2024-05-15T11:26:56.817Z

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Unser Bild zeigt eine Partie der Alten-Herren-Mannschaft des FC Kosova aus dem Jahr 2013. Damals kam es zu einem Gewaltausbruch auf dem Spielfeld.  Archiv-Foto: Zeitler
Unser Bild zeigt eine Partie der Alten-Herren-Mannschaft des FC Kosova aus dem Jahr 2013. Damals kam es zu einem Gewaltausbruch auf dem Spielfeld. Archiv-Foto: Zeitler

Nach Gewalt: Vorstand löst Team auf

Der FC Kosova zieht nach dem Skandal-Spiel in Oberhinkofen die Reißleine: Die Alten Herren wird es nicht mehr geben.

Schubsen, Prügel, Handgemenge – Gewalt hat mit Fußball zwar eigentlich nichts zu tun, dennoch kommt es immer wieder zu derlei Ausbrüchen auf oder neben dem Spielfeld. Das aber, was am Freitagabend auf dem Fußballplatz in Oberhinkofen passierte, macht selbst Experten des Bayerischen Fußball-Verbands (BFV) sprachlos

Bei der Partie der Alten-Herren-Mannschaft (AH) der SG Oberisling/Oberhinkofen gegen den FC Kosova gingen mehrere Spieler der Gäste aufeinander los. Die Gastgeber der SG Oberisling/Oberhinkofen waren nicht in den Gewaltausbruch involviert. Die Spieler des FC Kosova prügelten sich dagegen so lange, bis der Schiedsrichter drei rote Karten verteilte, das Spiel abbrach und die Polizei am Spielfeldrand auftauchte. Etwa 100 Meter vom Spielfeld entfernt soll die Prügelei weitergegangen sein: Ein Mann soll schließlich bewusstlos am Boden gelegen haben, ein weiterer wurde mit einem Schraubenschlüssel im Gesicht verletzt.

Ein weiterer Fall in Bayern

Im Moment gibt es bayernweit lediglich einen weiteren Fall in München, bei dem die Gewalt ähnlich eskalierte. „Allerdings handelt es sich dabei um eine Rivalität zwischen zwei Vereinen,“ sagt Frank Schweizerhof. Er kümmert sich beim BFV um Fair-Play und Konfliktmanagement. Dass es vereinsintern zu solchen Aggressionen kommt, ist ihm neu. Bedauerlich an dem Vorfall sei auch, dass er nicht lediglich an der AH-Mannschaft hängenbleiben werde, sondern am Image des gesamten Vereins. Ähnlich äußert sich Reinhard Rengsberger. Er ist seit 2010 Konfliktmanager für den Bezirk Oberpfalz. Rengsberger und hat während dieser Zeit von drei Schlägereien auf dem Spielfeld zu hören bekommen. Der Vorfall ist seinen Angaben zufolge umso schlimmer, weil es ohnehin schon schwierig sei, den Spielbetrieb für AH-Mannschaften aufrecht zu erhalten.

Dem Vorstand des FC Kosova reicht es am Montag aber dennoch endgültig mit dem Team. Shemsedin Hashani – er ist Informationen unserer Zeitung einer der Geschädigten von Freitagabend – will die Mannschaft auflösen. Das habe er dem Kreisspielleiter Rupert Karl auch schon mitgeteilt. Mit dem Gedanken trägt sich Hashani bereits seit drei Jahren. Seinen Angaben zufolge war dieser Entschluss auch der Grund für den vereinsinternen Gewaltausbruch am Freitagabend in Oberhinkofen. Teile der Mannschaft konnten sich einfach nicht damit abfinden, dass es ihr Team in Zukunft nicht mehr geben soll. Das Ergebnis des Fußballspiels – der FC Kosova lag bei Spielabbruch 5:2 zurück – sei aber nicht der Grund dafür gewesen. Der Vorsitzende will die AH-Mannschaft auflösen, weil es den Mitgliedern an Sportsgeist und Disziplin fehle. „Das sind Männer über 40. Die kann ich nicht mehr erziehen“, sagt er gefrustet. Der Vorfall am Freitag war nicht der erste dieser Art: Bereits im November 2013 kam es auf der Sportanlage am Weinweg zu Handgreiflichkeiten – und in der Folge zum Spielabbruch.

Hashani will durch die Auflösung des Teams die hoffnungsvolle erste Mannschaft des FC Kosova aus der Schusslinie bringen. „Diese Jungs haben Sportsgeist, sie trainieren hart und diszipliniert“, sagt er. Und sie hoffen auf den Aufstieg in die Kreisliga. Ihr Ruf soll nicht unter den Gewalteskapaden leiden. Diese Saison aber muss die AH-Mannschaft noch miteinander zu Ende spielen. So verhindert Hashani, dass er beim Fußballverband Strafe zahlen muss. Für die restlichen Spiele hat er aber sechs Männer suspendiert.

Polizei und Sportgericht

Die Auflösung der AH-Mannschaft ist nicht das einzige Nachspiel, das die Massenprügelei von Freitagabend haben wird. Auch die Staatsanwaltschaft und das Kreissportgericht werden noch über den Vorfall zu entscheiden haben. Die Polizei ist gerade dabei, die Beteiligten zu den Vernehmungen vorzuladen. Dann wird sie den Fall an den Staatsanwalt übergeben: Die Beamten ermitteln wegen Körperverletzung und gefährlicher Körperverletzung. Anton Kraus, der Vorsitzende des Kreissportgerichts, kann sich nicht daran erinnern, schon einmal so einen Gewaltausbruch behandelt zu haben. Und das, obwohl er von Foulspiel bis Handgreiflichkeit im Jahr über 500 Fälle zu entscheiden hat. In wie vielen Fällen dabei Gewalt im Spiel ist, daran kann Kraus sich nicht erinnern. „Und wenn, dann würde ich mich nicht in der Presse darüber äußern“, sagt er. Das Sportgericht holt bei Verfahren Stellungnahmen der Vereine, des Schiedsrichters und des Spielleiters ein und entscheidet dann. Die Instanz kann etwa eine Geldstrafe verhängen, Spieler sperren, Punkte abziehen oder über Spielwertungen verfügen. Kraus wollte sich aber nicht dazu äußern, mit was der FC Kosova zu rechnen hat. Auch der Oberpfälzer Bezirksvorsitzende des Bayerischen Fußballverbands, Maximilian Karl, ist von dem Gewaltausbruch in Oberhinkofen entsetzt. Er traf sich gestern mit dem Kreisspielleiter Karl zu einem Krisengespräch.

Aufrufe: 010.5.2016, 12:00 Uhr
Von Heike Haala, MZAutor