2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview
Fühlt sich an der Seitenlinie wohl: Florian Grau ist aktuell als Spielertrainer beim TV Hilpoltstein aktiv, im Sommer wechselt er als Co-Trainer zum VfB Eichstätt.
Fühlt sich an der Seitenlinie wohl: Florian Grau ist aktuell als Spielertrainer beim TV Hilpoltstein aktiv, im Sommer wechselt er als Co-Trainer zum VfB Eichstätt. – Foto: Johannes Traub

Rückkehrer Grau: »In Eichstätt kenne ich jeden Grashalm«

Eichstätts ehemaliger Spieler und neuer Co-Trainer Florian Grau im Interview.

Sieben Jahre verbrachte Florian Grau (33) als Spieler beim VfB Eichstätt, erlebte in der Saison 2016/17 den Aufstieg in die Regionalliga Bayern sowie die Bayerische Amateurmeisterschaft in der Saison 2018/19 mit, ehe es den Mittelfranken als spielenden Co-Trainer nach Hilpoltstein zog. Nun steht dem 33-Jährigen als Co-Trainer im kommenden Sommer die Rückkehr nach Eichstätt bevor. Im Interview mit FuPa-Reporter Niklas Korzendorfer spricht der bodenständige Jungtrainer über die Besonderheiten in Eichstätt, die ersten Trainererfahrungen bei den Burgstädtern, den Hausbau sowie eine ganz besondere Fahrgemeinschaft.

Corona fegt über das Land, der Amateurfußball steht still. Wie haben Sie die vergangenen Monate erlebt, Herr Grau?

Florian Grau (33): Ich befinde mich mitten im Hausbau. Ich hatte es bislang noch nicht erleben dürfen, dass ich samstags mal nicht auf dem Fußballplatz stehe. Der Fußball hat stets mein Wochenende bestimmt. Dementsprechend blicke ich mit einem lachenden und einem weinenden Auge auf die vergangene Zeit zurück. Einerseits ist es sehr bitter aufgrund der Pandemie nicht auf Platz stehen zu können, andererseits haben meine Kumpels und ich am Wochenende viel Zeit gehabt, um auf der Baustelle voranzukommen. Aber dennoch vermisse ich das Gefühl, den Ball am Fuß zu haben.

Greifen Sie auf gewisse Ausgleichssportarten zurück, um sich fitzuhalten oder beansprucht Sie der Hausbau in vollen Zügen?

(lacht) Generell sind Laufeinheiten, Radfahren oder Workouts von zu Hause schön und gut, um fit zu bleiben. Aber am Ende sind wir Fußballer. Wir brauchen keine Zoom-Meetings, sondern den Ball am Fuß und das Mannschaftstraining.

»Wir haben viele positive, aber auch negative Erfahrungen sammeln dürfen«: Florian Grau zieht ein erstes Fazit zu seiner Zeit mit Fabian Schäll beim TV Hilpoltstein.
»Wir haben viele positive, aber auch negative Erfahrungen sammeln dürfen«: Florian Grau zieht ein erstes Fazit zu seiner Zeit mit Fabian Schäll beim TV Hilpoltstein. – Foto: Johannes Traub

Grau: »Die Zeit beim TV Hilpoltstein war sehr lehrreich für mich«

Vom VfB Eichstätt sind Sie im Sommer 2019 zum TV Hilpoltstein gewechselt, um als Spielertrainer, zusammen mit Fabian Schäll die Geschicke beim mittelfränkischen Bezirksligisten zu übernehmen. Wieso?

Fabi (Anm. d. Red.: Fabian Schäll) und ich wohnen dort und haben deshalb immer den Kontakt zum Verein gepflegt. Ich bin Siegfried Zeh, dem Leiter der Fußballabteilung, sehr dankbar, dass er uns Jungtrainern die Möglichkeit gegeben hat in der Bezirksliga einzusteigen. Das ist ein hohes Gut. Der Leistungsgedanke steht auf diesem Niveau bereits im Vordergrund. Dementsprechend war es für Fabi und mich eine spannende Aufgabe mit einer jungen und hungrigen Mannschaft in unserem Heimatdorf zusammenzuarbeiten.

Als Aufsteiger stehen Sie aktuell auf Platz 5 in der Bezirksliga Mittelfranken Süd, lediglich zwei Punkte trennen Sie von Platz 2…

Die Zahlen zeigen, dass wir uns in der Bezirksliga etablieren konnten. Das ist uns eindrucksvoll gelungen, da die Relegation in unmittelbarer Sichtweite ist. Ich konnte beobachten, wie sich die Jungs durch das Training und die Spielklasse weiterentwickelt haben. Es gibt Spieler, die in der ersten Halbserie im Jahr 2019 noch keine Rolle spielten und es nach dem ersten Lockdown in die Startelf geschafft haben. Das sind Entwicklungsschritte, die mich als Trainer freuen. Es zeigt mir, dass unsere Arbeit Früchte trägt.

Mitspielender Trainer, gleichzeitig guter Beobachter: In Hilpoltstein konnte Florian Grau sowohl seine Qualitäten als Spieler als auch als Trainer unter Beweis stellen.
Mitspielender Trainer, gleichzeitig guter Beobachter: In Hilpoltstein konnte Florian Grau sowohl seine Qualitäten als Spieler als auch als Trainer unter Beweis stellen. – Foto: Johannes Traub

Sie haben sich im Sommer 2019 während des letzten Vorbereitungsspiels gegen den ASV Neumarkt schwer verletzt. Inwieweit hat dieser Umstand Ihre Pläne als spielender Co-Trainer beeinflusst?

Ich hatte mir einen Kapsel- und Bänderriss im Innenknöchel zugezogen, der mich drei Monate außer Gefecht gesetzt hat. Ich habe als Spielertrainer immer den Anspruch gehabt, wieder zurückzukehren und meine Qualität auf den Platz zu bringen. In der Hinrunde habe ich mich noch nicht so weit gefühlt. Nach dem Re-Start war ich fitter und konnte mit einigen Toren meinen Teil zum Erfolg beitragen. Persönlich hätte ich aber gerne auch auf dem Platz eine noch größere Rolle gespielt. Ansonsten war es eine sehr lehrreiche Zeit. Fabi und ich haben viele positive, aber auch negative Erfahrungen, wie den 0:6-Nackenschlag gegen den ASV Zirndorf, sammeln dürfen. Das war für unsere Entwicklung als junge Trainer sehr wichtig.

Auf dem Papier ist die Spielzeit bislang nicht annulliert. Acht Partien stehen noch aus. Wie sehen Ihre Wünsche für die Zukunft aus bevor Sie den TV Hilpoltstein verlassen?

Es wäre spannend, wenn wir die Spielzeit noch einmal aufnehmen könnten. Ich möchte herausfinden, was mit dieser Mannschaft alles möglich ist. Das hängt aber voll und ganz von der Corona-Situation ab. Aktuell sind andere Dinge wichtiger als der Amateurfußball. Ich kann auch nicht in die Kristallkugel schauen, aber eine Wideraufnahme des Spielbetriebs ist aktuell wohl kaum umsetzbar. Als Abschluss unserer gemeinsamen Zeit mit meinem Kollegen Fabi noch einmal in Hilpoltstein auf dem Platz zu stehen, wäre ein Highlight. Das würde ich sofort unterschreiben.

Grau und das Wiedersehen mit den A9-Jungs

Ihr Trainerkollegen und Freund Fabian Schäll (30), mit dem Sie in Eichstätt (2013-2019), sowie zuvor in Seligenporten (2010-2012) und in Schwabach (2009) zusammengespielten, begleitet Sie seit Jahren. Gibt es Sie beide denn nur im Doppelpack?

(lacht) Das kann man so sagen. Fabi ist mein allerbester Freund. Wir gehen seit 14 Jahren durch dick und dünn. Als Fußballer haben wir gemeinsam alles erlebt, was der Sport zu bieten hat. Und auch abseits des Platzes sind wir in beruflichen und familiären Themen eng miteinander verbunden.

Inwieweit war Er in Ihre getroffene Entscheidung eingeweiht ab dem kommenden Sommer als Co-Trainer zum VfB Eichstätt zu wechseln?

Ich habe ihn immer an meinen Gedankengängen teilhaben lassen. Mir lag im Zuge der Entscheidung nichts ferner als Fabi oder den TV Hilpoltstein im Stich zu lassen. Im Gegenteil: Ich habe alle meine Gespräche mit dem VfB Eichstätt in Absprache mit Fabi und dem TV Hilpoltstein geführt. Am Ende haben mir beide Parteien keine Steine in den Weg gelegt, so wie ich das auch für sie gemacht hätte. Für dieses offene und ehrliche Verständnis bin ich ihm und dem Verein sehr dankbar. Zusammen mit Tom Raffel (46), der uns als Torwarttrainer in Hilpoltstein unterstützt, hat sich ein starkes Trainertrio gebildet. Aber am Ende gibt es im Leben nun mal Entscheidungen zu treffen.

Drei Freunde fürs Leben: Fabian Schäll (l.), Fabian Eberle (m.) und Florian Grau (r.) nach dem Gewinn der Regionalligameisterschaft in der Saison 2018/19 gegen den SV Wacker Burghausen.
Drei Freunde fürs Leben: Fabian Schäll (l.), Fabian Eberle (m.) und Florian Grau (r.) nach dem Gewinn der Regionalligameisterschaft in der Saison 2018/19 gegen den SV Wacker Burghausen. – Foto: Johannes Traub

Sie haben sich für die Rückkehr zum VfB Eichstätt entschieden. Dort waren Sie bereits sieben Jahre als Spieler aktiv, nun werden Sie dort neuer Co-Trainer. Hört sich das für Sie surreal an?

Nein, es ist phänomenal. Ich bin dem Verein seit Jahren sehr verbunden. Dort kenne ich jeden Grashalm. Ich habe mit den Fans, den Verantwortlichen, den Ehrenamtlichen bis hin zum Platzwart ein persönliches Verhältnis aufgebaut und mich in Eichstätt stets willkommen gefühlt.

Sie haben als Spielertrainer beim TV Hilpoltstein erste Erfahrungen sammeln dürfen. Nun folgt der Sprung in die Regionalliga Bayern. Ist es für Sie der nächste logische Schritt oder sind es vielmehr zwei Schritte nach vorn?

Ich empfinde das ganz anders. Es ist eine große Ehre für mich einem Trainerteam in der Regionalliga anzugehören, vor allem beim VfB Eichstätt. Dennoch ist es kein ultragroßer Sprung, sondern eher eine sehr schöne Möglichkeit ohne Druck. Ich finde in Eichstätt ein bekanntes Umfeld vor. Markus Mattes und Torwarttrainer Norbert Scheurer waren bereits meine Trainer. Wir kennen uns seit Jahren und haben stets den Kontakt zueinander gehalten. Auch viele der Jungs kenne ich noch aus meiner Zeit als Spieler. Sogar meine Fahrgemeinschaft, die A9-Jungs, sind fast noch komplett am Start. Mit dieser Gruppe bin ich tagtäglich zum Training gefahren. Und auch darüber hinaus haben wir uns privat getroffen, sind im Sommer auch meistens gemeinsam in den Urlaub gefahren.

Das neue Eichstätter Trainerduo: Florian Grau mit seinem ehemaligen Cheftrainer Markus Mattes, den er zur kommenden Saison als Co-Trainer unterstützen wird.
Das neue Eichstätter Trainerduo: Florian Grau mit seinem ehemaligen Cheftrainer Markus Mattes, den er zur kommenden Saison als Co-Trainer unterstützen wird. – Foto: Johannes Traub

Grau blickt in die Zukunft: Den Umbruch mit dem VfB Eichstätt meistern

Inwieweit können Sie Ihre Aufgaben als Co-Trainer bereits beschreiben?

Ich kann als Schnittstelle zwischen dem Trainerteam und der Mannschaft agieren. Ich verkörpere den VfB, wodurch ich die Neuzugängen sehr gut einarbeiten kann. Zudem möchte ich von Markus Mattes vieles lernen, vor allem was das taktische Verständnis, die Spielvorbereitung sowie die Kabinenansprache betrifft.

Dem VfB Eichstätt steht nun ein weiterer Umbruch bevor. Mit den Abgängen von Benjamin Schmidramsl (33), Lucas Schraufstetter (26) sowie Top-Torjäger Fabian Eberle (32) endet eine Ära. Wie sehen die Zukunftsplanungen aus?

Das Wichtigste ist, dass sich nun erst einmal ein Mannschaftskern für die kommende Spielzeit zusammenfindet. Wir haben bereits neun Zusagen, die nun eine neue Identität finden müssen. Die sogenannte Ära, in der Fabi und ich als Spieler dabei waren, ist nun Geschichte. Jetzt müssen sich neue Köpfe beweisen und Impulse in die Mannschaft hineinbringen. Einige unserer talentierten Jungs können nun den nächsten Schritt gehen, sich als Führungsspieler beweisen. Zudem müssen auch die möglichen Neuzugänge, mit denen sich der Verein aktuell in Gesprächen befindet, die VfB-Mentalität annehmen. Unter diesen Voraussetzungen wünsche ich mir, dass wir am Ende nicht mit dem Abstiegskampf in Berührung kommen.

Der VfB sucht einen Eberle-Ersatz. Als Offensivakteur haben Sie bestätigt, dass Sie die Schuhe an den Nagel hängen werden. Somit ist das Comeback in Eichstätt ausgeschlossen. Welche Qualitäten muss ein guter Stürmer nach Eichstätt mitbringen?

Anhand vom Fabian Eberle kann ich das einwandfrei erklären. Ein Stürmer in Eichstätt muss arbeiten können. Er ist der erste Spieler, der im Defensivverbund die Verteidiger früh unter Druck setzt. Trotzdem braucht er die Körner, um offensiv etwas zu bewegen. Er muss zweikampfstark sein sowie in jeder Lage Torgefahr ausstrahlen. Faber (Anm. d. Red.: Fabian Eberle) ist das beste Beispiel dafür. Deswegen ist es schade, dass er den VfB verlässt. Auch, weil wir uns privat sehr gut verstehen. So einen wieder zu finden, wird ganz schwer werden. Aber ich denke, wir haben talentierte Jungs im Angriff, denen wir das Vertrauen schenken möchte. Sie treten in große Fußstapfen und sollen sich weiterentwickeln.

Das Interview führte Niklas Korzendorfer

Aufrufe: 021.3.2021, 11:00 Uhr
Niklas KorzendorferAutor