Tiefe Trauer bei den KFC-Fans
Gerade einmal drei Tage sind vergangen, seit die KFC-Fans die Nachricht vom endgültigen Aus ihres Vereins verkraften mussten. „Die Stadt hat es geschafft“, sagt Reiner Ahmann und hebt damit auf die seit Jahren ungelösten Fragen nach einem Stadion und der nach einem Vereinsgelände ab. Seit 1971 geht der 60-Jährige zu seinem KFC. „Eine Stadt steht als Werbung auf den Fahrzeugen der Eishockeyspieler der Krefeld Pinguine. Eine solche Verbundenheit zwischen Stadt und Verein, die wünsche ich mir auch für den Fußball.“
Ähnlich äußert sich auch Klaus Grubert, der 1971 als Zehnjähriger in die Grotenburg pilgerte. „Ich habe einen Rochus auf die Investoren, aber auch auf die Stadt“, sagt der zweifache Familienvater, der auch Ehefrau und die beiden Söhne zu Anhängern von Blau-Rot machte. „Unser Sohn hat eine lebenslange Dauerkarte, als Familie besuchen wir Heim- und Auswärtsspiele. Irgendwie ist unser Lebensmittelpunkt weg – obwohl, doch, er ist weg“, sagt er traurig.
Für den 60-jährigen Karl-Heinz Klein, der in Moers wohnt, liegt die Hauptschuld bei Mikhail Ponomarev. „Was macht es für einen Sinn, einem Herrn Großkreutz jeden Monat 50.000 Euro rüber zu schieben und gleichzeitig keinen vernünftigen Vereinsunterbau aufzubauen“, fragt der studierte Betriebswirt. Traurig klingt auch das, was der 56-jährige Stefan Leuchter sagt, wenn er an eine mögliche Zukunft denkt. „Angesichts der hohen Kosten, selbst zur Finanzierung eines Oberliga-Kaders, befürchte ich, dass dieser mir seit 1975 so ans Herz gewachsene Verein bald Geschichte sein wird. Aber Wunder können wir ja. Eine Resthoffnung bleibt also immer“, sagt der Werbetechniker.
Fans stehen hinter dem Traditionsverein
Den Blick in die Zukunft richtet auch Martin Bockstegen, der 1985 als 14-Jähriger mit seinem Vater zum ersten Mal (gegen die Bayern) in der Grotenburg war. „Nach der Euphorie über den sportlichen Klassenerhalt und dem folgenden Tiefschlag über die Lizenzverweigerung sollte die Chance zu einem kompletten Neuanfang, den die jetzige Situation bietet, genutzt werden“, sagt er. Fassungslos ist der 44-jährige Thomas Weeger. Er lässt das Erlebte Revue passieren: „Die ganze Situation ist unfassbar, gerade hat die Mannschaft durch eine moralisch und kämpferisch überragende Leistung den Klassenerhalt geschafft, und nur ein paar Tage später diese Nachricht. Es ist nicht nachvollziehbar, warum der Investor den Verein in dem Moment untergehen lässt, in dem die sportliche Perspektive dritte Liga erhalten bleibt und die Fertigstellung der Grotenburg absehbar ist. Die Anordnung des DFB, einen gewissen Betrag zu hinterlegen, hat man sich durch das Geschäftsgebaren der Investoren in den letzten Jahren selber zuzuschreiben. Ich hoffe, man sieht die ganze Situation jetzt als Chance und startet mit vernünftigen Leuten einen neuen Anlauf, den Verein solide aufzustellen. Die Fans werden mit Sicherheit weiter zum Verein stehen.“
„So hoch wie möglich, so tief wie nötig, um unabhängig zu sein, sollte der KFC in Zukunft spielen“, sagt Johannes Wouters, Geschäftsführer einer inhabergeführten Schreinerei. „Mich würde auch der Schuldenstand des eingetragenen Vereins interessieren“, sagt das 60-jährige Vereinsmitglied, dessen Herz seit 1974 für blau-rot schlägt.