2024-05-24T11:28:31.627Z

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Stefan Hauswirth 2017 in Diensten des TSV Helmstadt.
Stefan Hauswirth 2017 in Diensten des TSV Helmstadt. – Foto: Berthold Gebhard

Mückenloch ist ein Talente-Hotspot

Was macht eigentlich Stefan Hauswirth? +++ Fußballerische Anfänge mit Hansi Flick auf dem Dorfsportplatz

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Ordner anlegen oder Notizen machen muss sich Stefan Hauswirth ganz bestimmt nicht. Der gebürtige Mückenlocher kann seinen kompletten Werdegang aufsagen ohne mit Jahreszahlen oder Ereignissen durcheinanderzukommen. Das ist bei rund 50 Jahren fußballerischen Wirkens gar nicht so einfach. Heute ist er 55 Jahre alt, beim Blick zurück spielen Gummistiefel eine wichtige Rolle.

"Als Vierjähriger haben mich meine Eltern mit keinen anderen Schuhen aus dem Haus gehen lassen, weil ich anscheinend nicht so gut auf meine Sachen aufgepasst habe", lacht Hauswirth beim Beginn seiner Erzählung. Im heimischen Mückenloch hat er sich daher mit den klobigen Stiefeln alleine auf den Weg zum Sportplatz gemacht und die Älteren haben den kleinen Zuschauer gefragt, ob er nicht mitkicken wolle. Einer von den Älteren ist Hansi Flick gewesen.

Die D-Jugend des BSC Mückenloch aus dem Jahr 1974.
Die D-Jugend des BSC Mückenloch aus dem Jahr 1974.

Der heutige Bayerntrainer und sein ein Jahr jüngerer Bruder Joachim gehören zu den talentiertesten Mückenlocher, die jemals gegen einen Ball getreten haben. Wie sich herausstellte, reihte sich Hauswirth in diese illustre Runde ohne Abstriche ein. Nachdem die Flicks als D- und C-Jugendliche zur SpVgg Neckargemünd wechselten, fragten die beiden Brüder ihren Kumpel Stefan, ob er nicht mitkommen wolle. Dieser ließ sich nicht zweimal bitten und stellte sein Können auf dem Feld recht schnell unter Beweis. Über die Heidelberger Kreisauswahl und später die Badische Auswahl zog er die Aufmerksamkeit der großen Klubs aus der Region auf sich.

"Zur A-Jugendzeit ist das Ganze regelrecht explodiert. Ich bin letztlich zum Waldhof nach Mannheim gewechselt, aber auch der VfB Stuttgart und der Hamburger SV haben sich bei mir gemeldet. Damals trennten sich die Wege von Hansi, Joachim und mir, da die beiden zum SV Sandhausen gegangen sind", erzählt Hauswirth von seinem wohl wichtigsten Schritt.

Stefan Hauswirth (l.). Beim Kopfball ist Mitspieler Jürgen Kohler einen Schritt schneller. Zwei Abwehrspieler ganz vorne.
Stefan Hauswirth (l.). Beim Kopfball ist Mitspieler Jürgen Kohler einen Schritt schneller. Zwei Abwehrspieler ganz vorne.

Beim Waldhof spielte er unter anderem mit Stefan Herbold, Jürgen Kohler und Maurizio Gaudino zusammen. Obendrein durfte er für die Juniorennationalmannschaft auflaufen und traf dort auf weitere spätere 1990er-Weltmeister wie Thomas Häßler und Olaf Thon. Meistens spielte Libero oder direkt vor der Abwehr, was seinen Offensivdrang kaum einbremste, da er trotzdem jedes Jahr auf seine zehn Tore plus x kam. "In den meisten Ligaspielen konnte ich problemlos in der Offensive Akzente setzen, schließlich hatten wir hinten noch Jürgen Kohler, der ohnehin nichts hat anbrennen lassen", schmunzelt Hauswirth. Heute noch trifft sich die ehemalige A-Jugend des Waldhofs bis zu zwei Mal im Jahr und steht über eine WhatsApp-Gruppe in regem Austausch.

Es folgte der Schritt in den Erwachsenen-Bereich mit Training bei den Profis und Spielen in der zweiten Mannschaft. Körperlich war das eine extreme Beanspruchung, wie Hauswirth erläutert: "In der Jugend haben wir drei Mal die Woche trainiert und auf einmal standen sechs Einheiten auf dem Plan sowie zusätzliches Krafttraining." Es stand im Raum, dass er die Waldhof-Legende Günter Sebert langfristig als Libero beerben sollte. Hauswirth entschied sich jedoch dafür zum SV Sandhausen zu wechseln, um dort in der Oberliga, damals die 3. Liga, regelmäßig zu spielen.

Stefan Hauswirth bei der Ballannahme mit der Waldhof-A-Jugend gegen den VfB Stuttgart.
Stefan Hauswirth bei der Ballannahme mit der Waldhof-A-Jugend gegen den VfB Stuttgart.

Von 1986 an erlebte er zwei intensive Oberliga-Spielzeiten am Hardtwald samt hochdramatischer Aufstiegsspiele im Jahr darauf. "Wir wurden Meister, haben dann allerdings in der Aufstiegsrunde gegen die Kickers Offenbach und die SpVgg Bayreuth den Kürzeren gezogen", spricht der damals 22-Jährige von dem Duell auf dem Bieberer Berg unter Flutlicht und vor 15 000 Zuschauern.

Es kam ein neuer Trainer, der für seine Position seinen Wunschspieler mitbrachte. Der SVS-Manager informierte Hauswirth frühzeitig darüber, was ihn dazu bewog zum SV 98 Schwetzingen zu wechseln. Unter Trainer Raimund Lietzau spielte er zwei weitere Saisons in der Oberliga, ehe er mit einigen anderen regionalen "Größen" zum aufstrebenden VfB Leimen wechselte. Darunter der heutige bfv-Präsident Ronny Zimmermann.

Stefan Hauswirth (2.v.o.r.) beim SV Sandhausen.
Stefan Hauswirth (2.v.o.r.) beim SV Sandhausen.

Die Krönung der Leimener Zeit ist 1991 der Aufstieg von der Verbands- in die Oberliga gewesen. Gleichzeitig erlebte Hauswirth am letzten Spieltag, als die Meisterschaft längt feststand und es zum Schaulaufen gegen Walldorf kam, den größten Rückschlag seiner Laufbahn. Er berichtet: "Ich wurde damals an der Mittellinie sehr böse gefoult und habe einen offenen Bruch des Wadenbeins erlitten. Danach war ich anderthalb Jahre komplett raus."

Eine vollständige Heilung war ausgeschlossen, heute plagt ihn eine Arthrose im ebenfalls in Mitleidenschaft gezogenen Knöchel. Er ist froh immerhin noch joggen zu können. Als 26-Jähriger wollte er trotzdem nicht die Flinte ins Korn werfen und versuchte sich zurück zu kämpfen. Diese Phase beschäftigte ihn viele lange Jahre: "Das war schon ein Eingriff in mein Leben. Du machst dir in so einer Situation viele Gedanken, wenn du siehst, wie deine ehemaligen Mitspieler aus Jugendtagen im Fernsehen Bundesliga spielen und du selbst so eine schlimme Verletzung überstehen musst."

Mit eisernem Willen kämpfte er sich zurück und schaffte es immerhin noch in die Landesliga, wo er über vier Jahre lang den FC St.Ilgen auf seiner ersten Trainerstation coachte. Es folgten Engagements in Dilsberg, seinem Heimatverein BSC Mückenloch und beim TSV Wieblingen.

Als schließlich 41-Jähriger kam er erstmals in den Sinsheimer Fußballkreis. Über ein Gastspiel bei der bundesweit erfolgreichen AH-Mannschaft des TSV Reichartshausen kam der Kontakt mit dem Verein zustande. Zuerst nur als Spieler, dann schnell als Trainer blieb er insgesamt vier Jahre bei den Grün-Weißen und bereitete einer talentierten Generation den Weg in die Kreisliga. Von 2014 bis ´16 lernte er den Mosbacher Kreis und viele neue Bekannte, mit denen er heute noch in regem Kontakt steht, beim VfB Breitenbronn kennen.

In den zwei Jahren beim TSV Helmstadt von 2017 bis ´19 traf der Mückenlocher auf eine besondere Elf. "Das war eine der fußballerisch besten Mannschaften, die ich je hatte. Da wurde richtig guter Fußball gespielt", blickt er gerne zurück und dabei vor allem auf das erste Jahr, das den ganz großen Erfolg leider nicht parat hatte. In der Kreisliga vergaben die TSV-ler die schon sicher geglaubte Aufstiegsrelegation und im Pokalfinale mussten sie sich der SG Waibstadt geschlagen geben.

Das folgende Jahr war von Rückschlägen geprägt und danach war für ihn klar, dass er eine Pause machen möchte. Seitdem verfolgt er interessiert die Spiele seines Sohnemanns Leon, der beim BSC Mückenloch spielt. Der 19-Jährige hat ebenso wie seine 24-jährige Schwester Larissa das Talent der Eltern in die Wiege gelegt bekommen. Larissa ist wie ihre Mutter Heike eine ambitionierte Handballerin und wirbelt als Linkshänderin auf Rechtsaußen.

Der Sport steht hoch im Fokus bei den Hauswirths. Vater Stefan wird es also auch ohne Trainerjob nicht langweilig. Und außerdem brauchen die Kinder einen aufmerksamen Statistiker, der sich jedes wichtige Spiel, Tor und Datum problemlos merken kann.

Stefan Hauswirth auf einer Autogrammkarte des SV Waldhof.
Stefan Hauswirth auf einer Autogrammkarte des SV Waldhof.

Aufrufe: 023.6.2021, 12:30 Uhr
red.Autor