2024-04-25T14:35:39.956Z

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Thorsten Wörsdörfer wird zum Ende der Saison als Trainer bei TuS Dietkirchen aufhören.
Thorsten Wörsdörfer wird zum Ende der Saison als Trainer bei TuS Dietkirchen aufhören. – Foto: TuS Dietkirchen, System/stock.adobe

"Nicht der Hütter für Arme, der jetzt alle Spiele verliert"

Trainer des TuS Dietkirchen gab vor kurzem seinen Rücktritt nach Saisonende bekannt +++ Die Hintergründe für sein Aus, was er sich noch vorgenommen hat und wie es für ihn sportlich weitergeht

Dietkirchen. Seit der Saison 16/17 ist Thorsten Wörsdörfer Trainer des TuS Dietkirchen. Nach sechs gemeinsamen Spielzeiten, mit den Höhepunkten Aufstieg in die Hessenliga 2019 und dem Pokalsieg 2020 gegen den SV Rot-Weiß Hadamar, trennen sich im kommenden Sommer die Wege des Erfolgstrainers und des TuS. Bis es jedoch so weit ist soll noch eine letzte große Aufgabe gemeistert werden: Der Klassenerhalt in der Hessenliga. Dass der TuS nach der Winterpause in der Abstiegsrunde spielen wird, ist so gut wie sicher, doch bis dahin warten mit Viktoria Griesheim, SV Zeilsheim und dem VfB Ginsheim noch drei Gegner, die ebenfalls in der Abstiegsrunde landen könnten. Im Interview spricht Thorsten Wörsdörfer über die Ausgangssituation für diese drei Sechs-Punkte-Spiele, die Gründe für sein Aus beim TuS und die gemeinsamen Jahre.

FuPa: Hallo Thorsten, du hast dich entschieden nach sechs erfolgreichen Jahren beim TuS Dietkirchen nach der Saison dein Traineramt niederzulegen. Wie kam es zu der Entscheidung?

Thorsten Wörsdörfer: "Das war eine rein rationale Entscheidung, die Emotionen sagen etwas anderes. Als ich hier ankam, kannte ich niemanden. Inzwischen hat sich der Verein für mich zu einer Art familiärem Umfeld entwickelt. Ich habe hier eine ganze Menge Freunde gewonnen, was die Entscheidung natürlich umso schwerer gemacht hat. Ich glaube es ist als Trainer immer schwierig den richtigen Moment zu finden, um aufzuhören, aber ich habe das Gefühl, dass jetzt der richtige Zeitpunkt dafür gekommen ist. So hat der Verein auch die Chance in Ruhe zu planen und einen geeigneten Nachfolger zu suchen."

FuPa: Ihr habt vor der Winterpause noch drei wichtige Partien vor der Brust. Hast du nicht die Sorge, dass der Zeitpunkt, dein Aus als Trainer nach Saisonende zu verkünden, jetzt der falsche gewesen sein könnte? Bringt das nicht Unruhe in die Mannschaft?

Thorsten Wörsdörfer: "Nachdem ich meine Entscheidung im Training bekannt gegeben habe, war die Stimmung schon so nach dem Motto: „Schade, dass es jetzt zu Ende geht“. Aber wir alle wissen auch um die Verantwortung, dass wir nach so erfolgreichen Jahren, mit allem was wir gemeinsam erreicht haben, einen sauberen Abschluss finden wollen. Die Jungs und ich haben das Ziel ein letztes Mal bei mir zuhause auf dem Balkon zu stehen, um den Klassenerhalt zu feiern. Dass das schwer wird, war uns allen schon vor der Saison klar. Unsere Ambitionen waren nie groß in der Aufstiegsrunde mitzumischen, sondern immer ganz klar am Ende der Saison überm Strich zu stehen. Trotzdem bin ich nicht der Hütter für Arme, der jetzt alle Spiele verliert, das soll nicht der Fall sein. Wir werden auch in den letzten Monaten alles in Bewegung setzten und abrufen, um dieses Ziel zu erreichen."

FuPa: Mit Griesheim, Ginsheim und Zeilsheim warten drei mögliche Gegner in der Abstiegsrunde auf euch, wie stehen die Vorzeichen auf diese letzten drei Partien vor der Winterpause?

Thorsten Wörsdörfer: "Gut, wir haben zwar einen kleinen Kader, sind aber konditionell voll da und mit Steffen Moritz sollte bis spätestens zum Ginsheim-Spiel der nächste Spieler wieder fit sein. Klar ist auch, dass wir gegen Griesheim und Zeilsheim im Hinspiel nicht gepunktet haben, was uns nicht nochmal passieren sollte im Hinblick auf die Rückrunde."

FuPa: Wie stehen eure Chancen auf den Klassenerhalt?

Thorsten Wörsdörfer: "Die Abstiegsrunde wird ein Hauen und Stechen, da geht es jetzt schon unglaublich eng zu. Wenn du da ein Spiel gewinnst oder verlierst, kletterst du in der Abstiegsrunden-Tabelle vom Vorletzten auf den ersten Platz und andersherum, da darf man sich von der Gesamt-Tabelle nicht täuschen lassen. Deswegen sind Spiele gegen direkte Kontrahenten natürlich besonders wichtig. Wir sind auf einem guten Weg, aber die Saison wird erst im Mai entschieden. Dazwischen liegt unter anderem noch eine Transferperiode, in der sich die Konkurrenz, im Gegensatz zu uns, mit Sicherheit auch noch einmal verstärken wird."

FuPa: Was macht euch als Verein und als Mannschaft aus, was macht Dietkirchen so besonders?

Thorsten Wörsdörfer: "In den sechs Jahren, in denen ich hier bin, habe ich zu 95 Prozent die gleichen Spieler jedes Jahr. Die Jungs zeichnet eine große Vereinstreue und Teamgeist aus. Unser Budget fürs ganze Jahr geben andere Vereine in einem Monat aus. Natürlich kaufen uns gewisse Nachbarn gerne gute Spieler weg, dafür haben wir jedoch einen ganz besonderen Zusammenhalt im Team. Das ist kein Kommen und Gehen nach den Spielen und Trainings, sondern ein zusammen sein und zusammen Zeit verbringen, auch im privaten Bereich. Wir kennen uns untereinander teilweise besser als manch einer seine eigene Frau."

FuPa: Wie bist du eigentlich damals in Dietkirchen gelandet?

Thorsten Wörsdörfer: "Ein ehemaliger Spieler von mir bei Eisbachtal, Andreas Kappes und unser Pressesprecher Manuel Fassbender haben einen Nachfolger für Florian Dempewolf-Reichling gesucht und sind dabei auf mich gestoßen. Vor allem bei Andreas hat mich das gewundert, weil er unter mir viel Pech mit Verletzungen hatte und nicht viel gespielt hat. Ich würde sogar so weit gehen und sagen, dass er die Bleiweste, mit der ich ihn immer habe trainieren lassen, hat mitgehen lassen (lacht). Ich habe mich damals von einer Knie-OP erholt, hatte keinen Trainerposten inne und da haben die beiden sich wohl gedacht: „Der Wörsi, der sitzt doch zuhause, den könnte man mal anrufen.“ Und da Dietkirchen damals schon ein sehr gutes, familiäres Image hier in der Region hatte, habe ich das Amt übernommen."

FuPa: Was wirst du am meisten vermissen an und um den TuS herum?

Thorsten Wörsdörfer: "Alles. Mit den Jungs zu reden, zu scherzen, sie in den Arm zu nehmen, der gegenseitige Respekt, die Gaudi, einfach alles. Alles was wir zusammen erlebt haben, die Erfolge aber auch die Rückschläge, wie zum Beispiel Niederlagen und Verletzungen."

FuPa: Da kann man ja raushören, dass man dich auch nach deiner Zeit als Trainer häufiger auf dem Platz in Dietkirchen antreffen wird, stimmt das?

Thorsten Wörsdörfer: "Der Verein will mich auch nach meiner Zeit als Trainer weiter an sich binden, da ich auch Aufgaben abseits des Platzes wie zum Beispiel die Sponsorenpflege erledige. Dazu wird es in der Zukunft auch noch Gespräche geben. Die Frage ist nur ob es für meinen Nachfolger so gut ist, wenn ich immer noch regelmäßig vor Ort wäre, aber als Zuschauer wird man mich mit Sicherheit das ein oder andere Mal dort wiedersehen. Der Fokus im Moment liegt jedoch auf dem Thema Klassenerhalt."

Fupa: Welche Tipps hast du für deinen Nachfolger, bzw. was wünscht du dem nächsten Trainer des TuS? Und wie sehen deine persönlichen Zukunftspläne aus?

Thorsten Wörsdörfer: "Ich habe noch keinen festen Plan wie es für mich sportlich weitergeht. Es wurde ja bereits gemutmaßt, dass ich schon einen neuen Verein gefunden hätte, aber das ist nicht der Fall. Da ich großer James Bond Fan bin, will ich es mal getreu dem Titel: „Sag niemals nie“, halten, also abwarten was so auf mich zukommt. Meinem Nachfolger wünsche ich viel Fingerspitzengefühl, Geduld, gute Nerven und natürlich Erfolg. Ich hoffe, dass das was wir hier aufgebaut haben, aufrechterhalten werden kann. Die Rahmenbedingungen dafür sind gegeben. Aus Trainerperspektive kann ich sagen, dass der Verein von tollen Menschen mit offenem und persönlichem Führungsstil geleitet wird. Ich kann jedem Trainer, der eine schöne Aufgabe sucht mit Ruhm, Reiz und Freunde, nur empfehlen, seine Bewerbungsunterlagen nach Dietkirchen zu schicken."

Aufrufe: 018.11.2021, 17:00 Uhr
Tim StammAutor