2024-05-24T11:28:31.627Z

Allgemeines
 Die Corona-Regeln besagen, dass beim Sport im Innen- und Außenbereich nur noch eine Maximalzahl an nicht immunisierten Personen ab zwölf Jahren am Trainings- und Spielbetrieb teilnehmen darf.
Die Corona-Regeln besagen, dass beim Sport im Innen- und Außenbereich nur noch eine Maximalzahl an nicht immunisierten Personen ab zwölf Jahren am Trainings- und Spielbetrieb teilnehmen darf. – Foto: Ferreira

Neue Corona-Regeln: “Frechheit und Katastrophe”

Jugendleiter und Funktionäre aus der Region kritisieren die neuen Richtlinien zum Trainings- und Spielbetrieb scharf

MAINZ. Kaum war die 26. Corona-Bekämpfungsverordnung des Landes Rheinland-Pfalz veröffentlicht, da braute sich bei den Amateursportlern bereits etwas zusammen. „Diese neue Regelung ist an Lächerlichkeit nicht mehr zu überbieten“, wettert etwa Thomas Dubravsky. Der Vorsitzende des Fußballkreises Bad Kreuznach ist bekannt dafür, kein Blatt vor den Mund zu nehmen und die Interessen der Vereine lautstark zu vertreten.

So auch dieses Mal: „Es ist eine Frechheit, geradezu eine Sauerei, dass durch die neue Verordnung so ein Druck auf die 12- bis 18-Jährigen ausgeübt wird“, schimpft Dubravsky, der in den vergangenen Tagen immer wieder verzweifelte Vereinsvertreter aus der Region am Telefon hatte. Der Kreischef hat die Nase voll, geht in die Offensive: „Entweder du lässt dich impfen oder du darfst bei entsprechenden Corona-Zahlen keinen Sport mehr ausüben. Das geht gar nicht!”

Der Sport wird als Druckmittel missbraucht

Die seit Sonntag geltende Corona-Ampel sieht beim Sport im Innen- und Außenbereich gleichermaßen für alle ab dem zwölften Lebensjahr vor, dass nur noch eine Maximalzahl an nicht immunisierten Personen am Trainings- und Spielbetrieb teilnehmen darf. Bei Warnstufe 1 maximal 25, bei Stufe 2 (10) und 3 (5) bedeutend weniger Personen, die nicht geimpft oder genesen sind. Drinnen gilt für alle nicht immunisierten zusätzlich die Testpflicht. „Man nimmt den Sport als Druckmittel. So kommt es für mich rüber und das kotzt mich an”, richtet Dubravsky seine Kritik bewusst an die gesamte Politik. „Durch diese Regelung schafft man Konfrontationen, die es so nie gegeben hätte”, sieht er den Amateursport wieder mal als Leidtragenden und darüber hinaus den Spielbetrieb arg gefährdet: „Spätestens ab Stufe 2 wird das drastische Folgen haben.”

Längst sei die Impfquote nicht hoch genug, selbst bei den Erwachsenen. Diskussionen zwischen zwei Vereine, die gemeinsam den Grenzwert überschreiten, will Dubravsky gar nicht erst aufkommen lassen. „Wenn das so ist, wird das Spiel abgesagt. Sonst kommen wir ja auch ganz schnell in den Bereich der Wettbewerbsverzerrung”, sagt er.

Für die Vereine sind die Beschränkungen indes nicht das einzige Problem. „Ich weiß nicht, wie wir das machen sollen“, sagt Sascha Wulf, Jugendkoordinator und Trainer bei der SG Harxheim (Rheinhessen), angesichts der aufwendigen Kontrollen. „Niemals können wir das als Verein alles abbilden und nachverfolgen“, sagt Wulf. Vom Datenschutz ganz abgesehen.

Schwer genug sei es, ausreichend Trainer für die Mannschaften zu finden. Durch die Pandemie seien Unmengen an Zusatzaufgaben hinzugekommen, die einen Vollzeitjob füllen könnten, gleichbedeutend mit jeder Menge Verantwortung. „Was sollen wir noch alles machen?”, fragt der SGler.

Erst vor Kurzem habe er eine Studie gelesen, der zufolge die Fettleibigkeit bei Kindern und Jugendlichen seit Beginn der Pandemie um rund 60 Prozent zugenommen habe. „Unsere Pflicht ist es, die Kinder zum Sport zu bringen, aber stattdessen vertreibt man sie mit solchen sinnlosen Regelungen. Das ist totaler Quatsch”, schimpft Wulf.

Vereinsvertreter können nur mit dem Kopf schütteln

In dieselbe Kerbe schlägt auch Christiane Stengel von der SG Saulheim. „Das ist der Todesstoß für ganz viele unserer Nachwuchshandballer.” Seitdem sie die neue Verordnung gelesen hat, komme sie aus dem Kopfschütteln nicht mehr raus. „Wir werden gezwungen, Kinder wieder nach Hause zu schicken. Das muss man sich mal überlegen. Das ist echt eine Katastrophe“, fehlt der Saulheimer Abteilungsleiterin außerdem jegliche Hilfestellung der Behörden. „Wir bekommen die neuen Regeln mitgeteilt und werden dann damit alleine gelassen”, ärgert sich Christiane Stengel, die aus dem Überarbeiten des Hygienekonzepts gar nicht mehr rauskommt. „Es ist echt krass, welche Verantwortung den Vereinen da einfach mal so auferlegt wird.“

Bei diesem emotionalen Thema den Überblick zu behalten, falle schwer. „Ich sehe den Spielbetrieb die nächste Woche noch nicht am Laufen”, sieht Markus Albrecht schwarz. Der Jugendleiter der TSG Hechtsheim sieht aufgrund der Impfquote lediglich den Fußball Aktivenbereich im Vorteil. „Aber bei der Jugend wird es eine Unterbrechung geben, da gebe ich Brief und Siegel drauf“, sagt Albrecht. Der Hilfeschrei der Vereine, er ist laut und vielstimmig. Fraglich nur, ob die Politik diesen überhaupt hören will. Bislang, da sind sich die Vereine einig, werde man wieder im Stich gelassen.

Aufrufe: 015.9.2021, 16:30 Uhr
Martin ImruckAutor