2024-05-10T08:19:16.237Z

FuPa Portrait
Oliver Lahr hatte in dieser Saison schon 19 mal Grund zum Jubeln. F: Janousch
Oliver Lahr hatte in dieser Saison schon 19 mal Grund zum Jubeln. F: Janousch

Oliver Lahr: Vom Torhüter zum Toptorjäger

Ein Franke aus Sachsen: Schon 19 Treffer in 16 Partien +++ "Dann eben nochmal gegen unseren Lieblingsgegner"

Der TSV Fischbach ist derzeit auf dem siebten Rang platziert. Einer der Bergmüller-Schützlinge belegt aber Platz eins, und zwar in der Torschützenliste. Oliver Lahr führt das Feld mit 19 Treffern an – und das in nur 16 Spielen. Ausruhen kann er sich darauf nicht, denn Daniele Ballatore (SpVgg Nürnberg) und Marcel Klaussner (SV Poppenreuth) sitzen Lahr mit nur einem Tor weniger im Nacken. Eigentlich wären es gar 21 Treffer gewesen, aber sein Doppelpack im Spiel gegen Angstgegner SC Germania fiel aus Wertung, da das Spiel neu angesetzt wird.

Oliver Lahr ist trotz seiner nur 23 Jahre schon fast ein Urgestein beim TSV Fischbach. Seine Laufbahn begann er aber beim TV 1860 Schweinau. Mit fünf Jahren nahm ihn ein Kindergartenfreund mit auf den Fußballplatz. „Nach ein oder zwei Jahren sind meine Eltern aber nach Fischbach gezogen und seitdem spiele ich ununterbrochen für den TSV.“ Sein Offensivtalent wurde zunächst aber verkannt. „Ich habe in der Defensive angefangen“, kann sich Lahr ein Lachen nicht verkneifen. Bei einem Turnier in der E-Jugend ist dann der Torwart ausgefallen und Lahr stellte sich in die Kiste. Das machte er offenbar so gut, dass er in der folgenden Saison zum Stammtorhüter wurde und es flatterte sogar ein Angebot des 1. SC Feucht ins Hause Lahr.

Seine Passion fand er zwischen den Pfosten aber nicht, weswegen ein Wechsel nicht in Frage kam. „Ich wollte wieder aufs Feld“, sein Wunsch wurde auch erfüllt und bis zur D-Jugend beackerte er die Außenbahn – als Rechtsverteidiger. In der C-Jugend unter Trainer Michael Popek, seinerzeit auch in der ersten Mannschaft aktiv, ging es einen Schritt weiter nach vorne und er durfte im Mittelfeld wirbeln, wo er entweder in der Zentrale oder auf dem rechten Flügel sein neues Zuhause fand. Seine Torgefährlichkeit stellte er damals schon unter Beweis, aber erst im zweiten A-Jugend-Jahr durfte er in vorderster Front agieren.

Nach zwei Aufstiegen perfektes Debüt

Mit Coach Markus Horn – ebenfalls ehemaliger Torhüter und später Torjäger der DJK Langwasser und des TSV Fischbach – feierte Lahr zwei Aufstiege, ehe Jasch Majkowski den Stürmer hochzog. „Er hat oft zugeschaut und mich bei einem Pokalspiel – ich glaube gegen den TV Glaishammer III – eingesetzt. Das haben wir mit 8:1 gewonnen und ich habe vier Tore gemacht.“ Ein perfekter Einstand in der Vollmannschaft, seine frisch erworbene Position war in der Folge gesichert. Zwischenzeitlich fiel er aber in ein Leistungstief, was bei einem Youngster schon einmal vorkommt. Majkowski schickte ihn in die zweite Mannschaft. „Das fand ich sogar gut und ich habe in drei Spielen zehn Tore gemacht – gut, das war in der B-Klasse“, ordnet er diese sensationelle Bilanz nüchtern ein.

Nach dem viel zu frühen Tod von Jasch Majkowski führte dann ein Dreiergespann durch die schwere Zeit, die freilich nicht spurlos an der Mannschaft vorbeigegangen ist. Matthias Meyer, Ex-Profi Thomas Ziemer und Adidas-Pressesprecher Oliver Brüggen nahmen sich der schwierigen Aufgabe an und führten das Erbe Majkowskis fort, ehe das Duo Manuel Bergmüller und Jens Jann die Kommandobrücke stürmten. Gleich im ersten Jahr schafften die „Karpfen“ den Aufstieg in die Kreisliga, zu dem Lahr 25 Treffer beisteuerte und damit eine wichtige Rolle ausfüllte. „Am vorletzten Spieltag haben wir mit 2:0 bei Falke gewonnen – mit dem Rock im Park-Wochenende in den Knochen“, freut sich der künftige Handelsfachwirt noch heute über seinen bislang größten Erfolg.

"Der beste Olli Lahr aller Zeiten"

„Das ist übrigens auch die höchste Liga, in der ich bisher gespielt habe“, man kann die Worte kaum glauben, wenn man den quirligen Angreifer auf dem Feld beobachtet. „Es ist der beste Oliver Lahr, seit ich hier bin. Und ich bin mir sicher, dass ich das auch nach der Saison nochmal sagen kann“, spart Bergmüller nicht mit Lob für seinen Sturmführer. „Er ist quasi das Paradebeispiel für die Entwicklung, die die ganze Truppe gemacht hat.“ Dass Lahrs Torquote sogar noch ausgebaut wurde, dafür hat Bergmüller eine einfache Erklärung: „Das wundert mich nicht. Das hat er von mir. Schließlich war ich früher auch immer für drei Tore gut… in einer Saison.“ Das Lob gibt Lahr an seinen Trainer prompt zurück. „Es macht sehr viel Spaß mit ihm und von ihm zu lernen. Unter ihm habe ich eine große Entwicklung gemacht.“

In früheren Jahren war Lahr oft in der ersten Reihe gestanden, als die Platzverweise verteilt wurden, denen der Zutritt in die Ruhmeshalle am Eingang verweigert wird. Das hat sich inzwischen jedoch geändert. „Ich bin ruhiger geworden“, und schiebt gleich nach: „Zumindest für meine Verhältnisse.“ Im ersten Moment geärgert hat ihn die Aberkennung seiner zwei Treffer beim 5:4-Sieg gegen Angstgegner SC Germania, gegen den es in den letzten sechs Vergleichen genauso viele Niederlagen setzte. „Eigentlich hätte ich ja 21 Tore.“ Der bodenständige Lahr sieht es sportlich. „Da kann man nichts machen. Dann eben nochmal gegen unseren Lieblingsgegner.“ Der Toptorjäger hat sich offensichtlich etwas vorgenommen. Das Spiel wurde übrigens inzwischen neu angesetzt. Der neue Termin ist der 6. April 2017.

Scharfschützentalent vom Vater

Sein Talent hat sich inzwischen natürlich herumgesprochen und Angebote anderer Vereine ließen nicht lange auf sich warten. Kein Wunder bei den Quoten, die in seiner FuPa-Statistik stehen. In 67 Spielen sind dort 69 Tore notiert. Auch wenn sie nicht ganz vollständig ist, seinen Torriecher kann man daraus durchaus ableiten. „Es hat aber bislang einfach nicht gepasst“, sagt Lahr, der bis Mitte des Jahres noch seine Ausbildung vollenden will. „Ausschließen kann ich einen Wechsel nicht. Aber nur, wenn es passt. Ich würde es nämlich gerne mal versuchen, ob der höherklassige Fußball was für mich ist und ob ich da mithalten kann.“ Verdenken kann man es ihm nicht.

Ein nicht zu unterschätzendes Faustpfand für den TSV Fischbach allerdings ist, dass Lahr hier mit seinen Freunden zusammenspielen kann. "Außerdem macht es mir momentan unheimlich Spaß mit der Truppe zu kicken." Mit Alexander „Aggl“ Kolb ging er schon in die Grundschule und er ist noch heute ein enger Freund. Auch mit Alex Krapf und Jonas Bandlow spielt er schon seit der Jugend zusammen. In seiner Familie spielt der Fußball übrigens nicht die Hauptrolle. „Mein Talent habe ich vielleicht von meinem Cousin“, scherzt der 23-Jährige. Dieser heißt Björn Düring, spielte einst für den FSV Zwickau und ist dort sogar unter den Rekordspielern gelistet. Zwischen 1999 und 2004 brachte er es auf 112 Einsätze für den Traditionsverein aus der ehemaligen DDR, ehe mehrere Kreuzbandrisse seine Karriere jäh beendeten.

„Meine Eltern stammen von dort. Ich bin aber der erste in der Familie, der in Franken geboren wurde“, plaudert er aus dem Nähkästchen. Sein Vater hat mit Fußball nur wenig am Hut. „Er ist Sportschütze.“ Vielleicht hat er das Talent also doch von ihm, zumindest die Treffsicherheit.

Aufrufe: 013.2.2017, 14:06 Uhr
Matthias JanouschAutor