2024-05-02T16:12:49.858Z

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"Optimale Ausbildung ist vorrangiges Ziel"

Interview: Der ehemalige Bundesligaprofi Stefan Wessels spricht vor dem Storelights-Cup am kommenden Wochenende in Kirchlengern über die Jugendarbeit beim Vorjahres-Finalisten VfL Osnabrück

Herr Wessels, Sie sind seit Juli 2016 Sportlicher Leiter für den Bereich der U 11 bis U 13 beim VfL Osnabrück. Der Verein verfügt über eines der vier Nachwuchs-Leistungszentren (NLZ) in Niedersachsen. Wie sieht die Nachwuchsförderung in diesem Bereich konkret aus? Worauf legt der Verein besonderen Wert und wie wichtig sind in diesem Bereich Meisterschaften oder Turniersiege?
STEFAN WESSELS: Für uns ist in dem Bereich der U 11 bis zur U 13 die individuelle Ausbildung der Jungs wichtig. Natürlich ist es schön, wenn wir Turniere gewinnen. Vorrangiges Ziel unserer Arbeit ist jedoch, die Jungs möglichst optimal auszubilden. Hier wollen die Durchlässigkeit von Jahrgang zu Jahrgang weiter erhöhen. In der letzten Saison wurden beispielsweise alle Jungs von der U 11 in die U 12 und von der U 12 in die U 13 übernommen.

Wie groß ist das Einzugsgebiet des Vereins im Jugendbereich? Schicken Sie auch Scouts in den westfälischen Bereich beziehungsweise spielen beim VfL bereits viele Jungs aus Westfalen?
WESSELS: Wir versuchen, speziell im jüngeren Bereich möglichst Spieler aus Osnabrück und Umgebung bei uns spielen zu lassen. Durch die Nähe zu Westfalen sind unsere Scouts aber natürlich auch dort unterwegs und wir haben auch einige Talente aus Westfalen in unseren Mannschaften.

Vor einigen Jahren haben Sie in Osnabrück die Osnabrücker Ballschule gegründet. Was genau hat es damit auf sich?
WESSELS: Bei BaKoS – Die Osnabrücker Ballschule e.V. geht es um die Förderung von Kindern im Alter von drei bis zehn Jahren. Unser Konzept wurde 1998 an der Universität Heidelberg entwickelt. Wir bilden die Kinder sehr breit gefächert aus. Die Kinder sollen auf spielerische Art und Weise den Spaß am Ballsport kennenlernen und gleichzeitig ihre Motorik und Koordination schulen. Im Laufe der Grundschulzeit können die Kinder sich dann selbst für eine Ballsportart entscheiden, die ihnen Spaß macht.

Im vergangenen Jahr kam die U 12 des VfL beim Storelights-Cup bis in Finale und unterlag dort dem Hamburger SV. Werden Sie am Wochenende auch in der Halle sein? Wie beurteilen Sie das Turnier beziehungsweise kennen Sie es schon?
WESSELS: Ich werde am Wochenende leider nicht in der Halle sein können, da ich aktuell an der Entwicklung der letzten Stufe der Torwarttrainerausbildung des DFB teilnehme und unser nächstes Treffen an dem Wochenende ansteht. Für unsere U 12 ist es ein weiteres topbesetztes Turnier, das wir spielen dürfen. Wir freuen uns über diese Turniere, damit sich unsere Jungs mit namhaften nationalen und internationalen Mannschaften messen können.
Sie sind neben der Tätigkeit beim VfL auch Torwarttrainer beim Deutschen Fußball-Bund im Bereich der U 15. Würde es Sie auch reizen, im Seniorenbereich tätig zu sein oder möchten Sie lieber im Jugendbereich bleiben?
WESSELS: Es gibt immer wieder auch Anfragen aus dem Seniorenbereich. Aktuell fühle ich mich aber im Nachwuchsbereich sehr wohl. Ich finde es äußerst spannend, die Entwicklung der Jungs zu begleiten.

Sie sind 1998 mit 19 Jahren aus dem Emsland vom TuS Lingen zu den Amateuren des FC Bayern gewechselt. Wann würden Sie einem Spieler heute empfehlen, zu einem NLZ zu wechseln? Gibt es ein Alter, in dem man spätestens wechseln sollte?
WESSELS: Zu meiner Zeit gab es ja noch keine Leistungszentren, so dass ich von einem damaligen Oberligisten (heute Regionalliga) zum FC Bayern wechseln konnte. Heutzutage ist dies jedoch so gut wie nicht mehr möglich. Die Nachwuchsarbeit in den Leistungszentren ist qualitativ so hochwertig geworden, dass es immer schwerer für Spieler wird, wenn sie nicht relativ früh in ein Leistungszentrum kommen. Wichtig ist hier aber natürlich, dass eine gewisse Wohnortnähe gegeben ist. Bei unserer aktuellen U 11 zeigt sich deutlich, wie stark sich unsere Jungs im Vergleich zu anderen U-11-Spielern wie zum Beispiel aus Kreisauswahlen weiterentwickeln.

Zur Person: Stefan Wessels

Torhüter Stefan Wessels (37) wechselte 1998 vom TuS Lingen zum FC Bayern, wo er zunächst bei den Amateuren, später auch bei den Profis spielte und unter anderem zehnmal in der Champions League spielte.
2003 ging er zum 1. FC Köln, später war er auch für den FC Everton, den VfL Osnabrück und den FC Basel aktiv. A
Nach seinem Karriereende war er von Januar 2013 bis 2015 für das JLZ Emsland tätig und fungierte als Torwarttrainer beim SV Meppen.
2014 übernahm er das Amt des Torwarttrainers der U15-Nationalmannschaft des DFB.
Seit 2016 ist Wessels Sportlicher Leiter und Torwarttrainer der U11 bis U13 beim VfL Osnabrück.

Aufrufe: 027.1.2017, 09:07 Uhr
Björn Kenter/Foto: dpaAutor