2024-04-29T14:34:45.518Z

Interview der Woche
Foto: FuPa/Fett
Foto: FuPa/Fett

"Ohne den Zusammenschluss hätten wir nicht überlebt."

"Nachspielzeit" mit Christian Fett +++ Der Co-Trainer der SG Alteburg spricht über die erfolgreiche erste Saison der Spielgemeinschaft, das Problem der fehlenden Jugendarbeit und das Dasein als Spielertrainer

NAHE. In unserer Interview-Rubrik "Nachspielzeit" befragen wir wöchentlich in lockerem Rahmen interessante Spieler oder Trainer der Region über ihren Verein und ihre persönlichen Ziele. Heute zu Gast: Christian Fett vom C-Klassisten SG Alteburg. Die Spielgemeinschaft wurde 2016 neu gegründet und setzt sich aus den Dörfern Weitersborn, Schwarzerden und Seesbach zusammen. Die Mannschaft wird aktuell geleitet von Matthias Baus, welcher von Co-Trainer Christian Fett unterstützt wird. Dieser übernahm zu Beginn der Saison 2014/15 den damals noch unter SG Seesbach/Schwarzerden bekannten B-Klassisten als Coach. Die Mannschaft beendete die Spielzeit zwar auf dem elften Tabellenplatz, absteigen musste das Team auf Grund von Personalmangel aber trotzdem.

Aktuell belegt die Spielgemeinschaft nach 29 Partien und mit 80 Punkten den ersten Platz der C-Klasse Kreuznach West. Die Meisterschaft hat das Team damit zwar noch nicht gesichert, nach dem Sieg im Spitzenspiel gegen den Tabellenzweiten ist die Rückkehr in die B-Klasse jedoch recht wahrscheinlich.

Ihr habt am letzten Wochenende das Spitzenspiel gegen Vatanspor Kirn gewonnen. Denkst du, dass das die Meisterschaftsentscheidung war?

Ich hätte zwar nicht erwartet, dass wir so deutlich siegen, aber die Entscheidung war das noch nicht. Dafür ist es in der Tabelle noch zu eng und mit Hundsbach erwartet uns kommendes Wochenende auch noch ein starker Gegner. Unsere volle Konzentration liegt jetzt erstmal darauf.

Eure einzige Saisonniederlage war das Hinrundenspiel gegen Kirn. Wie seid ihr es letzten Sonntag taktisch angegangen?

Nach dem Halbzeitstand von 0:0 hat Kirn aufgemacht und ist mutiger und offensiver geworden, da sie ja unbedingt gewinnen wollten, und das war unsere Chance. Wir haben dann zweimal einen Konter eiskalt genutzt und haben hinten auch weiterhin gut gestanden.

Was lief, deiner Meinung nach, in dieser Saison besonders gut und wo liegt Verbesserungsbedarf?

Da ich selbst Abwehrspieler bin klingt das jetzt nach Eigenlob, aber ich denke, dass wir defensiv gut was drauf haben. Das liegt aber auch sehr an der Philosophie von Matthias Baus, er achtet da sehr drauf, dass das Team hinten erstmal gut steht. Als besondere Stärke würde ich auch das Konterspiel heraus heben, wir haben mit Björn Kehrein und Murad Haj Jouma wirklich schnelle Stürmer vorne drin stehen. Generell würde ich auch sagen, dass wir über ein sehr flinkes Mittelfeld verfügen. Wenn man aber unsere Tordifferenz mit der der Konkurrenz vergleicht, sieht man direkt, wo unser Problem liegt: Wir sind vor dem Tor nicht kaltschnäuzig genug. Da bräuchte man wirklich mal so einen Stürmer, wie Oliver Seis von Hundsbach, der hat in der Saison schon knapp 60 Dinger gemacht! Das nenne ich effizient!

Die SG Alteburg spielt aktuell ihre erste gemeinsame Saison. Wie kam es denn zu dem Zusammenschluss von Seesbach/Schwarzerden und Weitersborn?

Nach der Saison 2014/15 musste die SG Seesbach/Schwarzerden zwangsabsteigen, weil wir auf Grund des Spielermangels nur noch eine neuner Mannschaft melden konnten. In der Spielzeit 2015/16 haben wir uns dann mit einem Ü50-Team durchgekämpft - an dieser Stelle muss ich auch wirklich nochmal den Hut ziehen, vor den Spielern, die diese Saison gemeinsam bestritten haben. Da es bei Weitersborn sportlich auch nicht besser lief und die drei Dörfer geografisch sehr nah beieinander liegen haben wir uns dann zu der Gründung der neuen Spielgemeinschaft entschieden. Ohne den Zusammenschluss hätten wir mit Sicherheit auch nicht überlebt!

Würdest du sagen, dass das Dasein als Spielertrainer ein Vor- oder ein Nachteil ist?

Es ist Fluch und Segen zugleich. Einerseits kann man sich als Spielertrainer nicht nur gut in die Situation der Spieler hinein versetzen, sondern auch deren Leistung besser beurteilen. Andererseits ist es, wenn man nicht gerade der überragende Spieler ist, der ich nicht bin, schwer abzuwägen, ob man sich selbst aufstellt oder nicht. Ich persönlich will diese Saison auf jeden Fall noch fertig spielen, danach muss ich mal schauen. Generell ist unser Team im Durchschnitt recht alt und da stoßen wir so langsam an Grenzen. Ich merke ja bei mir selbst, dass ich den wendigen 18-jährigen von anderen Vereinen nicht hinterher komme.

Und wo ist das Problem, neue junge Spieler dazu zu holen?

Da wir keine Jugendarbeit betreiben, sind wir schon immer auf die Jungs aus unseren Dörfern angewiesen und selbst wenn wir nächste Saison in der B-Klasse spielen, bewegen wir uns immer noch in einer für viele Spieler völlig unattraktiven Liga. Nicht wenige potentielle Alteburg-Akteure kicken auswärts in höheren Klassen. Da bleibt uns nur zu hoffen, dass sich früher oder später einige dazu entscheiden, für ihren Heimatverein aufzulaufen.

Um wieder etwas zu den positiven Dingen zurück zu kehren: Denkst du, dass ihr Meister werdet?

Naja ich sage es mal so: Wir sind richtig gut drauf und mit dem Sieg letzten Sonntag haben wir einen wichtigen Grundstein gelegt. Ohne mich zu weit aus dem Fenster lehnen zu wollen, würde ich sagen, dass ich guter Dinge bin, dass das mit der Meisterschaft was wird.


Das Interview führte Xenia Schipp.

Aufrufe: 04.5.2017, 13:00 Uhr
Xenia SchippAutor