Zwei Vereine aus einer Stadt, die dazu noch in der gleichen Liga spielen – im Fußball gibt es wohl kaum ein besseres Rezept für tief verwurzelte Rivalitäten. Das gilt freilich auch für die Sportfreunde Baumberg und den 1. FC Monheim. Entsprechend spannend wird es, wenn ein Spieler von der einen auf die andere Seite des Kielsgrabens wechselt – so wie es Roberto Guirino im Sommer macht. Der 29-Jährige verlässt nach viereinhalb Jahren in Baumberg die Sportfreunde und heuert bei den blau-weißen Nachbarn aus dem Rheinstadion an.
Monheims Trainer Dennis Ruess freut sich über den gelungenen Coup. Er und Geschäftsführer Karim El Fahmi hätten den Leichlinger schon länger auf dem Radar gehabt, sagt der 40-Jährige. „Roberto ist ein richtig guter Fußballer, der spielerisch und menschlich viel Qualität mitbringt.“ Der Sommerzugang sei nicht nur defensiv wie offensiv einsetzbar, mit viel Dynamik auf dem Platz unterwegs, stark im Eins-gegen-Eins und ein Antreiber, sondern auch eine Führungsfigur, die viel Erfahrung mitbringe. „Ich kannte ihn bis jetzt nur als Gegenspieler, aber spätestens seit unseren Gesprächen weiß ich, dass er ein überragend guter Typ ist. Ich bin mit dem Transfer sehr glücklich“, sagt Ruess.
Der beidfüßige und technisch beschlagene Italiener wurde bei Bayer Leverkusen ausgebildet, ehe er bei Viktoria Köln, Alemannia Aachen, dem Bonner SC und Rot-Weiss Essen viele Spiele in der Regionalliga West absolvierte. Im Winter 2017 wechselte Guirino schließlich nach Baumberg, wo ihm in 74 Einsätzen 33 Tore und 23 Vorlagen gelangen. Zuletzt war er aber nomineller Defensivspieler. „Ich glaube, ich kann ihn fast auf jeder Position einsetzen – außer vielleicht im Tor“, sagt Ruess augenzwinkernd.
Der Coach ist insgesamt zufrieden mit dem Fortschritt der Kaderplanung. Neben Guirino gaben die Monheimer unter der Woche einen weiteren Zugang für den Sommer bekannt: Merveil Tekadiomona kommt vom SC Velbert. Der 24-jährige Linksaußen hat seine fußballerische Ausbildung in Unterrath und bei BV 04 Düsseldorf erhalten, ehe er seit nun bereits rund sechs Jahren dauerhaft in der Oberliga Niederrhein unterwegs ist. Auf 123 Einsätze mit 19 Toren und 22 Vorlagen kommt Tekadiomona bislang in der fünfthöchsten Spielklasse.
Nun will er in Monheim den nächsten Schritt machen – „und wir sind überzeugt, dass er ihn bei uns gehen kann“, sagt Ruess. „Er bringt viel mit, ist schnell, wendig, fleißig, vorne vielseitig einsetzbar und sich auch nicht zu schade, die tiefen Läufe nach hinten zu machen.“ Das habe der gebürtige Düsseldorfer nicht nur in den Partien gegen den FCM bewiesen.
Mit den beiden Zugängen ist die Kaderplanung für die Saison 2021/22 so gut wie abgeschlossen. „Wir haben bis jetzt fast mit der gesamten Mannschaft verlängert und es laufen noch ein paar Gespräche, aber viel wird wohl nicht mehr passieren“, erzählt Ruess. In den vergangenen Wochen und Monaten hatten die Monheimer bereits verkündet, dass unter anderem Dennis Ordelheide, Philip Lehnert, Philipp Hombach, Dennis Engelmann, Tim Galleski, Denis Labusga, Benjamin Schütz, Jan Nosel, Samet Aydin, Tayfun Altin, Sebastian Spinrath, Christoph Lange, Joell Mangano, Dimitrios Touratzidis, Tim Kosmala und Tobias Lippold ihre Verträge verlängern. Auch das Trainerteam und der Betreuerstab bleiben erhalten. Offen bleibt indes die Frage, wann sie wieder spielen und regulär als Mannschaft trainieren dürfen.
Der Fußballverband Niederrhein hat die Saison noch nicht nicht endgültig abgebrochen. Doch eine Fortsetzung wird mit jeder weiteren Woche im Lockdown unrealistischer. „Ich weiß ehrlich gesagt nicht, worauf bei der Entscheidung noch gewartet wird“, sagt Ruess. Er rechnet nicht mehr mit einer Fortsetzung der laufenden Saison. Dafür fehle schlicht die Zeit. „Die Jungs sind jetzt zu lange raus, trotz guter Zeiten bei den individuellen Laufplänen und dem Zweiertraining, das noch erlaubt war.“
Ohne mindestens drei, vier Wochen gut geplante und strukturierte Vorbereitung wäre ein Neustart der Spielzeit kaum möglich, um eine Flut an muskulären Verletzungen zu verhindern, schätzt Ruess. Auf der anderen Seite steht zudem der 30. Juni als das magische Datum, an dem im Fußball Verträge enden und über das die Saison laut Verband nicht verlängert werden kann und soll. Zur Erinnerung: Der 1. FC Monheim hatte erst neun Spiele in der Oberliga hinter sich, ehe die Spielzeit Ende Oktober 2020 wegen stetig steigender Corona-Fallzahlen unterbrochen wurde.
„Ich hake das Thema natürlich erst ab, wenn es auch offiziell abgehakt ist“, betont der Trainer des FCM. „Aber mir fehlt die Fantasie, wie eine Fortsetzung der Saison überhaupt noch funktionieren kann.“
INFO: Das Bezirksliga-Team setzt auf Kontinuität
Reserve Michael Will hatte bereits im Februar zugesagt, Monheims zweite Mannschaft für eine weitere Saison zu trainieren. Ebenfalls an Bord bleiben Marc Wunder als Co-Trainer sowie Fabian Krzkyla als Fitness- und Rehabilitationstrainer. Das Team vervollständigen David Lichtner, Marc Klose und Christian Kunert, die für die Abläufe rund um die Bezirksliga-Mannschaft zuständig sind.