2024-05-17T14:19:24.476Z

Allgemeines

Nachwuchssorgen im Weseler Fußball

Keine A-Junioren-Stadtmeisterschaft in der Halle - weil nur noch ein Team blieb

Bei der Hallen-Stadtmeisterschaft gibt es diesmal keinen A-Junioren-Wettbewerb. Nach der Absage des SV Bislich blieb der PSV Wesel als Teilnehmer übrig. Funktionäre fordern ein Umdenken in Richtung Spiel-Gemeinschaften.
Trauriges Novum bei der Weseler Stadtmeisterschaft für den Nachwuchs: Bei den A-Junioren kommt keine Konkurrenz zustande. Für den Wettbewerb hatten ohnehin nur der SV Bislich und der PSV Wesel gemeldet. Sie sind die einzigen Vereine in der Stadt, die derzeit noch A-Junioren-Teams für den Spielbetrieb stellen. Aus personellen Gründen musste der SVB seine Teilnahme nun absagen, womit die Konkurrenz nicht ausgespielt wird. "Wir bekommen keine Mannschaft zusammen, weil einige Akteure in Urlaub sind", sagt Beate van de Velden, die beim SV Bislich für den Spielbetrieb der Jugend zuständig ist.

Die anderen sieben Weseler Vereine haben nicht einmal mehr eine Achter-Mannschaft für den regulären Spielbetrieb bei den A-Junioren. Eine Entwicklung, die nachdenklich stimmt, zumal sie nicht nur mit dem viel zitierten demografischen Wandel zu erklären zu sein scheint. Immerhin stellen die Vereine aus dem Kreis Rees-Bocholt noch ein Dutzend Mannschaften für die Leistungsklasse, 21 Teams in der Kreisklasse sowie vier Mannschaften in der Achter-Liga dieser Altersklasse.

"Beim jüngeren Nachwuchs ist noch alles in Ordnung. Aber ab der C-Jugend wird es immer schwieriger", sagt Frank Jodeit, Jugend-Obmann des SV Büderich, der diesmal Ausrichter der Hallen-Stadtmeisterschaft ist. Neben den bekannten Gründen wie alternative Freizeitangebote würde es beim Nachwuchs häufig auch an der Zuverlässigkeit mangeln. "Erschwerend kommen Kunstrasenplätze bei Nachbarvereinen wie dem SV Menzelen, auf dem die jungen Kicker lieber spielen, sowie in unserem Fall die fehlende Geselligkeit durch die zeitlichen Auflagen bei der Nutzung unseres Vereinsheims hinzu."

Beim Thema Kunstrasen stimmt jeder der Befragten zu. Den ungeliebten Ascheplatz alleine möchte Manfred Kammann aber nicht als Erklärung für Probleme bei der Nachwuchsarbeit gelten lassen. "Das ist eine Einstellungssache. Und die ist bei der Jugend heutzutage diesbezüglich nicht mehr vorhanden", sagt der Geschäftsführer von GW Flüren. "Die Jungs wollen nur noch spielen, wenn sie Lust haben und die Sonne scheint. Das ist aber nun mal nicht immer der Fall. Deshalb möchte ich heute auch kein Trainer mehr sein."

Kammann fordert ein Umdenken Richtung Spiel-Gemeinschaften. "Niemand möchte seinen Nachwuchs verlieren, aber er soll trotzdem durchgängig spielen. Deshalb müssen sich die Vereine dringend der neuen Situation anpassen. Sie müssen Spiel-Gemeinschaften aus zwei oder sogar drei Clubs bilden, ohne dass Akteure den eigenen Verein dafür verlassen." Dieses Wechselthema ist Manfred Kammann ein Dorn im Auge. "Dass manche Clubs für einen Wechsel im Nachwuchsbereich mit Beitragsfreiheit werben, ist unlauterer Wettbewerb und geht gar nicht. Dafür müsste sich bei einem gemeinnützigen Verein eigentlich das Finanzamt interessieren."

Mangelnde Kommunikation und Kooperation der Vereine sieht Walter Großmann auch als einen der Gründe an, warum es in Wesel derzeit an A-Junioren-Teams mangelt. "Ich habe schon vor 20 Jahren gesagt, dass in Wesel von den damals noch zehn Vereinen fünf zu viel sind", sagt der stellvertretende Vorsitzende des Stadtsportverbands und Chef der Weseler Viktoria. "Schon damals gab es bei einigen Vereinen Lücken in den Altersklassen. Die Regelung, dass Spiel-Gemeinschaften auch auf- und absteigen können, kam vom Verband viel zu spät. Im Handball gibt es das seit Jahren."

Großmann wirbt für mehr Zusammenarbeit. "Nicht das Konkurrenzdenken einiger Leute ist wichtig, sondern, dass die Jugend regelmäßig auf den Platz kommt. Und dafür muss der Nachwuchs nicht den Club wechseln. Durch diese frühen Wechsel kommt überhaupt keine Beziehung zum Verein mehr zustande", sagt der Viktoria-Vorsitzende. Mittlerweile würden Jugendspieler auf der Straße angesprochen, ihnen Sachen versprochen oder Eltern angerufen und gefragt, ob ihr Kind nicht den Verein wechseln möchte. Großmann: "Das sind aggressive Methoden. Ein Fall wird demnächst auch vor der Kreisspruchkammer verhandelt."

Aufrufe: 016.12.2015, 13:05 Uhr
RP / Andreas NohlenAutor