2024-05-02T16:12:49.858Z

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Norbert Meier bei seiner bisher letzten Station beim KFC Uerdingen.
Norbert Meier bei seiner bisher letzten Station beim KFC Uerdingen. – Foto: Oliver Kälke

Norbert Meier: "Ich möchte die Spielfreude fördern"

Der lang­jäh­ri­ge Pro­fi­trai­ner küm­mert sich ab Sep­tem­ber um den Fuß­ball-Nach­wuchs des TSV Meer­busch.

Herr Mei­er, Sie über­neh­men ab der kom­men­den Wo­che beim TSV Meer­busch die Lei­tung der neu­en Fuß­ball-Ju­gend­aka­de­mie. War­um ha­ben Sie sich da­zu ent­schie­den, die­sen Pos­ten an­zu­tre­ten?

NOR­BERT MEI­ER Ich war mehr als 40 Jah­re im Fuß­ball­ge­schäft tä­tig, et­wa die Hälf­te da­von als Spie­ler und die an­de­re Hälf­te als Trai­ner. Mir ist be­wusst, dass ich da­mit in ei­ner äu­ßert pri­vi­le­gier­ten Si­tua­ti­on war. Ich bin sehr dank­bar für die­se Zeit, des­halb möch­te ich nun auf eh­ren­amt­li­cher Ba­sis et­was an die Grup­pe zu­rück­ge­ben, die wäh­rend der Co­ro­na-Pan­de­mie am meis­ten ge­lit­ten hat: die Kin­der. Sie sind in den letz­ten an­dert­halb Jah­ren viel zu kurz ge­kom­men, konn­ten sich kaum be­we­gen oder Sport trei­ben. Da­her ist es jetzt an der Zeit, sich wie­der ver­stärkt um sie und ih­re Be­dürf­nis­se zu küm­mern.

Wie ge­nau sieht ih­re neue Auf­ga­be beim TSV kon­kret aus?

MEI­ER Ich wer­de zwei­mal pro Wo­che vor Ort sein, um den D- und E-Ju­nio­ren ge­mein­sam mit wei­te­ren Übungs­lei­tern des Klubs ein zu­sätz­li­ches Trai­ning zu bie­ten. Bei die­sen Ein­hei­ten möch­ten wir die Spiel­freu­de der Kin­der för­dern und ih­nen ein­fach den Spaß am Fuß­ball ver­mit­teln. Aus die­sem Grund ha­ben wir uns auch da­zu ent­schie­den, nicht nur die leis­tungs­stärks­ten Spie­ler an­zu­spre­chen, son­dern al­le TSV-Spie­ler der ent­spre­chen­den Al­ters­klas­se. Die El­tern zah­len ei­nen klei­nen Bei­trag da­für, aber das ist ei­ner Fuß­ball­schu­le bei­spiels­wei­se ja nicht an­ders.

Wie wird die­ses Zu­satz­trai­ning in­halt­lich aus­se­hen?

MEI­ER Nach der Eu­ro­pa­meis­ter­schaft kam ja wie­der die Dis­kus­si­on auf, dass wir in Deutsch­land zu we­ni­ge In­stinkt­fuß­bal­ler ha­ben. Dass nur we­ni­ge sind in der La­ge, trick­reich zu drib­beln und je­man­den im Eins-ge­gen-Eins aus­zu­spie­len. Bei un­se­rem Aka­de­mie­trai­ning wer­den wir des­halb pri­mär Grund­la­gen wie die Ball­an­nah­me, das Pas­sen oder den Tor­schuss üben. Da­bei wol­len wir die Kin­der ganz be­wusst nicht ir­gend­wel­chen tak­ti­schen Zwän­gen aus­set­zen, son­dern ih­ren In­di­vi­dua­lis­mus und ih­re Krea­ti­vi­tät för­dern. Denn ge­nau das kommt in den Nach­wuchs­leis­tungs­zen­tren der Pro­fi­klubs oft­mals zu kurz.

Wie Sie selbst ein­gangs schon er­wähnt ha­ben, wa­ren Sie mehr als vier Jahr­zehn­te im Pro­fi­fuß­ball tä­tig. Glau­ben Sie, dass der Re­spekt der Kin­der vor Ih­nen des­halb be­son­ders groß ist?

MEI­ER Die meis­ten sind so klein, dass sie mich selbst nie ak­tiv auf dem Platz oder an der Sei­ten­li­nie ste­hen ha­ben se­hen. Trotz­dem spricht sich na­tür­lich rum, dass ich das ei­ne oder an­de­re im Fuß­ball er­lebt und ge­leis­tet ha­be. Da­her bin ich da­von über­zeugt, dass sie die Din­ge, die ich ih­nen ver­mit­teln möch­te, viel­leicht et­was mehr an­neh­men. Al­ler­dings möch­te ich auch nicht, dass sie zu viel Re­spekt vor mir ha­ben oder gar in Ehr­furcht vor mir er­star­ren. Des­we­gen sol­len mich auch al­le Kin­der du­zen. Es soll mög­lichst lo­cker und un­ge­zwun­gen zu­ge­hen.

Sie woh­nen ak­tu­ell in Vier­sen. Wie­so ha­ben Sie die Lei­tung ei­ner Nach­wuchs­aka­de­mie nicht bei ei­nem Ver­ein in un­mit­tel­ba­rer Nä­he, son­dern in Meer­busch über­nom­men?

MEI­ER Ich ken­ne die Ver­ant­wort­li­chen beim TSV, vor al­lem Ma­na­ger Chris­toph Pe­ters und sei­ne Fa­mi­lie, schon seit vie­len Jah­ren. Ins­be­son­de­re in mei­nen fünf­ein­halb Jah­ren als Trai­ner bei For­tu­na Düs­sel­dorf ist ei­ne freund­schaft­li­che Ver­bin­dung zu ih­nen ent­stan­den. Dar­über hin­aus hat der TSV sehr pro­fes­sio­nel­le Struk­tu­ren und möch­te nach­hal­tig et­was im Nach­wuchs­be­reich auf­bau­en. Das Kon­zept hat mich voll­auf über­zeugt.

Im März 2019 hat sich der KFC Uer­din­gen von Ih­nen ge­trennt, das war ihr bis­lang letz­te Trai­ner­sta­ti­on im Pro­fi­fuß­ball. Ist Ih­re Kar­rie­re auf die­sem Le­vel end­gül­tig be­en­det?

MEI­ER Man soll nie nie sa­gen, aber grund­sätz­lich ha­be ich den Ent­schluss ge­fasst, mich jetzt an­de­ren Din­gen wie eben der Funk­ti­on beim TSV Meer­busch zu wid­men.

INFO: Na­tio­nal­spie­ler in den 80er Jah­ren

Per­sön­li­ches Nor­bert Mei­er ist 63 Jah­re alt, ver­hei­ra­tet, hat zwei Kin­der und lebt in Vier­sen.

Be­ruf­li­ches Als Trai­ner ge­lang ihm mit For­tu­na Düs­sel­dorf der Auf­stieg in die ers­te Bun­des­li­ga, zu­vor beim MSV Duis­burg. Als Pro­fi­spie­ler ab­sol­vier­te er in der 1. Bun­des­li­ga 292 Li­ga­spie­le für den SV Wer­der Bre­men und Bo­rus­sia Mön­chen­glad­bach.

Aufrufe: 030.8.2021, 14:00 Uhr
RP / Christoph BaumeisterAutor