2024-04-25T14:35:39.956Z

Interview
Begeistert vom Geislinger Teamgeist: Rene Mecking. Foto: privat
Begeistert vom Geislinger Teamgeist: Rene Mecking. Foto: privat

Rene Mecking: Die Rakete aus der Pfalz

Stürmer entpuppt sich als Glücksfall für FC Langengeisling 

Sepp Kaiser kannte den Mann nicht, der da am Vereinsgelände entlang radelte. Das ist schon mal ungewöhnlich für den Vorsitzende des FC Langengeisling.

VON DIETER PRIGLMEIR

Langengeisling Also sprach er den Neuen gleich mal an. „,Holst dein Buam ab?‘, hat er mich gefragt.

Rene Mecking versucht das so auf Bayerisch wiederzugeben, wie er es eben kann. Der 30-Jährige kommt aus der Pfalz, kickt dort seit acht Jahren für die SG Eintracht Bad Kreuznach und seit diesem Jahr mit Zweitspielrecht auch noch für den FC Langengeisling. Für den Kreisligisten ist das ein echter Glückstreffer: In vier Spielen hat Mecking schon fünfmal getroffen.

Diese Lewandowski-Quote hat er übrigens schon einmal in einer kompletten Saison durchgehalten: 2013/14 schoss er für seine Eintracht in 28 Partien 32 Treffer. „Das war eine gute Saison, in der wir auch Meister geworden sind. Meine Mitspieler waren auch klasse“, sagt Mecking zu der Megaquote.

Viel verlernt hat er seitdem nicht. Vergangene Woche setzte er für den FCL beim 4:0-Sieg gegen den FC Moosburg erst einen Ball aus acht Metern volley ins Netz. Nur wenige Minuten später jagte er die Kugel per Dropkick aus fast 25 Metern in den Winkel. Ein Traumtor. „Ich nehme gern solche Risikobälle“, sagt Mecking.

Sein direkter Zug zum Tor und seine Schnelligkeit würden als seine Stärken genannt. „Am Kopfballspiel könnte ich noch arbeiten. Aber ich weiß nicht, ob es das in meinem Alter noch bringt“, sagt der 30-Jährige und meint zu seinem Traumtor vom vergangenen Samstag: „Da musst du natürlich auch Glück haben, dass du den Ball genau so erwischt.“

Apropos Glück: Die Liebe hat Mecking nach Erding verschlagen, wo seine Frau Marie-Juline seit neun Jahren lebt. Deren Großeltern wiederum sind Meckings Nachbarn in der Pfalz. „Wir haben uns vor 14 Jahren kennengelernt. Seit fünf Jahren sind wir zusammen, und vor zwei Wochen haben wir in Erding geheiratet“, erzählt der 30-Jährige, der in seiner neuen Heimat als Projektmanager im Maschinenbau auch schnell eine Arbeit gefunden hat.

Seine alten Freunde hat er aber deswegen noch lange nicht vergessen. Alle zwei Wochen sei er in Bad Kreuznach und trainiere bei seinem Stammverein, der mittlerweile in der Verbandsliga (gleichbedeutend mit der bayerischen Landesliga) spielt. Partien könne er momentan aber kaum welche für die Eintracht bestreiten, „höchstens werktags mal ein Pokalspiel“. Am Wochenende nämlich hat er stets das Dress des FC Langengeisling an.

Wie unterscheidet sich eigentlich der Fußball in der Pfalz von dem in Bayern? Im Freistaat gibt’s zwei Ligen mehr. Die Pfälzer Bezirksliga hat laut Mecking die Stufe der bayerischen Kreisligen. „Und da ich in beiden gespielt habe, kann ich es ganz gut vergleichen“, meint der Stürmer. Sein Urteil: „In Bayern geht es mehr über den Kampf als über das Spielerische. In der Pfalz musst du dich auch gut ins Zeug legen, aber hier wird mehr gegrätscht. Mit Spielen allein kommst du nicht weit.“

Eine Tatsache übrigens, die auch sein Team heuer schon zweimal bitter erfahren musste. In Lengdorf und Kirchasch setzte es gegen zwei kampfstarke Mannschaften knappe Niederlagen. „Wir haben uns danach zusammengesetzt und beschlossen: Wir müssen robuster auftreten“, erzählt Mecking, der von seiner Mannschaft begeistert ist. Das Teamgefüge und der Zusammenhalt – auf und neben Platz, seien eine große Geislinger Stärke, lobt der Pfälzer und hebt die „individuelle Klasse“ hervor. „Hier hat jeder sein Spezialgebiet.“ Den Aufstieg wolle das Team nicht offiziell als Ziel ausgeben, „aber ich denke schon, das wir das selbst in der Hand haben“, meint Mecking. Er würde gern einen Erfolg „mit dem Verein holen, der mich wirklich super aufgenommen hat“.

Womit wir wieder bei seinem ersten Treffen mit Sepp Kaiser wären. „Nein“, sagte er damals dem FCL-Chef, er hole niemanden vom Training ab, sondern sei selber auf der Suche nach einem Verein. Es wurden Telefonnummern ausgetauscht. Und schon war Mecking im Training dabei. „Alle hier waren sehr offen und haben mich herzlich aufgenommen. Ich habe mich schnell als Teil der Mannschaft gefühlt“, sagt er und fügt hinzu: „Ich bin eh ein Gemeinschaftstyp.“

Kann man den FC Langengeisling mit einen städtischen Verein wie Eintracht Bad Kreuznach vergleichen? „Das ist schwierig“, ist Meckings Anwort. „Wir haben bei der Eintracht eine klasse Truppe. Sonst wäre ich nicht seit acht Jahren dort. Bad Kreuznach ist eine Stadt und spielt zwei Klassen höher. Somit kommen die Spieler von weiter weg, und es ist schwieriger, eine Gemeinschaft aufzubauen. Die Leute fahren von weiter hierher und bleiben nach dem Training nicht auf ein Limo oder Bier noch sitzen.“ Da sei die dörfliche Gemeinschaft schon etwas anders, und das gefalle ihm.

Und auch mit dem Bayerisch gehe es ganz gut. „Wenn die Jungs mit mir sprechen, bemühen sie sich sehr“, erzählt der Pfälzer. Bei schnellen Wortwechseln untereinander stehe er aber schon mal durchaus ratlos dabei. „Aber das geht denen ja auch so, wenn ich sage: ,Ich muss morje schaffe‘“, erzählt Mecking lachend. Zur Übersetzung: Er muss morgen arbeiten. Das krasseste bayerische Wort? „Oida“, sagt er. „Also bei uns hat das was mit einer Kuh zu tun“, meint er. Mecking verrät auch, was er aus seiner Heimat vermisst: „Die Pfälzer Leberwurst.“ Aber dann ergänzt er. „Aber ihr habt einen klasse Schweinsbraten. Und der Leberkäs ist hier viel viel besser als bei uns.“

Aufrufe: 04.10.2019, 20:11 Uhr
Erdinger Anzeiger / Dieter PriglmeirAutor