Viele Amateurvereine kämpfen heutzutage um das nackte Überleben. Ehrenamt, Engagement und Hingabe für die eigenen Farben schwinden zusehends in einer Zeit, welche schnelllebiger kaum sein könnte. Ludwig Anspach zog vor einer Woche seine bereits gegebene Zusage an die SG Amöneburg/Kostheim zurück, wollte die Saison aber noch durchziehen. Nun ist das Engagement vorzeitig im beiderseitigen Einvernehmen geendet. Anspach offenbarte schonungslos seine Probleme mit der heutigen Generation, welche sich nicht mehr mit seinen eigenen Werten decken ließe. Damit dürfte er einer Vielzahl an Funktionären im Amateurfußball aus der Seele gesprochen haben. Spieler kommen und gehen. Identität geht verloren. Anstand und Moral scheinen zu schwinden.
Fehlerhafte Vorbilder
An jener Stelle kommt dem Profifußball, respektive der Bundesliga, eine enorme Bedeutung zu. Der globale Fußball ist heutzutage ein überhitztes Geschäft, in welchem Geld und Überheblichkeit überall zu finden sind. Spieler wie Frank Ribery demonstrieren mittels einem gebratenem Stück Fleisch Überheblichkeit und Realitätsverlust gleichermaßen, Ousmane Dembele erzwingt rücksichtslos den eigenen Wechsel nach Barcelona - solche Geschichten häufen sich. Immer seltener finden sich da echte Vorbilder für den Amateur, welcher in seiner Freizeit die Fußballschuhe schnürrt. Die Klarheit in Anspachs Aussagen zeugt von Offenheit und Mut. Seine Entscheidung, unter diesen Umständen nicht mehr Trainer der Sportgemeinschaft sein zu können, von Konsequenz. Nichts ist höher als die eigene moralische Instanz. Wenn schon der Profifußball immer weiter in entfernte Sphären abhebt, so sollte doch immerhin der Amateurfußball für Ehrlichkeit, Leidenschaft, Fairness und Spaß am Sport stehen.