2024-05-17T14:19:24.476Z

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Der neue Assistent von Claus Schromm: Patrick Irmler (links) verstärkt das Trainerteam der SpVgg Unterhaching. „Für mich ist es ein Privileg, hier arbeiten zu dürfen“, sagt Irmler. Foto: Sven Leifer
Der neue Assistent von Claus Schromm: Patrick Irmler (links) verstärkt das Trainerteam der SpVgg Unterhaching. „Für mich ist es ein Privileg, hier arbeiten zu dürfen“, sagt Irmler. Foto: Sven Leifer

Patrick Irmler: Sein Sprung vom Amateur- in den Profifußball

SpVgg-Unterhaching-Co-Trainer machte seinen Fußballehrer mit Daniel Bierofka

Patrick Irmler glaubt an das Schicksal. Deshalb hat er sich nie die Frage gestellt, ob es richtig war, so viel für einen Traum zu investieren. Irmler hat auf vieles verzichtet, was für Jugendliche normal ist.

Die Nacht durchfeiern, Alkohol trinken – all das kam nicht in Frage. Seinen ersten Schluck Bier trank er mit 21 Jahren auf der Abschlussfeier mit der zweiten Mannschaft der SpVgg Unterhaching. Zu einem Zeitpunkt, als er wusste: Der Traum vom Profifußball ist vorbei. „Ich war als Spieler eisern. Aber ich würde rückblickend nichts anders machen“, betont Irmler. „Wenn ich damals mit einer anderen Einstellung gelebt hätte, wäre ich heute ein anderer Mensch und nicht dort, wo ich jetzt bin“, sagt der 32-Jährige.

Patrick Irmler hat den Sprung zu den Profis der SpVgg Unterhaching doch noch geschafft. Elf Jahre nach seinem ersten Schluck Bier. Er ist der neue Assistent von Cheftrainer Claus Schromm. Der Anruf kam ausgerechnet von Steffen Galm, seinem Jugendtrainer bei der U19. Galm rückt als Kaderplaner ins Führungsteam der Hachinger auf. Bei der Suche nach einem Nachfolger für die Stelle als Co-Trainer dachte er an seinen ehemaligen Jugendspieler: „Patrick war schon als Spieler ein absoluter Teamplayer. Er strahlt Loyalität und Teamgeist aus. Er bringt alles mit, was einen guten Co-Trainer auszeichnet“, betont Galm.

Patrick Irmler als Vermittler zwischen Schule und Verein

Wer Irmler kennenlernt, könnte ihn sich auch gut als Lehrer vorstellen. Im Gespräch fallen immer wieder die Wörter Disziplin, Respekt und Werte. Mehrere Jahre kümmerte er sich beim Bayerischen Fußball-Verband neben der Trainerausbildung um die bayerischen Top-Talente. Bei den U17-Junioren war Irmler der bayerische Jogi Löw. Er scoutete die besten Spieler, die beim Länderpokal für die Nationalmannschaft vorspielen durften. Doch Irmler musste mehr im Blick haben, als den sportlichen Erfolg. Er war Vermittler zwischen Schule und Verein. „Wenn ich ein Talent frage, was ihm im Leben wichtig ist, sagt er: Fußball. Wenn das Wort Schule fällt, sagen die Jungs: Keinen Bock“, sagt Irmler und lacht. Er muss an Franck Evina denken, den der FC Bayern zuletzt an Uerdingen ausgeliehen hat. „Ein herzensguter Junge und ein unglaublicher Fußballer. Aber für seine Mittlere Reife mussten wir einige Kämpfe ausfechten. Bei seiner Zeugnisübergabe war ich im Publikum und unendlich stolz auf ihn“, sagt Irmler.

Im Sommer reichte Irmler seine Kündigung beim BFV ein. Es war kein leichter Schritt. Doch er suchte nach einer neuen Herausforderung, die ihn fesselt. Gemeinsam mit Löwen-Trainer Daniel Bierofka und den Ex-Profis Patrick Helmes und Andreas Hinkel büffelte Irmler ein Jahr lang für seinen Fußball-Lehrer. Zu Beginn des Lehrgangs gab es sogar eine bayerische Fahrgemeinschaft zur Sportschule in Hennef. Irmler saß mit Biero, Patrick Mölzl, Sebastian Dreier und Oskar Kretzinger in einem Auto. „Ich bin aber ausgetreten. Die erste Rückfahrt war grauenhaft“, lacht Irmler. „Wir haben uns super verstanden. Ich habe mit Biero und den Jungs in diesem Jahr mehr Zeit verbracht, als mit meiner Frau. Aber den Stau hat keiner von uns ertragen“, sagt Irmler. Mit dem Diplom in der Tasche wollte Irmler den nächsten Schritt machen. Das Trainer-Gespann Christian Fiél und Patrick Mölzl drückte mit Irmler in Hennef die Schulbank. Sie wollten ihn zu Dynamo Dresden locken.

Anfrage als U19-Trainer bei Dynamo Dresden in der Bundesliga

„Ich hätte die U19-Bundesliga-Mannschaft trainieren können. Aber ich habe abgesagt. Und das hängt hiermit zusammen“, sagt Irmler und zeigt auf den Ring an seinem Finger. Im Mai hat er seine Freundin Katrin geheiratet. „Meine Frau wusste, auf wen sie sich einlässt, wenn sie einen Fußball-Trainer heiratet“, lacht Irmler. „Sie hat mich immer unterstützt und hat auch in dieser Situation gesagt: Mach es. Aber ich kann nicht mitkommen“, sagt Irmler. Am Ende war die Absage eine Bauchentscheidung. Ein weiteres Angebot kam für Irmler am Ende nicht mehr in Frage, weil er nach einer festen Zusage wochenlang auf einen Arbeitsvertrag warten musste, der nie bei ihm ankam. In dieser Zeit rief Steffen Galm an, sein Jugendtrainer bei Unterhaching. „Ich glaube an das Schicksal. Es fühlt sich richtig gut an, wieder hierzusein und für die SpVgg Unterhaching arbeiten zu dürfen“, betont Irmler.


Patrick Irmler machte den Fußballlehrer mit Daniel Bierofka.
Patrick Irmler machte den Fußballlehrer mit Daniel Bierofka. – Foto: Archiv

Der 32-Jährige will lernen und Verantwortung übernehmen. Irmler soll sich um das Defensivverhalten der Mannschaft kümmern. In Haching sieht er die optimalen Bedingungen, sich als Trainer weiterzuentwickeln. „Ich darf mit Claus Schromm zusammenarbeiten. Und der Verein gibt dem Trainerteam und der Mannschaft die Möglichkeit, sich weiterzuentwickeln“, sagt Irmler und spricht die miserable Rückrunde der vergangenen Saison an. „Kein anderer Profiverein hätte in einer vergleichbaren Situation so lange am Trainerteam festgehalten. Das zeigt, welches Vertrauen im Klub herrscht.“

Patrick Irmler: „Fußball in der Kreisliga ist ehrlich“

Seine Spielerkarriere hat Irmler für die neue Aufgabe in Unterhaching beendet. Nach Stationen in Buchbach, Unterföhring und Landshut kickte er in der vergangenen Saison noch für seinen Heimatverein BC Attaching. „Für mich war das wie das Gefühl, nach Hause zu kommen. Ich habe mit meinen Freunden gespielt, die ich seit der Jugend kenne. Alex Ricks ist sogar mein Trauzeuge. Fußball in der Kreisliga ist ehrlich. In der Regionalliga ist das Verhältnis zu anderen Spielern auch freundschaftlich. Aber es bleibt an der Oberfläche.“ Wenn Patrick Irmler auf seine Laufbahn als Spieler zurückschaut, gibt es kein Loch, in das er gefallen ist. Jede Erfahrung hat ihn dort hingebracht, wo er heute ist. Zuletzt hat er mit seiner Frau das Sommerfest ihres Arbeitgebers besucht. In einer Runde wollten die Kollegen wissen, was ihr Mann beruflich macht. „Als sie sagte, dass ich Fußball-Trainer bin, hat man sie gefragt: Ok, und was macht er noch?“, erzählt Irmler. Der 32-Jährige hat sich seinen Traum über einen Umweg doch noch erfüllt. „Ich arbeite für eine Profi-Mannschaft. Das ist ein Privileg. Dafür bin ich sehr, sehr dankbar.“

Aufrufe: 017.7.2019, 10:45 Uhr
Münchner Merkur (Süd) / Christoph SeidlAutor