2024-05-02T16:12:49.858Z

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Schwarz-weiße Freude: Die Villinger Fußballer jubeln nach dem Schlusspfiff mit den 08-Fans.  | Foto: Hahne
Schwarz-weiße Freude: Die Villinger Fußballer jubeln nach dem Schlusspfiff mit den 08-Fans. | Foto: Hahne

Pokalsieg tröstet FC 08 Villingen über den Abstieg

Nach dem Sieg im Verbandspokal stehen die Nullachter im DFB-Pokal

Der Schmerz über den Oberliga-Abstieg sitzt tief beim FC 08 Villingen, doch tröstet die Nullachter der Sprung in die satt dotierte erste DFB-Pokalrunde.
Männer aus dem Schwarzwald eben. Irgendwie passen sie nicht auf den Laufsteg der Eitelkeiten. Und so kleiden sie sich dann auch. Martin Braun, Sportlicher Leiter des FC 08 Villingen, hatte am Tag des Südbadischen Pokal-Finales in Offenburg, bei dem die Schwarzwälder in einem packenden Spiel vor 2300 Zuschauern einen 5:3 (2:0)-Erfolg gegen den SV Oberachern feierten, zu orangenen Socken gegriffen beim morgendlichen Anziehprozess. Und Trainer Jago Maric war modisch auch nicht gerade ein Brüller. Er trug eine Woche nach dem Abstieg des Klubs in die Verbandsliga aber immerhin eine schwarze Hose. Irgendwie passend, denn so ein Rückschlag nach zehn Jahren Oberliga tut weh – und auf der anderen Seiten sind ja die Vereinsfarben des Klubs schwarz und weiß.

Bei den Modemessen in Paris oder Mailand wären die beiden bestimmt nicht prämiert worden. Aber sie hatten ja auch anderes im Sinn. Ihre Mission: Den Traditionsklub retten, wenn schon nicht vor dem sportlichen Abstieg, dann wenigstens vor dem finanziellen. Geschafft haben es aber nicht sie, sondern die 13 eingesetzten und in schwarz und weiß gewandete Kicker, die in der Schlussphase einen hinreißenden Fußball spielten und über die gesamte Spielzeit von 90 Minuten betrachtet wohl auch zu der Mannschaft gehörten, die die klareren Torchancen hatte. Aber fast hätte sich das Team um den Lohn der Arbeit gebracht, und damit um den Start im DFB-Pokal 2016/17 sowie um etwa 130000 Euro, die der Deutsche Fußball-Bund den Teams aus dem Vermarktungstopf garantiert, die es in den Cupwettbewerb schaffen.

Die Villinger 2:0-Halbzeitführung nach Treffern von Damian Kaminski (31.) und Nedzad Plavci (45.+1) war in der 72. Spielminute mehr als futsch, unter anderem weil Torhüter Marijan Huljic in seinem letzten Spiel für den FC 08 (er will eine Pause einlegen), beim 2:2 eine harmlose Freistoßflanke von Andreas Weisgerber durch die Hände gleiten ließ (65.).

„Ich ziehe vor jedem unserer Spieler den Hut.“ Martin Braun über die Nullachter

Als der eingewechselte Mittelfeldspieler des Oberliga-Tabellensiebten dann auch noch mit einem Freistoßtreffer der Marke „Tor des Monats“ seine blau-weißen Farben in Führung schoss (73.), schienen die Villinger bei schwüler Hitze geschlagen. Doch irgendwie legte die Mannschaft einen phänomenalen Schlussspurt hin. „Ich ziehe vor jedem unserer Spieler den Hut. Die größte Leistung war, noch einmal zurückzukommen und die Partie zu drehen“, sagte Martin Braun. Der Ex-Profi, dessen Wunschgegner im DFB-Pokal nun seine Ex-Klubs SC Freiburg und 1. FC Köln sind, hatte schon zur Halbzeit geunkt: „Das ist noch lange nicht durch.“ Er sollte Recht behalten.

Daniel Wehrle, der als Rötenbacher ein echter Schwarzwälder im Team der 08er ist und der nach mäßiger Anfangsphase eine gute Leistung im defensiven Mittelfeld zeigte, sagte nach der Partie: „Wir haben immer an uns geglaubt. Und ich habe unserem Torhüter nach seinem Fehler zum 2:2 gesagt, dass wir den Cup für ihn noch holen.“ Gesagt, getan. Allerdings ließ nicht Wehrle seine Mannschaft jubeln, sondern der Angreifer Nedzad Plavci. Nach dem Ausgleich von Benedikt Haibt (83.), der wie aus dem Nichts kam und den Plavci vorbereitet hatte, traf der 27-Jährige noch zweimal (86. und 88.) ins Tor. Er war somit an allen fünf Treffern seines Teams beteiligt. Aber so richtig scheinen sie den Angreifer, der in Novi Sad geboren wurde, in Villingen nicht ins Herz geschlossen zu haben. „Er hat sein Potenzial während der Oberliga-Saison öfter abrufen sollen“, sagte Villingens Trainer Jago Maric – und ergänzte: „Er ist aber nicht allein am Abstieg Schuld.“ Spricht man so über den Matchwinner, der dem Verein eine sechsstellige Eurosumme in die Kasse spült, die dieser angesichts des Etats von „einer halben Million Euro“ (Braun) so gut gebrauchen kann?

Plavci scheint kein einfacher Zeitgenosse zu sein, er gilt als Lust- und Laune-Spieler. Am Samstag hatte er indes große Lust. Mit seinen drei Toren schlug er nicht nur den SV Oberachern und bescherte dem FC 08 den achten Erfolg im südbadischen Verbandspokal (den bisher letzten hatte es 2009 gegeben). Nein, er schlug auch in Sachen Mode seinen Sportlichen Leiter und seinen Trainer um Längen.
Aufrufe: 029.5.2016, 23:00 Uhr
Georg Gulde (BZ)Autor