Mit Toren geizen beide Teams

Auch der 55-jährige hatte an diesem Tag wieder einen guten Job gemacht. Denn seine taktische Ausrichtung war mit ein ausschlaggebender Punkt dafür, weshalb Wendelsheim letztlich ohne Torerfolg geblieben ist. „Es muss nicht immer Hurra-Fußball sein, das ist nicht unser Anspruch. Wir wollten sie spielen lassen“, erklärte Scharf. Dieser Plan führte dann auch zu einer ordentlichen Stabilität in der Defensive, zu der natürlich auch die Zweikampfstärke beitrug. Gästespieler Muhammed Pehlivan hielt fest: „Wir haben gegen keinen leichten Gegner gut dagegengehalten und waren kämpferisch stark.“

Dagegen aber haperte es im Spiel nach vorne. Scharf hätte sicher nichts gegen die eine oder andere Offensivaktion mehr einzuwenden gehabt. Allerdings fand sein Team jedoch kaum mal ein Mittel, um dem stabilen Wendelsheimer Abwehrverbund gefährlich zu werden. So hatte Nieder-Wiesen mehr oder weniger nur zwei Torchancen, die zum Erfolg hätten führen können. Doch den Freistoß von Jeromy Van klärte Heimtorwart Kevin Walther mithilfe der Latte (54.) und auch die gute Chance von Nicolaj Hesseldenz machte er zunichte (57.).

Beide Möglichkeiten waren aber nichts im Vergleich zur Topchance der Wendelsheimer. Vor 150 Zuschauern bewahrten Rico Pascal Groß und Sebastian Baumann jedoch nicht die Ruhe. Erst scheiterte Groß an seiner schlechten Ballmitnahme und Gästekeeper Rene Lawall. Unmittelbar danach fand Baumann im Nachschuss in Abwehrspieler Maximilian Becker seinen Meister (48.). „Da erwarte ich ein Tor“, klagte Gastgeber-Coach Gebhard Hahn. Generell fühlte sich das Unentschieden für die Hausherren nicht gut an. „Für uns ist das ein bisschen wenig. Wir wollen unsere Heimspiele gewinnen.“ Und aufgrund der leichten Überlegenheit wäre ein Dreier aus Sicht der Gastgeber auch nicht unverdient gewesen. Verteidiger Philipp Mayer analysierte: „Wir haben insgesamt eine gute Mannschaftsleistung gezeigt und ich fand uns auch besser als Nieder-Wiesen.“

Da sich letztlich dann aber kein Team über 90 Minuten entscheidende Vorteile erarbeiten konnte, muss von einem leistungsgerechten Unentschieden gesprochen werden – in einem kampfbetonten Derby, dass auch seine Opfer forderte. Denn schon früh musste Gäste-Verteidiger Pierre Bernay mit einem humpelnden Fuß ausgewechselt und durch Björn Eisen ersetzt werden (10.). In der 86. Minute schickte der gut leitende Schiedsrichter Veli Abasiz den eingewechselten Daniel Schellong mit Gelb-Rot vom Platz (wegen taktischen Fouls). Dazu hätte sich auch Mayer dazu gesellen können, wenn Abasiz streng gewesen wäre. Nachdem er Dominik Wernersbach als letzter Mann zu Fall brachte (90.), wäre statt einer Gelben Karte auch ein roter Karton vertretbar gewesen.

Durch die Kulisse und die eine oder andere ruppige Aktion in den zweiten 45 Minuten sei dann auch schon „die Derbyatmosphäre zu spüren gewesen“ sagte Mayer. Mitte der zweiten Halbzeit hatte Hahn gar Angst, dass „es aus dem Ruder läuft.“ Doch letztlich beruhigte sich das Ganze wieder. Alles gut also, um es in den Worten von Scharf zu sagen.