2024-06-19T10:33:50.932Z

Allgemeines
Mit einem Sieg in Essingen stieg der SSV Ehingen-Süd in die Verbandsliga-Saison 2019/20 ein – danach gab es im Lauf der Vorrunde noch etliche Male Grund zum Jubel. (SZ-Archivfoto: Wagner)
Mit einem Sieg in Essingen stieg der SSV Ehingen-Süd in die Verbandsliga-Saison 2019/20 ein – danach gab es im Lauf der Vorrunde noch etliche Male Grund zum Jubel. (SZ-Archivfoto: Wagner)
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Phasenweise ein Spitzenteam

SSV EhingenSüd: Verbandsligist spielt starke Saison – bis reihenweise Spieler ausfallen

Kirchbierlingen - Den dritten Tabellenplatz belegt der SSV Ehingen-Süd nach dem 21. Spieltag der Fußball-Verbandsliga – woran sich möglicherweise nichts ändert, nachdem sich nun das Präsidium des Württembergischen Fußballverbandes (WFV) für einen Abbruch mit Wertung ausgesprochen hat (die SZ berichtete). Es wäre die beste Saison des Vereins, der seit 2017 in der höchsten württembergischen Klasse vertreten ist. Die Schwäbische Zeitung blickt auf die Verbandsliga-Runde von Süd und die Pläne für die kommende Spielzeit.

Saison 2019/20 – die Vorzeichen: Wenige Spieler, die lange verletzt waren (Daniel Haas) oder selten in der ersten Elf standen (Noah Gnandt, Patrick Vonnier) verließen im Sommer 2019 die Mannschaft, Spieler mit Erfahrung in der Verbandsliga (Simon Dilger, Marvin Schmid) oder höher (Kevin Ruiz) kamen; dazu noch Stejpan Saric von der zweiten Mannschaft des Regionalligisten FV Illertissen. Mit ihnen steigerte sich die Qualität des Kaders, zudem hatte Trainer Michael Bochtler mit den Neuen mehr Möglichkeiten. Trotz der Verstärkungen und dem fünften Tabellenplatz in der vorangegangenen Runde warnten die Verantwortlichen des SSV vor überzogenen Erwartungen, Trainer Bochtler und Süds Fußball-Vorsitzender Helmut Schleker gaben als Saisonziel einen gesicherten Mittelfeldplatz aus. Davon, vielleicht eine Rolle im Kampf um Meisterschaft und Aufstieg zu spielen, wollte man nichts wissen. Für Bochtler war es nicht mehr als Wunschdenken. „Damit brauchen wir gar nicht erst anfangen“, hatte der Trainer vor dem Saisonstart gesagt.

Saison 2019/20 – der Verlauf: Die Vorsicht der Verantwortlichen war begründet, doch die Mannschaft mauserte sich in der Vorrunde zu einer Spitzenmannschaft und wurde von der Konkurrenz dann auch so wahrgenommen. „Die Vorrunde betrachtet, müssen wir sehr, sehr zufrieden sein. Es lief viel zusammen“, sagt Trainer Bochtler heute rückblickend. Und ergänzt: „Aber man muss das Glück auch erzwingen.“ Das tat Ehingen-Süd vom ersten Spieltag an. Trotz des Fehlens etlicher Stammkräfte wegen Urlaubs und Verletzungen setzte sich Süd zum Auftakt beim hoch eingeschätzten TSV Essingen durch ein spätes Tor von Fabio Schenk 1:0 durch. Auch im ersten Heimspiel gegen Heiningen (3:2) überstand die Mannschaft bange Momente, sicherte sich aber die nächsten drei Punkte. Im dritten Spiel beim starken Aufstieger TSV Berg sprang dank des Last-Minute-Treffers von Fabian Sameisla ein Unentschieden heraus (2:2). Erneut zeigte sich der erst durch den Schlusspfiff gebremste Wille, das bestmögliche Ergebnis zu erzielen. So verlor der SSV von seinen 16 Vorrundenspielen gerade mal zwei – auswärts bei Aufsteigern in Pfullingen (1:2) und Hofherrnweiler-Unterrombach (0:3). Gegen Meisterschaftskandidaten hatte Süd starke Auftritte, Normannia Gmünd wurde besiegt (3:1) und die TSG Backnang, wie Gmünd aus der Oberliga abgestiegen, hatte der SSV beim 1:1 am Rand einer Niederlage – was umso bemerkenswerter ist, da Backnang die gesamte Vorrunde hinweg ungeschlagen blieb. „Wir haben sehr gute Spiele abgeliefert und gezeigt, was in uns steckt“, sagt Bochtler, der dazu nicht nur die Liga-Partien gegen Gmünd, Backnang und Essingen zählt, sondern auch den Achtelfinalauftritt gegen den Oberligisten Ravensburg (0:1). „Das war sehr stark, oberes Verbandsliga-Niveau“, so der Trainer. Zudem erwiesen sich die Zugänge vom Sommer als die erhofften Verstärkungen – abgesehen vom Flügelspieler Saric, der aber Verletzungspech hatte und nie richtig in Tritt kam.

Auch der Rückrundenauftakt Ende November gegen Essingen (2:1) glückte, obwohl Bochtler da schon auf Leistungsträger verzichten musste. Die Personallage verschärfte sich, weil verletzte Spieler nicht wie erhofft schon wieder einsatzbereit waren und weitere ausfielen – wie die Torhüter Benjamin Gralla und Fabian Heiland, beide nach einem Kreuzbandriss. Kurzfristig holte Süd vom A-Ligisten Achstetten den jungen Keeper Mathias Benkovic, der ins Verbandsliga-Wasser geworfen wurde. In den ersten beiden Spielen in Heiningen (2:2) und Berg (1:1) punktete Ehingen-Süd noch, im dritten und letzten Spiel vor Aussetzung des Spielbetriebs musste sich die Mannschaft ohne mehr als ein halbes Dutzend Stammkräfte bei Normannia Gmünd 1:9 geschlagen geben. Bochtler hatte angesichts der verschärften Personalsituation („Schlimmer hätte es uns nicht erwischen können“) und nach einer alles andere als optimalen Vorbereitung in der Winterpause mit Rückschlägen gerechnet. „Der Rückrundenstart war nicht optimal, aber wir wussten auch, wie die Spiele einzuordnen waren.“ Süd musste den zweiten Platz, den die Mannschaft über Wochen in der Vorrunde gehalten hatte, räumen. Hätte nicht Corona den Spielbetrieb gestoppt, hätte sich die Durststrecke womöglich fortgesetzt. Zumindest den März über wäre die Personallage wohl angespannt geblieben.

Ausblick: Dass der WFV die Saison zum 30. Juni beenden will, findet Bochtlers Zustimmung. „Ich bin da voll dabei, die Runde abzubrechen, weil keiner weiß, wie es weitergehen könnte“, sagt der Trainer des SSV Ehingen-Süd. Bei der vom Verband vorgeschlagenen Lösung mit einer Quotientenregelung für den Aufstieg und dem Verzicht auf Absteiger gäbe es viel mehr Gewinner als Verlierer. „Verlieren in der Verbandsliga werden die Vereine, die Chancen auf Platz zwei hatten“, sagt Bochtler. Dazu zählte auch Ehingen-Süd – „vielleicht“, schränkt Bochtler ein. Die Saison 2019/20 nicht auf Rang zwei zu beenden „das ist für uns zu verschmerzen“. Ein Vorteil hätte ein Schlussstrich unter die Saison zum 30. Juni aus Sicht des SSV-Trainers auch, weil er die personellen Planungen für die nächste Saison erleichtert. Eine Situation, in der manche Vereine nicht wüssten, welcher Liga sie künftig angehören, wäre allein mit Blick auf Transfers schwierig.

Bei Ehingen-Süd ist die Liga-Zugehörigkeit für die nächste Saison klar. Drei Spieler hat der Verein bereits verpflichtet. Marco Hahn kommt vom bayerischen Regionalligisten FV Illertissen. Ob die Regionalliga-Saison fortgesetzt wird, ist noch fraglich. Doch Hahn wird ab 1. Juli Spieler des SSV Ehingen-Süd sein – unabhängig davon, was mit der Regionalliga passiert und dass der Bayerische Fußballverband seinen Saison im September fortetzen will. Bei Spielerwechseln gelte das Recht des aufnehmenden Verbandes, erläuterte WFV-Geschäftsführer Frank Thumm.

Hahn ist einer von drei Zugängen des SSV Ehingen-Süd für die nächste Saison. Zudem kommen Narciso Filho (Olympia Laupheim) und Nico Hummel (TSV Berg), beide bereits mit Verbandsliga-Erfahrung. Abgeschlossen ist die Planung damit noch nicht, gesucht sind Spieler für die Außenbahnen. „Da müssen wir was machen“, so Bochtler. „Links haben wir nur Timo Barwan, rechts vorgesehen ist Narciso Filho, der sich aber erst eingewöhnen muss.“ Alternativen wären, wie bisher auch schon, Semir Telalovic oder Aaron Akhabue, „aber dann fehlen uns Leute in der Spitze“. Denn im Angriff reißt der Weggang von Hannes Pöschl eine Lücke; Pöschl wechselt ebenso wie der erfahrene Verteidiger Stefan Hess zu Olympia Laupheim, dazu kommen die Abgänge von Michael Turkalj, Georgios Sarigiannidis (beide TSG Ehingen), Stjepan Saric (Ziel unbekannt) und Philipp Schleker, der sich im letzten Spiel vor der Winterpause am Knie verletzt hatte und aus gesundheitlichen Gründen kürzertreten will. „Wir haben schon einige, die gehen oder aufhören, darunter Spieler, die das Gerüst der Mannschaft in den vergangenen Jahren gebildet haben“, so der Trainer. Außer auf den Außenbahnen sieht Bochtler keinen Handlungsbedarf – auch nicht für die Abwehrzentrale, trotz des Abgangs von Hess und des Ausfalls zweier Routiniers: Jan Deiss ist nach seinem Mittelfußbruch vor längerer Zeit noch nicht fit und Kapitän Fabian Sameisla wird wegen einer Operation am Sprunggelenk vermutlich bis Jahresende ausfallen. Wie viele Spiele beide verpassen werden, steht aber noch in den Sternen – weil bis zum Verbandstag am 20. Juni offen bleibt, ob die Saison 2019/20 zum 30. Juni endet, und weil darüber hinaus derzeit unklar ist, wann eine neue Runde starten wird.


Training in Zeiten von Corona

Nach dem Stopp des Spiel- und Trainingsbetriebs Anfang März und der Sperrung der Sportplätze trainierten die Spieler des Verbandsligisten SSV Ehingen-Süd nach Plänen individuell und für sich, um sich fit zu halten. Daran wird sich laut Trainer Michael Bochtler im laufenden Monat Mai nichts ändern. Mit den kürzlich von der Politik verkündeten Lockerungen für den Sport im Freien besteht nun wieder die Möglichkeit zum kontaktlosen Training in Kleingruppen, die Süd im Juni nutzen will – eventuell ein- oder zweimal pro Woche, um nach Monaten wieder fußballspezifisch zu trainieren. Im Juli, so Bochtlers Plan, will man in eine rund zweimonatige Vorbereitung einsteigen, sofern die neue Runde im September losgeht. „Lose angedacht vom WFV ist ein Start zum 1. September“, so der Trainer von Süd. Dies alles aber ohne Gewähr. „Es gibt noch viele Aber. Wie sich die Situation entwickelt, kann keiner vorhersagen. Und man ist immer gebunden an das, was möglich und erlaubt ist.“ Dennoch müsse man sich als Trainer einen Plan zurechtlegen für die nächste Saison und die Vorbereitung auf diese Spielzeit. (aw)

Aufrufe: 016.5.2020, 13:24 Uhr
Andreas WagnerAutor