2024-05-24T11:28:31.627Z

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René Werthner: Ab zur Eckfahne und Platzverweis

Der Spielertrainer spricht im Interview über Juninho in der Bezirksliga, ein besonderes Spiel und den Kulturwechsel in der Oberpfalz.

Die Interview-Serie in Mittelfranken mit Torjägern, katzenartigen Schnappern, verrückten Typen und bekannten Gesichtern der Fußball-Kreise geht weiter. Heute erklärt, René Werthner von der DJK Weinsfeld ist dabei und erklärt die neue Regel „Saufen und Rauchen im Trikot“ und warum die "Wintereinheiten auf dem Kartoffelacker" so elementar waren.

Beginnen wir mit der Frage von Dominic Distler, der dich nominiert hat: Wann werden wir wieder gemeinsam für einen Verein am Platz stehen?
Es freut mich natürlich sehr, dass Dominic unserer gemeinsamen Zeit als Teamkameraden nachtrauert. Irgendwann werden sich auch unsere Wege wieder kreuzen. Da er sich während der Corona-Pause scheinbar zum Laufwunder entwickelt hat, kann er gerne zur DJK Weinsfeld kommen. 😉

Bei welchem Verein hattest Du Deine schönste Zeit?
Da ich meine ganze Jugend und zwei Jahre im Herrenbereich bei meinem Heimatverein TV 1879 Hilpoltstein gespielt habe, besteht hier natürlich immer eine besondere Verbindung. Aufs Ganze gesehen würde ich allerdings bisher als schönste Zeit die Zeit beim TV 21 Büchenbach sehen. Hier sind viele gute Freundschaften entstanden. Was ich aber nicht vermissen werde, sind die Wintereinheiten auf dem damals einzigen Platz mit Flutlicht, dem „Kartoffelacker“. Hier hat man sich die Kraft und Luft für die Rückrunde geholt, allerdings blieb das spielerische oftmals auf der Strecke. Letztes Jahr wurde aber endlich nachgerüstet und der Weg dorthin bleibt den Büchenbachern nun erspart. Aber auch der „Kulturwechsel“ in die Oberpfalz zum BSC Woffenbach war eine Hammer-Zeit. Gerade das erste Jahr, in dem wir lange um den Aufstieg in die Landesliga mitgespielt haben, Stadtmeister wurden und der Gewinn der Hallenkreismeisterschaft und Vize-Bezirksmeister im Hallenfußball, bleibt natürlich unvergessen.

Gibt es ein Spiel, das Du nie vergessen wirst?
Das Entscheidungsspiel um den Aufstieg in die Kreisklasse 2010 mit der zweiten Mannschaft des TV Hilpoltstein. In der Zweiten habe ich immer als A-Jugendspieler aushelfen dürfen, nachdem ich am Samstag in der BOL im Einsatz war. So auch bei dem Entscheidungsspiel um den Aufstieg in die Kreisklasse gegen den TSV Berching II. Beide Mannschaften haben die Kader mit vielen Spielern aus der Ersten (Bezirksliga) und A-Jugend aufgefüllt. Trotz sehr schlechten Wetters kamen rund 300 Zuschauer, um eine rassige Partie anzuschauen. Rückstand, Ausgleich und nach Führung mit meinem 2:1, mussten wir in der 77. Minute den Ausgleich fangen. Zusätzlich waren wir ab der 83. Minute nach einem Platzverweis in Unterzahl. In der Verlängerung war es ein offener Schlagabtausch und beide Mannschaften haben alles gegeben und hätten den Sieg verdient gehabt. In der 105. Spielminute kam der Ball von der rechten Seite. Annahme, Körpertäuschung und den Torwart eiskalt verladen zum 3:2-Siegtreffer. Ab zur Eckfahne und unter einer Jubeltraube mit gefühlt 20 Menschen im nassen Rasen verschwunden. Fünf Minuten vor Schluss sah ich dann noch die Ampelkarte.

Die beste Mannschaftsparty, die du je erlebt hast?
Die Aufstiegsfeier nach oben beschriebenen Spiel gehört auf jeden Fall dazu. Danach gab es einige Monate lang keine Feiern mehr im Sportheim, da so eskalierend gefeiert wurde. Wie von meinem Vorredner gefordert, werde ich aber natürlich keine Eskapaden von Büchenbacher Weiherfesten preisgeben. Hier bleibt es bei dem Motto „Was am Weiherfest passiert, bleibt am Weiherfest“. Geendet haben Sie aber meistens in der Welt-Disko Hair in Pfaffenhofen. Legendär waren aber auch immer die Einstandsfeiern beim BSC Woffenbach. Hier wurden die Neuzugänge in Teams aufgeteilt und man musste verschiedene Aufgaben erledigen. Ich bin damals mit meinem Partner ziemlich früh ausgeschieden und wir mussten dann den ganzen Abend, nur in einer extrem engen Badehose bekleidet, die Mannschaft mit Getränken versorgen.

Wer ist/war der beste Kicker, mit dem du jemals zusammen gespielt hast und warum?
In der Jugend war es Marco Wiedmann (damals TV Hilpoltstein, aktuell TSV Kornburg). Müsste in der U15 Kreisliga gewesen sein. 24 Spiele – 24 Siege, 128:13 Tore sprechen für sich. Unterschiedsspieler, der es einem leicht gemacht hat, Tore zu schießen.
Im Herrenbereich gab es einige sehr gute Spieler. Der kompletteste aber war trotz seines jungen Alters, Bernhard Neumayer (damals BSC Woffenbach, aktuell SV Seligenporten). Hab ihn immer Bernhard de Bruyne genannt und mit Kevin De Bruyne verglichen. Ob Defensive oder Offensive, er hatte keine offensichtlichen Schwächen. Er war schon mit seinen 18 Lenzen Antreiber und Spielmacher auf der Sechser-Position. So eine Ballsicherheit und Spielintelligenz habe ich nicht von vielen Spielern in meinen BZL-Jahren gesehen. Trotzdem blieb er immer bescheiden und immer mannschaftsdienlich. Auch einen Robin Bayer (damals TV 21 Büchenbach) möchte ich bei den besten Kickern erwähnen. Leider musste er wegen zwei Kreuzbandrissen mit dem Fußball aufhören. Alleine seine Anwesenheit auf dem Platz gab seinen Mitspielern immer die nötige Sicherheit und Ruhe im Spiel. Außerdem war er ein absoluter Freistoßspezialist. Er nannte sich selber immer den „Juninho der Bezirksliga“.

Was ist deine größte Schwäche auf dem Fußballplatz?
Ganz klar das Kopfballspiel. Kann mich nur an zwei stolze Kopfballtore erinnern.

Was nervt dich am Amateurfußball?

Fällt mir generell nichts dazu ein. Das ist die Basis vom Fußball. Hier wird noch der ehrliche Fußball gespielt. Schauspielerei hat dort nichts verloren, weil das rächt sich meistens in der nächsten Situation. Das sind dann eher Dinge, die mich am Profifußball nerven.

Das größte Feierbiest in eurem Kader?
Durch meine vorherigen Stationen war ich schon einiges gewohnt. Aber die Feierkultur in Weinsfeld hebt das Ganze noch auf ein neues Level. Feierbiester sind sie alle. Wenn ich einen hervorheben muss, dann ist es unser „Leuchtturm“ Johannes Mederer. Da ist das leuchten Programm. Allerdings reißt er auch am Feld die Hütte ab, dann kann man da als Trainer schon einmal ein Auge zudrücken.

Wer zahlt bei euch die meisten Strafen und warum?
Eckla-Spezialist ist unser Sebastian Gaukler. Die beste Einnahmequelle ist aber die neu eingeführte Regel „Saufen und Rauchen im Trikot“. Den Zehner mussten schon einige löhnen.

Was ist euer aktueller Trainer für ein Typ - eher Pep Guardiola, Werner Lorant oder Felix Magath? Oder ist er ganz anders?
Schwierig sich selbst zu kategorisieren. Können meine Spieler besser beurteilen. Für mich sollte immer der Spaß mit der nötigen Disziplin im Vordergrund stehen.

Welche ist die schönste und welche die schlechteste Sportanlage bei euch im Kreis?
Als schönste Sportanlage muss ich hier auch das Gelände der TSG 08 Roth nennen. War immer schön dort Auswärts die Derbys zu bestreiten. Schlechteste Sportanlage hört sich sehr abwertend an. Aber ungern hab ich immer bei der FC/DJK Weißenburg gespielt. Dieser kleine Platz und ich werden glaube ich keine Freunde mehr. Egal mit welcher Mannschaft ich dort gespielt habe, gab es immer eine Niederlage.

Aufrufe: 027.1.2021, 08:56 Uhr
redAutor