2024-05-02T16:12:49.858Z

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Polierte Platte und Wikingerbart: So haben die Fans Marco "Toni" Sailer in Erinnerung behalten. Inzwischen ist der Bart wieder ab. Archivfoto: Schiek
Polierte Platte und Wikingerbart: So haben die Fans Marco "Toni" Sailer in Erinnerung behalten. Inzwischen ist der Bart wieder ab. Archivfoto: Schiek

Sailer hat nur gute Erinnerungen an Darmstadt

SV Darmstadt 98: Marco „Toni“ Sailer schaut beim Training vorbei / Der Kultspieler hat die Lilien nie aus den Augen verloren

Dieser Trainingsgast kam überraschend: Als sich die Spieler des Zweitligisten SV Darmstadt 98 am Dienstagmorgen zur ersten Einheit in dieser Woche versammelten, saß am Rande des Platzes einer, den alle Lilien-Fans bis heute in ihr Herz geschlossen haben. Marco „Toni“ Sailer, mittlerweile 32 Jahre alt, besuchte seinen Ex-Verein, den er auch nach seinem Wechsel zum FSV Wacker Nordhausen nie aus den Augen verloren hat. „Ich komme hier immer ein bisschen nach Hause“, sagte der Offensivspieler, der von 2013 bis 2016 das Lilien-Trikot getragen hat.

In Nordhausen spielt er mittlerweile in der zweiten Mannschaft, warum er nicht mehr in der ersten kickt, ist ihm nie wirklich erklärt worden. Auch deshalb liebäugelt Sailer mit einem Wechsel zurück nach Hessen. „Im Sommer läuft mein Vertrag aus, dann wäre es schon schön, wenn wir wieder hier in die Region kommen könnten“, sagt der Vater zweier Kinder. Die Tochter ist zweieinhalb, der Sohn neun Monate. Auch seine Frau Lara würde gerne wieder ein bisschen näher an ihre Familie heranziehen – sie stammt aus der Gegend um Aachen, er aus Schwäbisch Hall. „In Nordhausen sind wir schon etwas einsam, die Familien sind für beide weit weg. Aber wir leben mitten in der Stadt, und durch die Kinder ergeben sich ja auch einige Kontakte“, sagt Sailer.

Der 32-Jährige wurde nach dem Training von einigen alten Mitstreitern umarmt und direkt mit in die Kabine genommen. Und natürlich wurden Erinnerungen aufgefrischt – etwa an sein einziges Bundesligator. Bei der 2:3-Niederlage gegen den FSV Mainz 05 am 2. Oktober 2015 hatte er das zwischenzeitliche 2:2 erzielt. Ein Treffer, den ihm keiner mehr nehmen kann. Auch wenn er heute nicht mehr unbedingt stolz darauf ist, wie er lächelnd bekennt. „Im Mainzer Tor stand Loris Karius, der im Champions-League-Finale zweimal derbe gepatzt hat. Das relativiert dann doch einiges.“ Sagts – und lacht.

Marco Sailer hat im Sommer 2016, nach dem ersten Bundesligajahr der Lilien, schnell erfahren, dass sein Vertrag nicht verlängert würde. Und er hatte damals offen eingestanden, dass er vielleicht einfach nicht mehr gut genug war fürs Oberhaus. „Das war schon so“, erinnert er sich. Aber er hat nie gestänkert – und ist auch deswegen bis heute ein Sinnbild dafür, dass Einstellung manchmal wichtiger ist als reines Können.

Allzu viele Spieler sind nicht mehr da, mit denen er noch zusammengespielt hat. Fabian Holland, Tobias Kempe, Marcel Heller und Yannick Stark – dann hört es auch schon auf. Trainer Dirk Schuster und Co-Trainer Frank Steinmetz wurden ebenfalls gedrückt. Kapitän Aytac Sulu war am Dienstag nicht im Training, auch ihn kennt Sailer natürlich bestens von früher. „Es ist schön, dass die Jungs das so hinbekommen. Ich komme immer mal gerne vorbei, wenn es die Zeit zulässt.“

Am Dienstag musste er freilich direkt nach dem Training wieder los in Richtung Nordhausen – dort wurde am Nachmittag trainiert. Und dort warten ja auch Frau und Kinder auf den Routinier. Der sich in Nordhausen wohlfühlt, aber mittlerweile merkt, dass er nicht mehr der Jüngste ist. „Wenn ich in der Kabine erzähle, dass ich die halbe Nacht wach war wegen der Kinder, schauen mich alle nur blöd an“, sagt der Kultspieler grinsend. Allzu oft geht er denn auch nicht mehr aus, die Prioritäten haben sich verschoben. „Wir wohnen mitten in der Stadt, das hat den Vorteil, dass alles recht leicht erreichbar ist“, sagt Sailer, der in Darmstadt mitten in der City in der Mauerstraße gewohnt hatte, bevor er nach Waschenbach gezogen war.

Eines freut ihn ganz besonders: Dass er von schweren Verletzungen verschont geblieben ist. In Darmstadt haben sich in den vergangenen Wochen mit Torhüter Rouven Sattelmaier und Mittelfeldspieler Selim Gündüz gleich zwei Spieler am Kreuzband verletzt. „Wir haben in Nordhausen einen, der ist 28 Jahre alt. Und der hatte schon drei Kreuzbandrisse“, sagt Sailer kopfschüttelnd. Das ist etwas, das er nicht braucht.

Was er immer gerne macht, ist Aufstiege feiern. Und da hat er Übung: 2014 stieg er mit den Lilien in die Zweite, 2015 in die Erste Liga auf. Und so hatte auch seine Versetzung in die zweite Mannschaft des Regionalligisten letztlich doch etwas Gutes: Mit der stieg er im Sommer nämlich in die Oberliga auf. „Mit Aufstiegen kenne ich mich aus, da habe ich Routine“, sagt er – und grinst erneut.

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Yildirim im Training

Der SV Darmstadt 98 hat Interesse an Mittelfeldspieler Özkan Yildirim: Der 25-Jährige absolviert derzeit ein Probetraining bei den „Lilien“- Der vereinslose Yildirim spielte zuletzt bei Drittligist Eintracht Braunschweig, zuvor stand er bei Fortuna Düsseldorf und Werder Bremen unter Vertrag.

Im Training fehlten am Dienstag Aytac Sulu und Slobodan Medojevic, die individuell trainierten. Krank sind Sandro Sirigu, Terrence Boyd und Joevin Jones, Marvin Mehlem hat Rückenprobleme. Es war folglich eine überschaubare Trainingsgruppe am Dienstag.

Aufrufe: 018.9.2018, 14:43 Uhr
Jan FelberAutor