2024-05-02T16:12:49.858Z

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Dr. Pe­ter Riess be­spricht mit Fuß­bal­ler Ha­san Ül­ker (l.) und Oli­ver Kuhn aus dem Vor­stand der SS­Vg Vel­bert die Ver­let­zung und die Hei­lungs­chan­cen.
Dr. Pe­ter Riess be­spricht mit Fuß­bal­ler Ha­san Ül­ker (l.) und Oli­ver Kuhn aus dem Vor­stand der SS­Vg Vel­bert die Ver­let­zung und die Hei­lungs­chan­cen. – Foto: He­li­os Kli­ni­kum

Mo­der­ne Tech­nik ret­tet Be­weg­lich­keit

Chir­ur­gen kön­nen ein be­schä­dig­tes Kreuz­band durch ei­ne Seh­nen­trans­plan­ta­ti­on er­set­zen.

Bis zum Foul des Geg­ners war es für Ha­san Ül­ker (SS­Vg Vel­bert) ein ganz nor­ma­ler Spiel­tag. Das Knie schwoll an. Ül­ker konn­te von nur vom Platz hum­peln und wur­de di­rekt ins He­li­os Kli­ni­kum Nie­der­berg ge­schickt, um ein MRT vom Knie ma­chen zu las­sen.

Die Dia­gno­se war bis da­hin schon zu er­war­ten: Kreuz­band­riss. Für den jun­gen Mann war die­se Nach­richt gleich dop­pelt so schlimm, da er ei­gent­lich zwei Ta­ge spä­ter sei­ne Aus­bil­dung in ei­nem Be­trieb in Wup­per­tal be­gin­nen soll­te. Den Start der Aus­bil­dung muss­te er aber nun auf­grund der Ver­let­zung erst ein­mal ver­schie­ben.

„Als ich mei­nen neu­en Chef an­ru­fen muss­te, um ihm mit­zu­tei­len, dass ich mich beim Fuß­ball­spiel ver­letzt ha­be, war das schon ein sehr un­an­ge­neh­mes Ge­fühl. Zu mei­ner Über­ra­schung zeig­te er aber sehr viel Ver­ständ­nis und bot mir an, den Start mei­ner Aus­bil­dung ein­fach zu ver­schie­ben, bis ich wie­der ge­ne­sen bin“, be­rich­tet der Ha­san Ül­ker.

Der be­han­deln­de Chef­arzt, Dr. Pe­ter Riess, der die Spie­ler des Ver­eins seit vie­len Jah­ren bei al­len Sport­ver­let­zun­gen be­treut, hat dem Spie­ler nach der Dia­gno­se und der MTR-Bild­ge­bung zur Ope­ra­ti­on des Kreuz­ban­des ge­ra­ten, da­mit der Sport­ler sei­nen Sport auch wei­ter­hin pro­blem­los aus­üben kann.

Der OP-Ter­min wur­de zwei Wo­chen nach der ei­gent­li­chen Dia­gno­se auf An­fang Sep­tem­ber ver­ein­bart. „Bei der Ope­ra­ti­on ha­ben wir über ei­nen klei­nen Haut­schnitt in der Nä­he des Knie­ge­lenks ei­ne Seh­ne von der In­nen­sei­te des Ober­schen­kels ent­nom­men (Se­mi­ten­di­no­sus­seh­ne). Dann wird, in ei­ner ar­thro­sko­pi­schen Ope­ra­ti­on (Schlüs­sel­loch­tech­nik), über zwei we­ni­ge Mil­li­me­ter lan­ge Haut­schnit­te je ein Bohr­ka­nal in den Un­ter­schen­kel- und in den Ober­schen­kel­kno­chen an­ge­legt“, be­rich­tet der Sport­me­di­zi­ner. Durch die Bohr­ka­nä­le wur­de die Er­satz­seh­ne in das Knie­ge­lenk ein­ge­zo­gen und im Kno­chen be­fes­tigt. Für die Be­fes­ti­gung im Kno­chen wur­den Schrau­ben ver­wen­det, die sich im Ver­lauf der Zeit selbst auf­lö­sen und da­mit ei­nen Zweit­ein­griff zur Ent­fer­nung un­nö­tig ma­chen.

Ha­san Ül­ker hat­te den ope­ra­ti­ven Ein­griff gut über­stan­den und war nun die ers­te Zeit auf Un­ter­arm­stüt­zen an­ge­wie­sen, da er das Knie nicht be­las­ten durf­te.

„Im Rah­men der Hei­lungs­pha­se über meh­re­re Mo­na­te wächst die Er­satz­seh­ne dann in den Kno­chen ein und bil­det sich mit der Zeit zu ei­nem le­ben­di­gen neu­en Kreuz­band um. Bei die­ser ar­thro­sko­pi­schen Ope­ra­ti­on wird dann auch gleich­zei­tig der Scha­den am Me­nis­kus be­ho­ben“, er­klärt der Chef­arzt wei­ter.

Bei ei­nem Kreuz­band­riss, ist fast im­mer das vor­de­re Kreuz­band be­trof­fen, da es um ein Viel­fa­ches häu­fi­ger ver­letzt wird als das hin­te­re Kreuz­band. Ein Riss des vor­de­ren Kreuz­ban­des ist ei­ne schwer­wie­gen­de Ver­let­zung, die in den meis­ten Fäl­len beim Sport auf­tritt. In Deutsch­land kom­men et­wa 100.000 Kreuz­band­ris­se pro Jahr vor, da­von mehr als 80 Pro­zent beim Sport.

In al­len Fäl­len kann die Ver­let­zung ei­ne schwe­re Funk­ti­ons­stö­rung des Knie­ge­lenks ver­ur­sa­chen, die den Be­trof­fe­nen in sei­ner Ak­ti­vi­tät ein­schränkt und im schlimms­ten Fall zum vor­zei­ti­gen Ge­lenk­ver­schleiß bis hin zur Be­las­tungs­un­fä­hig­keit und Knie­ar­thro­se führt. Ei­ne früh­zei­ti­ge Dia­gno­se und ge­eig­ne­te The­ra­pie hel­fen, ne­ga­ti­ve Spät­fol­gen für das Knie­ge­lenk zu ver­mei­den. Spe­zi­el­le kran­ken­gym­nas­ti­sche und trai­nings­the­ra­peu­ti­sche Be­hand­lungs­for­men ha­ben ei­ne vor­dring­li­che Be­deu­tung in der Be­hand­lung. Häu­fig ist aber auch ei­ne Ope­ra­ti­on not­wen­dig, um die Sta­bi­li­tät des Knie­ge­lenks wie­der­her­zu­stel­len. Die Sport­me­di­zin hat in den letz­ten Jah­ren enor­me Fort­schrit­te bei der Dia­gnos­tik und Be­hand­lung ge­macht, durch die die frü­her häu­fig schlech­te Pro­gno­se bei die­ser Ver­let­zung ent­schei­dend ver­bes­sert wer­den konn­te.

Der Fuß­ball­spie­ler hat­te Glück: Vom Tag nach der OP bis zu dem Zeit­punkt, an dem er das Bein wie­der voll be­las­ten durf­te, hat­te er kei­ne Schmer­zen. Phy­sio­the­ra­peu­tisch wur­de er im Nach­hin­ein vom Phy­sio­the­ra­peu­ten-Team im He­li­os Kli­ni­kum be­han­delt. Na­tür­lich hat er sich gro­ße Zie­le für die Zu­kunft ge­steckt: Er möch­te bald wie­der mit sei­ner Mann­schaft trai­nie­ren und sei­nen Aus­bil­dungs­be­ruf be­gin­nen. Die Pro­gno­se, dass er bald wie­der auf dem Feld ste­hen kann, ist gut.

Sport ist auch nach Kreuz­band­riss mög­lich

Der Kreuz­band­riss ge­hört zu ei­ner der häu­figs­ten Sport­ver­let­zun­gen. Frü­her be­deu­te­te er häu­fig das Aus für Hoch­leis­tungs­sport­ler. Nach ei­ner Ope­ra­ti­on und ei­ner mehr­mo­na­ti­gen Re­ge­ne­ra­ti­ons­pha­se kön­nen Pa­ti­en­ten heu­te wie­der Sport trei­ben.

Aufrufe: 017.1.2021, 22:00 Uhr
Rheinische PostAutor