Nervös war Schmidt auch nach gut zehn Minuten Spielzeit nicht, dafür war gar keine Zeit. Konsterniert war er, 2:0 führten die Hessen, zweimal hatte Selina Dambier (8./11.) zugeschlagen, hatte die kollektive Unaufmerksamkeit der Nürnberger Defensivabteilung bestraft. „Dümmer als ich mir vorstellen konnte“, kritisierte er dieses Verhalten, „völlig verschlafen“ nannte er den Start, obwohl er vor dem Anfangsdruck der Frankfurterinnen gewarnt hatte, da diese bei einem Sieg in der Tabelle hätten gleichziehen können.
Dass Schmidt dann doch mit seinen Spielerinnen und der Sonne um die Wette strahlen konnte, ihnen insgesamt „ein schönes Spiel“ attestierte und der 3:2 (1:2)-Sieg zumindest ein erster Schritt in die erhoffte Richtung war, hatte mit der spielerischen Überlegenheit, mehr jedoch mit dem guten Mannschaftsgeist und auch jenem Quäntchen Glück zu tun, das in der Vergangenheit oftmals fehlte.
Gegen die Hessen gelang Leonie Vogel schnell der Anschlusstreffer zum 1:2 (13.) – ein Mutmacher, der Auftrieb gab und wenig Zeit zum Nachdenken oder gar zum Hadern ließ. „Ein bisschen mehr Kommunikation“ forderte der Trainer, „nicht so viel zuschauen“, rief er ihnen zu. Das beherzigte die gesamte Mannschaft.
Katharina Rupp, von ihm aus der Zweiten ins Regionalligateam befördert, ordnete bei ihrem Debüt die Abwehr gut. Die Mehrzahl der Zweikämpfe in der Defensive wurden gewonnen und damit die Grundlage gelegt, um das spielerische Potenzial in die Waagschale zu werfen.
„Gefühlt zu wenige Tore“ habe seine Mannschaft aus ihren Möglichkeiten erzielt, aber das spielte am Ende alles keine Rolle mehr. Kein böses Wort habe es untereinander gegeben, keine negative Stimmung sei zu spüren gewesen nach dem schnellen Rückstand. „Charakter nennt man das wohl“, lobte Schmidt – „und deshalb war ich auch in der Halbzeit von unserem Sieg überzeugt“.
Nicole Munzert belohnte sich für ihr immenses Pensum mit dem 2:2 (62.), profitierte dabei jedoch von der einzigen Schwäche der Gäste-Torhüterin. In der 76. Minute war es dann erneut Leonie Vogel, die nach präzisem Pass von Melissa Ludewig für das Happy End sorgte.
„Es wäre bitter gewesen, wenn wir nach dieser Leistung nicht gewonnen hätten“, sagte auf dem Weg in die Kabine mit Marissa Schultz eine, die mit einem etwas verlegenen Lächeln zugab, vor allem in der Schlussphase das eine oder andere Tor hätte schießen können. „Aber ich bin neu in der Mannschaft und bereite Treffer ohnehin lieber vor“, sagt die 25-jährige US-Amerikanerin mit Vorfahren aus Schillingsfürst. Wegen ihres deutschen Freundes, den sie als Austauschschüler an der High School in Minnesota kennengelernt hat und der beim FC Bayern Kickers auch Fußball spielt, ist sie im Oktober 2013 nach Nürnberg gekommen.
Als Vierjährige hat sie mit dem Fußballspielen begonnen und zuletzt an der Columbia Universität in New York in der höchsten Uni-Liga gekickt. Beim Club war sie in der Zweiten am Aufstieg in die Landesliga beteiligt – unter Kevin Schmidt, der sie bei seinem Wechsel ins Regionalliga- Team mitnahm. Nach den ersten Eindrücken kein schlechter Schachzug – und für Tore gibt es in den nächsten Wochen sicherlich noch die eine oder andere Gelegenheit.
Der Terminplan meint es nämlich nicht schlecht mit dem Club, geht es in vier der nächsten fünf Spiele doch gegen schlechter platzierte Mannschaften. Da kann das Plus an Selbstvertrauen nach dem erfolgreichen Debüt nach der Winterpause bestätigt werden. Am besten gleich am Sonntag beim Tabellennachbarn, dem Hegauer SV. Ein 0:2 sollte da jedoch tunlichst vermieden werden, denn danach noch eine Wende zu schaffen, gehört in der Regionalliga eher zu den Ausnahmen.
Schiedsrichter: Lena Wöllmer (Wallerstein) - Zuschauer: 110