2024-05-24T11:28:31.627Z

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Heinz Petry.Foto: Guido Schiek
Heinz Petry.Foto: Guido Schiek

Neue Hoffnung in Klingen

Kreisoberligist gibt sich im Abstiegskampf nicht geschlagen +++ Horst Petry spricht von „Aufbruchstimmung“

Ober-Klingen. Beim Dieburger Kreisoberligen SG Klingen läuft es in der aktuellen Saison alles andere als rund. Mit sechs Zählern aus 15 Spielen steht die Spielgemeinschaft hinter dem als Absteiger feststehenden KSV Reichelsheim (hat zurückgezogen) auf dem vorletzten Platz.

Seit nunmehr 53 Jahren ist Horst Petry Fußball-Abteilungsleiter beim TV Nieder-Klingen und hat schon einiges erlebt. Zehn Jahre spielte der TV zwischen 1974 und 1984 in der damaligen Bezirksoberliga, der heutigen Gruppenliga. „Zweimal wurden wir Vizemeister, doch so etwas wie eine Aufstiegsrelegation gab es seinerzeit nicht. Kurios war, dass wir dann nach einem abermaligen zweiten Platz in der Folgesaison abgestiegen sind“, erinnert sich Petry. Seit dieser Zeit ist Nieder-Klingen Bezirksligist (heute Kreisoberligist) gewesen – bis auf eine Ausnahme. In der Saison 2017/18 stieg das Team in die Kreisliga A ab.

Es war auch die Saison, in der TV mit dem benachbarten TSV Ober-Klingen fusionierte, der in der B-Liga beheimatet war. „Wir hatten zwar eine erste Mannschaft, doch war uns das zweite Team weggebrochen. Da bot es sich an, mit Ober-Klingen in eine Spielgemeinschaft zu gehen“, sagt Petry. Unter dem neuen Trainer Thomas Brandeis gelang gleich der Wiederaufstieg.

Knapper Kader

Zu Beginn der aktuellen Saison war man optimistisch, eine gute Runde spielen zu können. Der Kader war mit 18 Spielern jedoch knapp bemessen. Mit Markus Lackner (kam vom KSV Reichelsheim zurück) und Lukas Janda (zurück von der KSG Georgenhausen) schien man dennoch gerüstet zu sein. Zumal sechs A-Jugendliche dazu kamen, von denen drei leistungsmäßig gut in das Gefüge der ersten Mannschaft passten.

"Ab der 70. Minute ging die Luft aus"

Unmittelbar vor dem Saisonstart verließen zwei Studenten die Mannschaft, und mit Michael Gareis und Nico Schwarz verletzten sich zwei Leistungsträger. Mit 14 Spielern war es dann schwierig, die Hinrunde zu bestreiten. Im Oktober und im November verließen mit Lukas Janda und Stanislar Hubinsky die beiden einzigen Stürmer den Verein. Mittlerweile waren die Ergebnisse derart deprimierend, dass auch das Trainingsverhalten litt. „Wir hatten oftmals nur sechs Spieler im Training. Das hat sich in den Punktspielen ausgewirkt. Ab der 70. Minute ging uns die Luft aus; dann haben wir viele Gegentore kassiert“, stellt Klingens Abteilungsleiter nüchtern fest. 71 Gegentore hat die Mannschaft in 15 Spielen kassiert, in dieser Situation warf Trainer Brandeis das Handtuch.

Toch hauchte neues Leben ein

Auf der Suche nach einem neuen Trainer wurde Petry aber bald fündig. Mit Marco Toch, zuletzt bei der SKG Bickenbach am Ball und seither nicht mehr aktiv, fand sich ein Spielertrainer, der der SG neuen Elan einhauchte. Zwar wurden die beiden Spiele, in denen der 38-Jährige mitwirkte, auch verloren. Doch gegen Rai-Breitenbach und Viktoria Urberach zeigte die Mannschaft, was in ihr steckt.

Corona hat Spuren hinterlassen

Für die im neuen Jahr bevorstehende Abstiegsrunde (die Liga wird in jeweils eine Auf- und Abstiegsrunde geteilt, Anm. d. Red.) hofft Petry, das Ruder noch herumreißen zu können. „Der Trainer hat Aufbruchstimmung vermittelt. Zudem werden wir uns bemühen, noch ein oder zwei Spieler zu verpflichten, die uns helfen können.“ Keine leichte Aufgabe, gibt es doch in Klingen nichts zu verdienen. Dabei erinnert er sich wehmütig an die Zeiten zurück, als Spieler von sich aus kamen, um in Nieder-Klingen gegen den Ball zu treten. Corona hat natürlich auch bei der SG Spuren hinterlassen. „Wir haben uns mit Faschingsfesten, Schlachtfesten und anderen Aktivitäten die finanzielle Grundlage für den Spielbetrieb erwirtschaftet. Das ist seit fast zwei Jahren weg, bedauert der Abteilungsleiter.

Seit April 1969 ist Petry in Nieder-Klingen für den Fußball verantwortlich. Die Veränderungen in seinem Sport hat er erlebt. „Fußball besitzt bei den Jungen nicht mehr den Stellenwert, wie das früher war. Die Spieler kommen und gehen, geben Versprechungen ab, die teilweise nicht eingehalten werden oder müssen zum Spiel herbeitelefoniert werden“, sagt Petry.

Doch aktuell ist der Blick nach vorne gerichtet. Klingen will den Kopf noch aus der Schlinge ziehen, den Klassenerhalt schaffen. Doch egal wie die Mission ausgeht, scheint eines sicher zu sein: Horst Petry wird der Steuermann der SG-Fußballer bleiben.



Aufrufe: 04.1.2022, 08:00 Uhr
Michael SobotaAutor