten die jüngsten Resultate hin: Verl absolvierte ein Testspiel gegen Regionalligist Rot-Weiß Essen, das 4:4 endete. Köln zwang im DFB-Pokal Bundesligist Hoffenheim in die Verlängerung und unterlag knapp mit 2:3. In der Tabelle hat die Viktoria noch Nachholbedarf. Mit einem Punkt aus zwei Spielen hängen die Rheinländer auf Platz 14. Der SC schob sich nach dem 1:0-Sieg gegen Würzburg auf Rang fünf.

Aufrufe: 013.8.2021, 08:30 Uhr
Gregor WinklerAutor