2024-05-10T08:19:16.237Z

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Am Pfingstmontag werden erstmals seit 50 Jahren keine Sieger beim Plattenhardter U-19-Turnier ausgezeichnet.
Am Pfingstmontag werden erstmals seit 50 Jahren keine Sieger beim Plattenhardter U-19-Turnier ausgezeichnet. – Foto: Archiv Günter Bergmann

Plattenhardt: Von Bobic, Asamoah und einer Irrfahrt

Ein Rückblick auf die vergangenen Pfingstturniere des TSV Plattenhardt

Das Coronavirus verhindert an diesem Wochenende die Jubiläumsauflage des Plattenhardter Pfingstturniers. Ein Rückblick auf Höhepunkte und Kuriositäten der Veranstaltung.

Gut möglich, dass Christoph Dast an diesem Freitag an den Frankfurter Flughafen gefahren wäre, um die isländischen Fußballer von Breidablik in Empfang zu nehmen. Vielleicht hätte der Cheforganisator des internationalen U-19-Pfingstturniers des TSV Plattenhardt aber auch in Echterdingen die türkischen Kicker von Bursaspor abgeholt. „Zu den Detailplanungen sind wir gar nicht mehr gekommen“, sagt Dast. Das Coronavirus hat einen Strich durch die Rechnung gemacht. Die Traditionsveranstaltung im Weilerhau fällt wie berichtet in diesem Jahr notgedrungen aus – und das ausgerechnet zum eigentlichen Dreifach-Jubiläum. Es wäre im 125. Jahr des Vereinsbestehens und 100 Jahre nach der Gründung der Fußballabteilung die 50. Turnierauflage gewesen. „Wir hätten diesmal richtig was zu feiern gehabt“, sagt Dast.

Für die Filder-Zeitung dennoch Anlass genug, um im Archiv nach vergangenen Siegern, prominenten Besuchern und allerlei Kuriositäten rund um das Plattenhardter Fußballevent zu stöbern.

Die Macher
Die erste Auflage des Pfingstturniers fand 1971 statt – seinerzeit noch auf dem Sportgelände am „Gänsegarten“. Initiator und Mitbegründer war der damalige Jugendleiter Günther Telljohann, zu diesem Zeitpunkt bereits 23 Jahre lang im Amt. Ihm folgten als Organisatoren Alf Weinmann sowie in den 1990er Jahren Dieter Borchardt und Joachim Weidner. Dieses Duo hat das Turnier, das seit 1975 auf dem heutigen Gelände im Weilerhau ausgetragen wird, auf ein neues Niveau gehoben. In ihrer Ära haben die ersten starken Mannschaften aus dem Ausland ihre Aufwartung in Filderstadt gemacht. Seit 2010 zeichnet nun Christoph Dast, ein ehemaliger Landesliga-Spieler des Vereins, für die Organisation hauptverantwortlich, nachdem diese zwischendurch einige Zeit in den Händen der Jugendleitung gelegen hatte.

Hinter den Machern steht seit jeher ein großes Team, das zum Gelingen des Events beiträgt. „Mittlerweile hilft der ganze Verein“, sagt Dast.

Die Teilnehmer
Ausgeschrieben war das Turnier zunächst für B- und A-Jugendteams. Erst seit 1992 kämpfen ausnahmslos U-19-Kicker um den Turniersieg. Begrüßen durften die Plattenhardter in den Vergangenheit Mannschaften aus Brasilien und den USA sowie aus nahezu sämtlichen europäischen Staaten.
Vertreter prominenter deutscher Vereine waren unter anderen die Nachwuchskicker des VfB Stuttgart, FC Augsburg, der Stuttgarter Kickers, von Hertha BSC Berlin und Bayer 04 Leverkusen, des Hamburger SV, der TSG Hoffenheim, des VfL Wolfsburg, 1. FC Nürnberg, von 1860 München und des FC St. Pauli.

Die Sieger
Als erste A-Jugend-Mannschaft trug sich bei der Premierenveranstaltung 1971 der VfB Stuttgart in die Siegerliste ein. 1978 gewann im FC Borac erstmals ein ausländischer Verein den Siegerpokal. Es sollte nicht der letzte Coup der Serben gewesen sein. Bis 1989 holte der Club, der damals noch zu Jugoslawien gehörte, in Plattenhardt fünf weitere Titel – so viele wie kein anderer Verein seither. 2011, nach 22-jähriger Turnierabstinenz, gab der Rekordsieger ein Comeback im Weilerhau. Für den siebten Titelgewinn reichte es jedoch nicht. Borac unterlag im Finale dem Sport Club do Recife aus Brasilien.

An Pfingsten 2011 gab es in Plattenhardt brasilianischen Jubel.
An Pfingsten 2011 gab es in Plattenhardt brasilianischen Jubel. – Foto: Archiv Günter Bergmann

Der Turniersieg der Südamerikaner sowie jener 2017 von Bursaspor aus der Türkei waren für Christoph Dast die sportlichen Höhepunkte seit seinem Amtsantritt. „Das waren schon zwei wirklich überragende Teams“, sagt er. Dabei ist den Brasilianern das Kunststück gelungen, nicht nur übers gesamte Turnier ohne Gegentreffer zu bleiben, sondern mit nur acht erzielten Toren den Pott zu holen. Zum Vergleich: so viele hat der Turnierschützenkönig 2011, Adam Duda von Lechia Gdansk aus Polen, allein für seine Mannschaft erzielt.

Auch aus dem Verbreitungsgebiet der Filder-Zeitung haben sich schon vier Clubs in die Siegerliste eingetragen: der SV Bonlanden (1972), der TSV Waldenbuch (1975, 1976), die Stuttgarter Kickers (1983, 1993, 2007) sowie die Gastgeber selbst (1974, 1988).

Prominente Kicker
Ob als Glücksfee bei der Gruppenauslosung, bei einer Autogrammstunde, als Zuschauer oder als noch jugendlicher Kicker auf dem Rasenplatz – Prominenz gab es bislang zuhauf. So hat Fredi Bobic, Ex-VfBler, Ex-Nationalspieler und heutiger Sportvorstand bei Eintracht Frankfurt, 1995 die Siegerehrung vorgenommen. Thomas Schneider, von 2014 bis 2018 Co-Trainer der deutschen Nationalmannschaft, loste bei der 25. Auflage die Gruppen aus. Autogramme gaben auch schon VfB-Urgestein Karl Allgöwer sowie der Plattenhardter Marc Kienle, der ebenfalls beim VfB kickte. Michael Valkanis, der im vergangenen Jahr den PEC Zwolle zum Turniersieg führte, hat inzwischen als Co-Trainer bei der griechischen Nationalmannschaft angeheuert.

Auf dem Platz ließen in den 90er Jahren Gerald Asamoah und Arne Friedrich ihr Talent aufblitzen. Die beiden späteren Nationalspieler und WM-Teilnehmer weilten mit Hannover 96 in Filderstadt.

Kurioses
Nicht nur vom Geschehen auf dem Rasenplatz gab es stets viel zu berichten, auch auf den Nebenschauplätzen war viel los. So reparierten einmal Mitarbeiter des Busunternehmens Wurster aus Bonlanden übers Wochenende einen russischen Bus, der es sonst wohl nicht mehr in die Heimat geschafft hätte. Obendrein gab es vier neue Reifen geschenkt. Auch die Bundeswehr machte schon ihre Aufwartung im Weilerhau, um Feldbetten für die Fußballer aufzustellen.

Als Irrfahrt hat sich 2006 die Anreise des FC Basel erwiesen. Nach der Abfahrt von der Autobahn waren die Schweizer den Straßenschildern mit dem Symbol des Stadions gefolgt und landeten erst einmal am Cannstatter Wasen. Vorzeitig abgereist ist 2011 die Mannschaft von Hertha 03 Zehlendorf. Aus disziplinarischen Gründen waren die Spieler von ihren eigenen Verantwortlichen vom Turnier ausgeschlossen worden.

Die Entwicklung
Am Anfang, weiß Dast, war das Turnier und eine Wurstbude – nicht mehr. Die Spieler schliefen bei Gastfamilien. Heute genießen die Kicker Vollverpflegung und Übernachtungen im Vier-Sterne-Hotel. Auch das Rahmenprogramm hat sich stetig weiterentwickelt. Der Stehempfang mit politischer Prominenz, der Kindertag, das Ponyreiten, die Tombola, diverse Verpflegungsstände sowie die Beachparty, die dieses Jahr zum 20. Mal stattgefunden hätte, sind längst nicht mehr wegzudenken.

Der Ausblick Immer wieder überlegen Dast und seine Mitstreiter, ob sie künftig statt einem U-19- ein U-17-Turnier ausrichten sollen. Auch eine Verlegung in den Juli als Saisonvorbereitung stand schon im Raum. „An Pfingsten ist bei vielen Clubs die Saison schon vorbei, die Kicker sind auf dem Sprung in die aktiven Mannschaften oder verlassen den Verein. Viele Trainer haben deshalb Probleme, ein Team zu stellen“, sagt Dast. Fest steht derweil, dass das Jubiläumsturnier nur verschoben ist. Dann halt im nächsten Jahr.

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Aufrufe: 029.5.2020, 14:15 Uhr
Filder-Zeitung / Susanne DegelAutor